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Wie Heinzelmännchen wirken

Am 16. Februar sagt Berlin Ehrenamtlichen „Danke“ – campus.leben stellt aus diesem Anlass ehrenamtliches Engagement an der Freien Universität vor

15.02.2019

Von Studierenden für Studierende: An drei Tagen in der Woche ist der ehrenamtlich betriebene Bücherbasar des Förderkreises Philologische Bibliothek jeweils fünf Stunden geöffnet.

Von Studierenden für Studierende: An drei Tagen in der Woche ist der ehrenamtlich betriebene Bücherbasar des Förderkreises Philologische Bibliothek jeweils fünf Stunden geöffnet.
Bildquelle: privat

Nur zur Schule gehen, das habe sie nicht ausgefüllt, sagt Sarah Hechler. Deshalb hat sie nebenher kostenlos Nachhilfe gegeben und Geld für einen guten Zweck gesammelt. „Ehrenamt gehört zu meinem Alltag“, sagt die 20-Jährige.

Als sie für ihr Politikstudium an der Freien Universität nach Berlin zog, stand für sie fest, dass sie sich auch in ihrer neuen Heimat ehrenamtlich betätigen würde. Derzeit organisiert die Studentin für die gemeinnützige Organisation DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) eine sogenannte Registrierungsaktion, die im Mai an der Freien Universität stattfinden soll. 80 Prozent der an Blutkrebs Erkrankten sind angewiesen auf einen anonymen „genetischen Zwilling“. Genau diese Zwillinge möchte die DKMS zusammenführen – und Sarah Hechler will dabei helfen. Sie wünscht sich, dass sich möglichst viele potenzielle Stammzellenspenderinnen und -spender zwischen 17 und 55 Jahren registrieren lassen. „Studierende sind die Zielgruppe schlechthin“, sagt Sarah Hechler.

Seit ihrer Schulzeit setzt sich Sarah Hechler ehrenamtlich ein. Sie studiert an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft und kommt ins zweite Semester.

Seit ihrer Schulzeit setzt sich Sarah Hechler ehrenamtlich ein. Sie studiert an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft und kommt ins zweite Semester.
Bildquelle: privat

Die Studentin gehört zu den rund 40 Prozent Berlinerinnen und Berlinern, die sich freiwillig und ohne Entlohnung für andere Menschen einsetzen. Und sie ist eine der vielen Ehrenamtlichen an der Freien Universität. Diese Helferinnen und Helfer verrichten ihre Arbeit zwar nicht wie die in der Literatur besungenen Heinzelmännchen nachts, aber wie sie setzen sie sich engagiert und nicht immer sichtbar ein.

Ehrenamtliches Engagement in der Bibliothek...

Zum Beispiel im „Förderkreis Philologische Bibliothek e.V.“. Dort verkaufen Ehrenamtliche Bücher, der Erlös geht an die Philologische Bibliothek. 20.000 Bücher befinden sich derzeit im Besitz des Förderkreises, rund 200.000 Euro wurden durch Verkäufe bisher eingenommen, von dem Geld konnten neue Bücher angeschafft werden.

Vier Mitglieder des fünfköpfigen Vereinsvorstands sind Studierende, außerdem kümmern sich drei weitere Engagierte um den Bücherbasar, die Haupteinnahmequelle des Fördervereins. Der Bücherbasar erhält Spenden – zum Beispiel von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in eine kleinere Wohnung ziehen und einen Großteil ihrer Bibliothek abgeben, erklärt Klaus Ulrich Werner.

Der Leiter der Philologischen Bibliothek und promovierte Literaturwissenschaftler ist ordentliches Mitglied des Fördervereins. Die Studierenden sortieren die Bücher, preisen sie aus und verkaufen sie. An drei Tagen in der Woche ist der Bücherbasar jeweils fünf Stunden geöffnet. „Großartig“ findet Klaus Ulrich Werner dieses Engagement: „Das ist sehr besonders: Ein Bibliotheksförderverein, der von Studierenden für Studierende betrieben wird.“

Sie sorgten nicht nur dafür, dass ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen mehr Bücher zur Verfügung stehen; sie würden durch ihre Tätigkeit in einem Verein auch nützliche Fertigkeiten erlernen, sagt Klaus Ulrich Werner: „Unsere studentischen Vereinsvorsitzenden fragen sich anfangs oft: Einen Verein zu leiten, wie geht das eigentlich? Ein Verein muss rechtlich ja bestimmte Auflagen erfüllen. Viele haben im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für den Förderkreis beispielsweise das erste Mal mit einer Steuerberaterin zu tun.“ Von einem Ehrenamt profitiert also nicht nur die Gemeinschaft, auch die Helfenden selbst lernen.

... und im Botanischen Garten

Sie lernen und helfen – und genießen dabei mitunter die Natur: Rund 48 Ehrenamtliche arbeiten derzeit im Botanischen Garten der Freien Universität, im Freiland, im Gewächshaus, im Herbarium oder auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Anders als im Förderkreis der Philologischen Bibliothek engagieren sich dort überwiegend Menschen, die schon im Ruhestand sind, und es sind mehr Frauen als Männer. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen, sagt Gesche Hohlstein, Pressesprecherin des Botanischen Gartens: Manche sind ausgebildete Gärtner, andere waren oft und gerne zu Besuch im Botanischen Garten und erfüllen sich durch die Arbeit dort und den Blick hinter die Kulissen einen Traum. Aus den unterschiedlichen beruflichen Hintergründen ergeben sich unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten, die sich auch danach richten, was jemand sucht und was ihn anspricht. „Manche wollen nach jahrelanger Büroarbeit in der Erde wühlen. Andere wollen eine sitzende Tätigkeit.“ Die einen wollten fortsetzen, was sie beruflich gemacht haben, die anderen suchten etwas völlig anderes.

Alle eine jedoch ihre Liebe zu Pflanzen. Das sei wichtig, sagt Gesche Hohlstein, denn ob man eine Pflanze umsetze oder eine Datenbank pflege, die Nähe zur Natur ist immer da.

Die meisten Ehrenamtlichen kommen einmal in der Woche für zwei bis drei Stunden in den Botanischen Garten – eine gewisse Regelmäßigkeit sei notwendig, denn ihre Hilfe ist eingeplant. Ehrenamtliche seien eine große Unterstützung, sagt Gesche Hohlstein, „damit uns die Arbeit nicht buchstäblich über den Kopf wächst.“

Ehrenamt lohnt sich, das zeigen diese Beispiele. Manchmal bringt es sogar noch mehr als Spaß und Erfüllung: Weil sie sich immer engagiert habe, sagt Sarah Hechler, die Studentin, die sich gegen Blutkrebs einsetzt, habe sie ein Stipendium für ihr Studium erhalten. Diese Förderung setzt ihrem Einsatz natürlich kein Ende. Derzeit ist sie mit den Vorbereitungen für den DKMS-Aktionstag im Mai beschäftigt. Dafür investiert sie gerne mal eine Woche in den Semesterferien.