Erstmals sind die Frauen in der Überzahl
Empfang für die 2011 neu berufenen Professorinnen und Professoren
31.01.2012
„Die Netze der Freien Universität funktionieren gut – auch beim Einfangen renommierter Wissenschaftler“, sagte Professor Peter-André Alt mit Blick auf das Zukunftskonzept der Freien Universität als Internationale Netzwerkuniversität beim diesjährigen Empfang für die neu berufenen Professorinnen und Professoren. 74 Neuberufene, darunter 43 Frauen, kamen im vergangenen Jahr an die Hochschule. Damit sind der Universität erstmals mehr weibliche als männliche Neuzugänge „ins Netz gegangen“.
„Ich hoffe, dass es nach dem Einfangen auch mit der Bindung klappt“, sagte der Präsident. Die Statistik stimme ihn allerdings zuversichtlich: „Den zahlreichen Rufen an auswärtige Universitäten sind im vergangenen Jahr nur sechs Wissenschaftler gefolgt.“
Die Neuen kommen – wie schon in den Jahren zuvor – aus vielen Teilen der Welt nach Berlin. Diese lebendige Internationalität der Freien Universität erlebe sie jeden Tag bei ihrer Arbeit am Lateinamerika-Institut (LAI), sagte Manuela Boatca. Die Soziologieprofessorin, die zu globaler Ungleichheit forscht und in mehreren Sprachen lehrt, ist über das Boston College, die Universität in Rio de Janeiro und die Universität Eichstätt nach Dahlem gekommen. Sprache sei üblicherweise eine der stärksten Ausdrucksformen von Ungleichheit und oft auch eine kommunikative Hürde. Am LAI werde diese jedoch überwunden. Dort würden Doktorandenkolloquien dreisprachig geführt – auf Englisch, Spanisch und Deutsch: „Man spürt die Souveränität der Teilnehmer in verschiedenen Sprachen“, sagt Marina Boatca.
Von Anfang an eingebunden
Roland Netz ist Professor für Theoretische Physik – ein Fach, das für Geisteswissenschaftler nicht immer leicht verständlich sei, wie Präsident Peter-André Alt einräumte. Dass es jedoch gelingen könne, komplexe Inhalte laienverständlich zu vermitteln, habe Netz, der von der Technischen Universität München nach Dahlem gewechselt ist, schon bewiesen: Beim Ernst-Reuter-Tag im Dezember hatte Roland Netz den Festvortrag über die „Blutgerinnung aus Sicht der theoretischen Biophysik“ gehalten.
Die Juniorprofessorinnen Jana Petermann und Britta Tietjen, beide Biologinnen, sind unter anderem im Zusammenhang mit dem bei der DFG geplanten Biodiversitätszentrum berufen worden, für das sich die Freie Universität bewirbt. Jana Petermann, die von der kanadischen Universität in Vancouver nach Berlin gekommen ist, und Britta Tietjen vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK), freuen sich über die Doppelberufung und das Vertrauen der Kollegen: „Wir waren von Beginn an in die Antragstellung eingebunden.“
Interdisziplinäre Unterhaltungen
Der Mathematiker Raman Sanyal war Miller-Research-Fellow an der University of California, Berkeley, bevor er den Ruf für das Fachgebiet Diskrete Geometrie an die Freie Universität erhielt. Promoviert wurde der 33-Jährige an der Technischen Universität bei Professor Günter Ziegler, der – wie sein Schüler inzwischen einem Ruf an die Freie Universität gefolgt ist.
Dass das Netzwerk der Hochschule bestens funktioniert, zeigte sich beim Empfang im Clubhaus der Universität an der Zehlendorfer Goethestraße auch daran, dass Veterinärmediziner und Kommunikationswissenschaftler, Chemiker und Philologen, Juristen und Mathematiker, Historiker und Biologen im Verlauf des Abends intensiv miteinander ins Gespräch kamen.