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Was Sie schon immer im Advent wissen wollten…

… beantworten Wissenschaftler in einer kleinen Serie / Letzter Teil: Petra Gebauer von der Berliner Wetterkarte über die Aussichten für die Festtage

19.12.2014

Wer in diesem Jahr einen Schneemann bauen will, muss hoch hinaus: Nur in Höhen über 600 Meter ist an Weihnachten mit Schnee zu rechnen.

Wer in diesem Jahr einen Schneemann bauen will, muss hoch hinaus: Nur in Höhen über 600 Meter ist an Weihnachten mit Schnee zu rechnen.
Bildquelle: campus.leben

Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit? Kein Jahr vergeht, in dem die weiße Schneepracht zu Weihnachten nicht flehentlich herbeigesungen wird. Ob und wo in den kommenden Tagen Schneemannbauen und Schlittenfahren möglich sein werden und was es mit dem Mythos der weißen Weihnacht auf sich hat, fragte campus.leben die Meteorologin Petra Gebauer von der Berliner Wetterkarte e.V. am Institut für Meteorologie der Freien Universität.

Frau Gebauer, wie stehen die Chancen auf weiße Weihnachten in diesem Jahr?

In Berlin auf jeden Fall eher schlecht. Aus Meteorologen-Sicht muss für eine weiße Weihnacht an wenigstens zwei der drei Weihnachtstage eine geschlossene Schneedecke von mindestens einem Zentimeter Höhe liegen – und das ist in diesem Jahr sehr unwahrscheinlich, zumindest in den tieferen Lagen. Grund dafür sind verhältnismäßig milde Luftmassen, die derzeit nach Deutschland strömen. Diese haben zwar auch ausreichend Feuchtigkeit im Gepäck, der Niederschlag wird in tiefen Lagen aber überwiegend als Regen fallen, weil die Temperaturen nicht niedrig genug sind. Nur ab 600 Metern ist mit einer Schneedecke zu rechnen, überall sonst wird es zu warm sein. Im Westen und Südwesten Deutschlands können die Temperaturen über die Weihnachtstage bei bis zu plus 8 Grad liegen, im restlichen Teil Deutschlands bei etwa plus 5 Grad. Erst nach den Feiertagen scheint sich der Winter einzufinden.

Hand aufs Meteorologen-Herz: Ist die weiße Weihnacht nicht eher ein Wunschtraum, der recht selten in Erfüllung geht? Wann lag das letzte Mal zu Weihnachten Schnee?

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Berlin-Dahlem 1908 lag im Schnitt alle vier bis fünf Jahre an mindestens zwei Festtagen Schnee. Zwischen 1960 und 1970 gab es zur Weihnachtszeit sogar alle zwei Jahre eine Schneedecke. Danach folgten allerdings drei Jahrzehnte, in denen es insgesamt nur fünf weiße Weihnachtsfeste gab. Besonders warm war es mit fast plus 16 Grad Celsius 1977 – der wärmste Heiligabend seit Beginn der Messungen. Erst seit dem Jahrtausendwechsel steigt die Zahl der schneereichen Weihnachtsfeste wieder an. Vor vier Jahren wurde ein neuer Schnee-Rekord verzeichnet: Heiligabend 2010 lag in Berlin-Dahlem bereits eine Schneedecke von 22 Zentimetern. Im Bereich des Tiefdruckgebietes SCARLETT fiel anhaltend Schnee, sodass es am zweiten Weihnachtstag schon 32 Zentimeter waren. Das war die höchste seit 1908 gemessene Schneedecke in Dahlem bisher zu Weihnachten. Gleichzeitig war 2010 auch das Weihnachtsfest, an dem wir in Berlin überhaupt das letzte Mal eine Schneedecke hatten. Statistisch gesehen wäre in diesem, zumindest aber im kommenden Jahr wieder so viel Schnee zu erwarten. Wir werden sehen.

Wie feiern Sie Weihnachten?

An Heiligabend werde ich die Analysen und Texte für die tägliche Berliner Wetterkarte erstellen. Diese Wetterzeitung wird an jedem Tag des Jahres vom Verein Berliner Wetterkarte e.V. in Kooperation mit dem Meteorologischen Institut der Freien Universität und dem Deutschen Wetterdienst für Forschung und Lehre herausgegeben. Man kann die Zeitung abonnieren und damit die Ausbildung von Studierenden und Schülern unterstützen. Die restlichen Feiertage gehören dann der Familie – natürlich, ohne dass ich den Blick auf das Wetter verliere.

Die Fragen stellte Annika Middeldorf

Weitere Informationen

Der Verein Berliner Wetterkarte e. V. erstellt im Wetterturm der Freien Universität die Wetterzeitung und gibt sie täglich heraus – auch sonn- und feiertags. Von anfänglich zwei Seiten wurde die Berliner Wetterkarte auf heute acht Seiten erweitert. Sie umfasst neben der Analyse der Wetterlage, aktuelle Messwerte, Satellitenbilder und modellbasierte Vorhersagen. Im digitalen Archiv ist das Wetter der vergangenen 17 Jahre ausführlich von jedem Tag erfasst. Abonnenten erhalten für dreizehn Euro monatlich uneingeschränkten Zugang unter www.berliner-wetterkarte.de bzw. die Druckversion zzgl. Versand. Die Berliner Wetterkarte richtet sich an Wissenschaftler, Studierende und Hobbymeteorologen, aber auch öffentliche Einrichtungen, Gutachterbüros und Versicherungen nutzen die umfassenden Informationen der Wetterdokumentation. Die Berliner Wetterkarte hat zurzeit etwa 500 Abonnenten in mehr als 50 Ländern.

Im ersten Teil der Serie sprach campus.leben mit der Psychologin Bettina Hannover unter anderem über den Einfluss von Spielzeug auf Geschlechterrollen. Der Theologe Rainer Kampling sprach im zweiten Teil der Serie über die Ursprünge des christlichen Advents und des jüdischen Lichterfests Chanukka. Über die Vorzüge von Weihnachtsritualen sprach der Anthropologe Christian Wulf im dritten Teil der Serie.