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„Was bleibt, ist die Literatur“

campus.momente

28.03.2025

Der Preisträger Abbas Khider bei seiner Dankesrede

Der Preisträger Abbas Khider bei seiner Dankesrede
Bildquelle: Stiftung Preußische Seehandlung © Katja Hentschel

Der irakische Schriftsteller Abbas Khider wurde mit dem Berliner Literaturpreis 2025 ausgezeichnet und auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut der Freien Universität berufen

Was bleibt, ist die Literatur. Was bleibt, ist das Wort. Nicht als Flucht, nicht als Rückzug, sondern als der einzige Ort, an dem der Mensch die Welt immer wieder neu verhandeln kann.“ Mit diesen Worten betonte Abbas Khider in seiner Dankesrede zur Verleihung des Berliner Literaturpreises 2025 die zentrale Bedeutung von Literatur, gesellschaftliche und politische Umbrüche zu reflektieren und zu hinterfragen. Als „Raum des Dazwischen“ ermögliche die Literatur stets einen „Schwebezustand, in dem das Denken frei wird“so Khider.

Abbas Khider, der 1996 aus dem Irak floh und seit dem Jahr 2000 in Deutschland lebt, zählt heute zu den wichtigsten literarischen Stimmen seiner Generation. Der Schriftsteller sprach auch über die prägende Wirkung des Exils auf seine literarische Arbeit. „Das Exil formte mich als Autor“, erklärte er und beschrieb seine Verfassung als einen „Zustand zwischen Verlorensein und Widerstand, ein ständiges Pendeln zwischen Fremde und Selbstbehauptung“.

Verbunden mit der Verleihung des Berliner Literaturpreises der Stiftung Preußische Seehandlung ist die Berufung auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut. Professor Georg Bertram, als Vizepräsident der Freien Universität Berlin zuständig für Berufungen, würdigte die politische Dimension von Khiders Werk und verwies dabei auf die zweifache Bedrohung, die Literatur in einer Diktatur darstellt: „Für jene, die lesen und schreiben, ebenso wie für die Machthaber, die sie fürchten und deshalb kontrollieren wollen“.

Gruppenfoto (v.l.n.r.) Prof. Dr. Georg Bertram, Dr. Hans Gerhard Hannesen, Preisträger Abbas Khider, Laudatorin Insa Wilke und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner / Prof. Dr. Georg Bertram am Rednerpult

Gruppenfoto (v.l.n.r.) Prof. Dr. Georg Bertram, Dr. Hans Gerhard Hannesen, Preisträger Abbas Khider, Laudatorin Insa Wilke und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner / Prof. Dr. Georg Bertram am Rednerpult
Bildquelle: Stiftung Preußische Seehandlung © Katja Hentschel

Einen weiteren gedanklichen Impuls aus Khiders Büchern aufgreifend, sagte Georg Bertram: „Sprache soll nicht ausschließen, sondern einladen. Sie soll ein Ort sein, an dem sich alle zu Hause fühlen können." Im Rahmen der Gastprofessur könne Khider den Studierenden „unter anderem vermitteln, dass Sprache nicht nur ein Werkzeug der Verständigung, sondern auch ein Zufluchtsort sein kann – ein Ort, an dem man sich neu erfindet, an dem man Gehör findet, an dem man sagen kann, was andernorts verboten ist. Ihr Weg ins Deutsche war nicht ohne Unsicherheiten. Am Anfang gaben Sie – wie Sie in einem Interview berichtet haben – Ihre Texte Freunden mit der Bitte um ein ehrliches Urteil – und wollten nur drei Worte hören: entweder ,Abbas, hör auf!' oder ,Abbas, mach weiter!'. Zum Glück für uns alle haben Sie weitergemacht“.

Die Veranstaltung wurde von Gästen aus Politik, Wissenschaft und Literatur begleitet – der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, verlieh Abbas Khider den Berliner Literaturpreis. Die Laudatio hielt Literaturkritikerin Insa Wilke. Unter den Gästen waren auch Mitglieder der Preisjury.

Weitere Informationen

Der Berliner Literaturpreis wird seit 1989 jährlich von der Stiftung Preußische Seehandlung für herausragende Beiträge zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur vergeben. Der Preis richtet sich an Autorinnen und Autoren, deren Werk maßgeblich zur Entwicklung der erzählenden Literatur, der dramatischen Literatur und der Lyrik beigetragen hat. Mit der Verleihung verbunden ist die Berufung auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut. 

Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern sowie Dozierenden zählen unter anderem Herta Müller (2005) Durs Grünbein (2006), Lukas Bärfuss (2013), Ilma Rakusa (2017), Marion Poschmann (2018), Clemens J. Setz (2019), Thomas Meinecke (2020), Monika Rink (2021), Steffen Mensching (2022), Lutz Seiler (2023) und Felicitas Hoppe (2024).

Im kommenden Sommersemester 2025 wird der Schriftsteller Abbas Khider als Gastprofessor für deutschsprachige Poetik eine literarische Werkstatt an der Freien Universität betreuen und mit jungen Autor*innen über ihr Schreiben sprechen. Die literarische Werkstatt findet in der Vorlesungszeit des Sommersemesters (vom 14. April bis zum 19. Juli 2025) statt.

Link zu der Schreibwerkstatt: https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we03/institut/termine/2025-03-17_Open-Call-Abbas-Khider.html

Link zur PM: https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2025/fup_25_014-berliner-literaturpreis-abbas-khider/index.html