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Mit Zuversicht in die Promotion

Die Friedrich Schlegel Graduiertenschule informierte mit einem World Café über Promotionsstipendien

24.08.2017

Neben fünf Stiftungen sowie dem katholischen Cusanuswerk und dem Promotionsstipendium des Landes Berlin war auch die Dahlem Research School der Freien Universität mit dem Referenten Julian Henneberg (Mitte) beim World Café vertreten.

Neben fünf Stiftungen sowie dem katholischen Cusanuswerk und dem Promotionsstipendium des Landes Berlin war auch die Dahlem Research School der Freien Universität mit dem Referenten Julian Henneberg (Mitte) beim World Café vertreten.
Bildquelle: Nora Lessing

Acht Tische, acht Stiftungsvertreterinnen und -vertreter, viele Interessierte: Beim World Café der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien (FSGS) der Freien Universität, das Anfang August im Seminarzentrum der Rost- und Silberlaube stattfand, konnten sich angehende Promovenden über Stiftungen und deren Angebote informieren. Unter dem Titel „Wege in die Promotion. Welche Stiftung passt zu mir?“ stellten Promovierende, die Stipendien verschiedener Träger aus Politik und Gesellschaft beziehen, die Stipendienangebote und Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber vor. Anliegen der FSGS war es, Promotionsinteressierten aus den Geisteswissenschaften die oft nervenaufreibende und zeitintensive Suche nach Geldgebern für ihre Promotionsprojekte zu erleichtern.

Lucio Piccoli (r.) promoviert seit zwei Jahren am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin – mithilfe eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Lucio Piccoli (r.) promoviert seit zwei Jahren am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin – mithilfe eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Bildquelle: Nora Lessing

Am Tisch der Friedrich-Ebert-Stiftung steht Lucio Piccoli fünf angehenden Promovenden Rede und Antwort. Er steigt sofort ins Gespräch ein, denn seine Tischgäste haben nur zwanzig Minuten Zeit, um Fragen zu stellen. Dann ertönt der Gong und sie wechseln an den nächsten Tisch, zu einem anderen Förderwerk.

World Café nennt sich dieses Kommunikationskonzept, das in den USA entwickelt wurde: Teilnehmerinnen und Teilnehmer wechseln nach einem vorher festgelegten Turnus die Tische und diskutieren in Kleingruppen zu verschiedenen Aspekten eines Themas – eine Methode, um möglichst schnell und unkompliziert miteinander in Kontakt zu kommen. Für Gespräche stehen heute Vertreterinnen und Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung, des Cusanuswerks, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung, der Studienstiftung des deutschen Volkes, des Promotionsstipendiums des Landes Berlin und der Dahlem Research School der Freien Universität zur Verfügung.

„Wisst ihr, wie politische Stiftungen funktionieren?“, fragt Lucio Piccoli, der seit zwei Jahren am Lateinamerika-Institut der Freien Universität promoviert, in die Runde. Die Anwesenden schütteln die Köpfe. „Also zunächst mal braucht man überdurchschnittlich gute Noten und muss sich sozial engagieren“, erläutert Piccoli und erklärt, dass es der Friedrich-Ebert-Stiftung besonders auf die Werte der Sozialdemokratie ankomme. „Ihr müsst nicht Politik im engen Sinne des Wortes machen, von den Stipendiaten wird eher erwartet, dass sie durch eine Form von Engagement für sozialdemokratische Werte eintreten.“ Er selbst ist Teil einer Gruppe, die Willkommensabendessen für Geflüchtete organisiert, und hat sich damit für das Stipendium qualifiziert. Nun teilt er sein Wissen mit zukünftigen Promovendinnen und Promovenden.

Anja Hallacker, Geschäftsführerin der FSGS, stellte in ihrer Begrüßungsrede das neue Förderformat „Einstein-Projektstipendium“ vor.

Anja Hallacker, Geschäftsführerin der FSGS, stellte in ihrer Begrüßungsrede das neue Förderformat „Einstein-Projektstipendium“ vor.
Bildquelle: Nora Lessing

Jeanette Kördel, Doktorandin am Lateinamerika-Institut der Freien Universität, organisierte die Veranstaltung gemeinsam mit Anja Hallacker.

