Springe direkt zu Inhalt

Führung fördern, Wissen schaffen

Die „Dahlem Leadership Academy“ will von Februar an Professorinnen und Professoren der Freien Universität beim Ausbau ihrer Rolle als Führungskräfte unterstützen

15.01.2016

Das Team der Dahlem Leadership Academy (v. l. n. r.): Prof. Dr. Rudolf Kerschreiter (Leiter des Arbeitsbereichs Sozial-, Organisations- u. Wirtschaftspsychologie), Veronika Schindler, Helén Liebermann, Laura Schütze und Projektleiter Dr. Daniel May.

Das Team der Dahlem Leadership Academy (v. l. n. r.): Prof. Dr. Rudolf Kerschreiter (Leiter des Arbeitsbereichs Sozial-, Organisations- u. Wirtschaftspsychologie), Veronika Schindler, Helén Liebermann, Laura Schütze und Projektleiter Dr. Daniel May.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Fähigkeit, ein Team zu führen, ist in der heutigen Arbeitswelt wichtiger denn je. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leiten Teams und übernehmen an Universitäten Führungsaufgaben. Nur wenige von Ihnen hatten jedoch Gelegenheit, sich gezielt darauf vorzubereiten. Mit der Dahlem Leadership Academy (DLA), angegliedert an den Arbeitsbereich Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, will die Freie Universität das ändern und bietet von Februar an Seminare zu den Themen Führungskompetenz und Teamleitung für ihre eigenen Wissenschaftler an. Campus.leben sprach mit Helén Liebermann, dem promovierten Psychologen Daniel May und Rudolf Kerschreiter, Professor für Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Freien Universität und Leiter der DLA.

Herr Professor Kerschreiter, warum brauchen Wissenschaftler Führungskompetenzen?

Kerschreiter: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – und hier vor allem Professorinnen und Professoren – übernehmen eine Vielzahl von Führungsfunktionen. Sie leiten Arbeitsbereichs- und Forschungsteams, wirken in Gremien und Ausschüssen. Zu führen ist also ein wichtiger Bestandteil ihrer beruflichen Rolle. Allerdings wird sowohl in der wissenschaftlichen Ausbildung als auch in der Auswahl und Berufung in der Regel sehr viel mehr Wert auf wissenschaftliche Kompetenzen gelegt als auf Führungskompetenzen. Viele Wissenschaftler haben zwar im Laufe ihrer Karriere Leitungserfahrungen gesammelt, eine spezifische Ausbildung oder systematische Unterstützung für den Führungsbereich, wie man dies etwa aus der Wirtschaft kennt, haben sie aber nur in seltenen Fällen erhalten.

Was unterscheidet die Leitung eines wissenschaftlichen Teams von anderen, etwa solchen in der freien Wirtschaft?

Kerschreiter: Zunächst gelten grundsätzlich die gleichen Prinzipien. Ein wesentlicher Unterschied liegt im besonderen Kontext, den die Wissenschaft darstellt. Im Vergleich zu Organisationen in der freien Wirtschaft sind die Rollendefinitionen und Aufgabenbereiche in der Wissenschaft häufig freier und die Motivationsmöglichkeiten andere. Daher treten auch andere Führungskompetenzen in den Vordergrund. Es geht stärker darum, Voraussetzungen zu schaffen, damit sich motivierte Mitarbeiter weiterentwickeln können, ihnen Orientierung zu bieten und selbstständiges Arbeiten zu ermöglichen – ihnen also ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich entfalten können.

May: Wissenschaftler sind meist stark aus sich selbst heraus motivierte Menschen, die einen hohen Anspruch an ihr Arbeitsumfeld haben und sehr sensibel für den zwischenmenschlichen Umgang sind. Gute Führung setzt bei dieser intrinsischen Motivation an, fördert diese und geht auf die Menschen ein.

An wen richtet sich die Dahlem Leadership Academy?

Kerschreiter: Die Zielgruppe sind zunächst W2- und W3-Professorinnen und Professoren. Dabei richten wir uns sowohl an jene, die schon länger an der Universität arbeiten als auch an Neuberufene. Für Juniorprofessoren und wissenschaftliche Mitarbeiter gibt es ein entsprechendes Angebot zum Thema Führung an der Dahlem Research School.

Welche Kurse wird es an der Dahlem Leadership Academy geben?

May: Wir werden zu Beginn zwei halbtägige und einen ganztägigen Workshop anbieten. „Mitarbeiterführung in der Wissenschaft“ wird eine Art Einführung in das Thema sein. Unter anderem wird es in diesem Workshop um Führungsstile und Instrumente wie Zielvereinbarung und Aufgabendelegation gehen. Weiterhin wird es einen ganztägigen Workshop für neuberufene Professoren geben. Dort geht es auch um Führungskompetenzen, zusätzlich aber auch darum, wie man das erste Jahr im neuen Job gut besteht. Dabei spielen etwa die Mitarbeiterauswahl und die Etablierung von Teamprozessen eine Rolle. Die dritte Veranstaltung heißt „Zusammenarbeit im Team“. Hier wird es um Teamsteuerungsprozesse gehen, auch vor dem Hintergrund, dass angesichts immer internationaler und breiter aufgestellter Forschungsprojekte auch die Aufgaben im Teamleitungsbereich zunehmen.

Liebermann: Das Halbtagesformat und kleine Teilnehmergruppen sollen den Wissenschaftlern einen fokussierten und effizienten Einblick in das Thema ermöglichen. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich dies in einen sehr vollen Terminkalender, wie ihn viele Professorinnen und Professoren nur zu gut kennen, besser einbinden lässt als eine mehrtägige Veranstaltungsreihe.

May: Aktuell führen wir eine Umfrage durch, welche Themen zusätzlich gewünscht sind. Basierend auf den Ergebnissen dieser Befragung werden wir unser Angebot sukzessive ergänzen.

Mit welcher Absicht wurde die Dahlem Leadership Academy ins Leben gerufen?

Kerschreiter: Die Freie Universität möchte ihren Professorinnen und Professoren mit der Dahlem Leadership Academy Unterstützung in ihrer Führungsrolle bieten. Was uns dabei von vielen anderen Trainingsanbietern unterscheidet, ist, dass wir unsere Arbeit explizit an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten. Das heißt: Unsere Workshops orientieren sich an der aktuellen Führungsforschung und werden durch Trainer mit Expertise in der Wissenschaft geleitet.

Die übergeordnete Vision ist es, ein gemeinsames Führungsverständnis für die Universität zu begründen. Dabei beziehen wir auch die Führungsprinzipien der Freien Universität Berlin mit ein. In unseren Veranstaltungen geben wir Anregungen, wie diese Prinzipien konkret im wissenschaftlichen Alltag umgesetzt werden können.

Die Fragen stellte Manuel Krane