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Katalogkästen, Mikrofiches und Schreibmaschinen

Bis 1. August: Die Wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek der Freien Universität zeigt anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Fachbereichs eine Ausstellung

17.07.2019

Von der Decke baumeln kleine goldene Fünfziger, neben der Ausleihtheke hängen Heliumballone in Form der Zahlen. Wer denn gerade einen runden Geburtstag feiere, würden die Bibliothekarinnen und Bibliothekare im Moment oft gefragt, erzählt Karin Reese amüsiert: „Na, wir alle, antworten wir dann. Durch die Zusammenlegung der Betriebs- und Volkswirtschaftlichen Fakultäten entstand 1969 der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft – deshalb haben wir dieses Jahr fünfzigjähriges Jubiläum.“ Mit ihren Kolleginnen hat die Bibliotheksleiterin eine kleine Ausstellung für den Eingangsbereich der Bibliothek konzipiert, die noch bis zum 1. August zu sehen ist.

Bibliotheksleiterin Karin Reese hat mit ihren Kolleginnen Dokumente aus der Fachbereichsgeschichte zusammengestellt.

Bibliotheksleiterin Karin Reese hat mit ihren Kolleginnen Dokumente aus der Fachbereichsgeschichte zusammengestellt.
Bildquelle: Jennifer Gaschler

Dokumente in den Vitrinen erinnern an wichtige Ereignisse des Fachbereichs: seine Geburtsstunde etwa durch „Das neue Gesetz über die Universitäten des Landes Berlin“. Damals, 1969, wurden die Fachbereiche an der Freien Universität eingerichtet, die die Funktion der einzelnen Fakultäten mit ihren zahlreichen Disziplinen übernahmen. Erinnert wird in der Schau auch an die Verleihung der Ehrendoktorwürde im Jahr 1998 an Professor Paul Krugman „für seine grundlegenden Beiträge zur neuen Außenhandelstheorie, die von ihm bewirkte Renaissance der Wirtschaftsgeographie und seine bahnbrechenden Arbeiten über internationale Finanzkrisen“.

Ungewöhnliche, in der Bibliothek vergessene Lesezeichen sind in einem Ordner zu sehen, darunter auch Kurioses wie das modifizierte lose Deckblatt eines Buches, das ein Studierender in den 1970er oder 1980er Jahren verwendet hat. „Die Probleme der Betriebswirtschaftslehre“ wurden dort zu „Mein Problem mit der Betriebswirtschaftslehre“. Plakate zeigen Fotos der Baugeschichte des Gebäudes in der Garystraße 21 und die Entwicklung im Bibliothekwesen.

Leihscheine aus den 1950er und 1960er Jahren – zu dieser Zeit gab es noch getrennte Bibliotheken für Volks- und Betriebswirtschaft.

Leihscheine aus den 1950er und 1960er Jahren – zu dieser Zeit gab es noch getrennte Bibliotheken für Volks- und Betriebswirtschaft.
Bildquelle: Jennifer Gaschler

Von manuell zu digital

Als Gedächtnis der Forschung am Fachbereich verstehe sich die Wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek, erläutert Karin Reese. Dessen Speichermethoden hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten dabei grundlegend verändert. Bis zum Jahr 2000 waren viele Dissertationen und Referenzwerke nur als Mikrofiches vorhanden. Sie mussten in ein Lesegerät eingelegt werden, wodurch die millimeterkleinen Folienfotos vergrößert wurden. Wer bis 1992 bestellte Bücher abholte, tat dies beim „Kasperletheater“ – so nannten die Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Luke in einer Holzwand, durch die sie die Werke reichten. Wollte man die Ausleihzeit verlängern, musste man eine Postkarte mit Rückfrankierung in einem Briefumschlag senden oder persönlich erscheinen – wobei die Bibliothek bis ins Jahr 1980 nur wenige Stunden am Nachmittag geöffnet war. „Das war alles sehr aufwendig“, sagt Karin Reese schmunzelnd: „Studierende können sich das heute nicht mehr vorstellen – denn unsere Bücher und Zeitschriften sind heutzutage 24 Stunden täglich online zugänglich.“

Während Querverweise und Leseempfehlungen heute nur ein paar Klicks entfernt sind, suchten Wissenschaftler und Studierende noch bis ins Jahr 2000 in Katalogkästen nach Schlagworten oder Autoren. Zeitweise hätten die Kataloge ganze Räume eingenommen, erinnert sich die Bibliothekarin. Längst gibt es dort Gruppenarbeitsplätze und zusätzliche Bücherregale für die Präsenzbibliothek, denn mit rund 600 000 Bänden ist der Standort die größte wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek Berlins.

Bis ins Jahr 2000 wurden sie bei der Bibliotheksrecherche genutzt: Katalogkästen

Bis ins Jahr 2000 wurden sie bei der Bibliotheksrecherche genutzt: Katalogkästen
Bildquelle: Jennifer Gaschler