Jeanette Kördel, Doktorandin am Lateinamerika-Institut der Freien Universität, organisierte die Veranstaltung gemeinsam mit Anja Hallacker.
Bildquelle: Nora Lessing

Die Köpfe hinter der Veranstaltung, die zum ersten Mal stattfand, sind Jeanette Kördel und Anja Hallacker von der Friedrich Schlegel Graduiertenschule. In ihrer Begrüßungsrede stellt Anja Hallacker, Geschäftsführerin der FSGS, das neue Förderformat „Einstein-Projektstipendium“ vor. Diese von der Einstein Stiftung finanzierten Projektstipendien umfassen eine neun Monate währende Anschubfinanzierung für die Zeit zwischen Studium und Promotion, in der zukünftig Promovierende ihre Projekte entwickeln. Für die Zeit danach müssen die Stipendiaten eine nachhaltige externe Finanzierung einwerben – zum Beispiel von einer politischen Stiftung. Das strukturierte Promovieren an Graduiertenschulen ermögliche es, mit Hilfe eines maßgeschneiderten Curriculums „optimal und schnell zu promovieren“, sagt Hallacker. Dies habe sich als sehr erfolgreich erwiesen. Einziger Wehrmutstropfen sei, dass die Promovenden die Gelder zur Grundsicherung zukünftig selbst einwerben müssten, da die Graduiertenschulen den finanziellen Mehraufwand nicht mehr selbst stemmen könnten. Stipendien aus öffentlichen Geldern seien hier eine Alternative zur Berufstätigkeit neben der Promotion. Umso wichtiger sei es, Promotionsinteressierte und Geldgeber im wahrsten Sinne des Wortes an einen Tisch zu bringen.

In der Mitte des Raumes hat Sara Bonin ihren Tisch mit Flyern und Programmbüchern des katholischen Cusanuswerkes dekoriert. Die Promovendin wird bereits seit dem dritten Bachelorsemester von dem Begabtenförderungswerk unterstützt. Sie schwärmt von Zusammenhalt und guter Kommunikation innerhalb des konfessionellen Netzwerkes. „Voraussetzung für die Förderung ist allerdings, dass man katholisch, orthodox oder gerade auf dem Weg zur Taufe ist“, erklärt Sara Bonin ihren Zuhörern. „Das Schlagwort bei uns ist ‚biografische Förderung‘. Wir wollen Menschen fördern, die die Gesellschaft positiv gestalten wollen.“ Dazu engagieren sich Geförderte, etwa in der Obdachlosenhilfe. „Wir arbeiten zum Beispiel auch gemeinsam im Tagungshaus in Bonn an unseren Projekten. Dort können sich Stipendiatinnen und Stipendiaten zu einer ungestörten Studienauszeit zurückziehen und konzentriert an ihren Studienprojekten arbeiten und gemeinsam beten.“

Die Promovendin Sara Bonin (l.) wird bereits seit dem dritten Bachelorsemester vom katholischen Cusanuswerk unterstützt.

Die Promovendin Sara Bonin (l.) wird bereits seit dem dritten Bachelorsemester vom katholischen Cusanuswerk unterstützt.
Bildquelle: Nora Lessing

Zwei Stunden lang informieren sich die angehenden Promovenden bei den Vertreterinnen und Vertretern der politischen, konfessionellen und öffentlichen Stiftungen. Dann lösen die Veranstalter das Zwanzig-Minuten-Prinzip auf und Stipendien-Coaches und Promotionsinteressierte haben noch Zeit, um sich am Buffet zu treffen und auszutauschen. Die Fragen reichen dabei von der maximalen Fördersumme über mögliche Nebenverdienste bis hin zum Ablauf der Auswahlverfahren, die von Stiftung zu Stiftung sehr unterschiedlich ausfallen können.

Am Ende zeigt sich Organisatorin Jeanette Kördel sehr zufrieden: „Ich denke, dass das World Café Promotionsinteressierten eine ausgezeichnete Möglichkeit geboten hat, mehr über die Förderprogramme der Stiftungen zu erfahren. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und wir von der Friedrich Schlegel Graduiertenschule werden dieses Format sicherlich im nächsten Jahr wieder anbieten“.