Von massiven Schwarzen Löchern und Galaxien
Max-Planck-Astrophysiker hielt achte Vorlesung in der Reihe „Einstein Lectures Dahlem“
17.10.2008
Professor Reinhard Genzel bei seinem Vortrag über massive Schwarze Löcher und Galaxien
Bildquelle: Freie Universität Berlin
Reinhard Genzel, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und Träger des diesjährigen Shaw-Preises für Astronomie, hielt am 20. Oktober im Rahmen der „Einstein Lectures Dahlem“ einen Vortrag über die Geheimnisse von Schwarzen Löchern.
Die Allgemeine Relativitätstheorie sagt voraus, dass Massenkonzentrationen oberhalb einer kritischen Dichte zum Schwarzen Loch werden, innerhalb dessen Ereignishorizonts keine Kommunikation mit der Außenwelt möglich ist. Reinhard Genzel sagte in seinem Vortrag, er wolle mit dynamischen Messungen an Ereignishorizonte herangehen. Obwohl in Schwarzen Löchern absolut kein Licht sei, könne es an den Ereignishorizonten wegen der Umwandlung von Schwerkraft in Wärmeenergie extrem hell sein.
Seit der Entdeckung der Quasare vor etwa 45 Jahren haben sich die Indizien verstärkt, dass sich in den Zentren von Galaxien solche massiven Schwarzen Löcher befinden, die durch Akkretion von Material effizient Gravitationsenergie in Strahlung umwandeln. Durch neue Messmethoden im Infrarot- und Radiobereich ist es für das Zentrum unserer Galaxie gelungen, einen überzeugenden Beweis für diese Hypothese zu liefern. Gleichzeitig ist klar geworden, dass die meisten Galaxien massive Schwarze Löcher beherbergen und dass diese Schwarzen Löcher in enger Wechselwirkung zusammen mit den Galaxien in der Frühzeit des Universums entstanden sind.
Der Astrophysiker Reinhard Genzel ist Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Zudem ist er Honorarprofessor an der Ludwig-Maximiliams-Universität München und Full Professor an der University of California, Berkeley. Genzel ist Mitglied zahlreicher deutscher und ausländischer wissenschaftlicher Akademien. Seine Forschung ist mit vielen Preisen geehrt worden, unter anderem dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft dem Newton-Lacy-Preis der American Astronomical Society, der Stern-Gerlach-Medaille der DPG, dem Balzan-Preis für Infrarotastronomie, der Einstein-Medaille der Albert-Einstein-Gesellschaft Bern. Jüngst wurde er mit dem Shaw-Preis für Astronomie 2008 ausgezeichnet.
Mit den Einstein Lectures Dahlem würdigt die Freie Universität unter Beteiligung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen das epochale Wirken Albert Einsteins als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik mit einem hochkarätigen, interdisziplinär ausgerichteten Universitäts-Kolloquium am traditionellen Wissenschaftsstandort Berlin-Dahlem. Die "Einstein Lectures Dahlem", die einmal pro Semester stattfinden und sich an die interessierte Öffentlichkeit wenden, umfassen alle Wissenschaftsgebiete, die durch Albert Einsteins Denken beeinflusst werden. In der Veranstaltungsreihe sprachen bislang Hans Frauenfelder, Stephen Hawking, Theodor W. Hänsch, Günter Dosch und Hans Specht, Giacomo Rizzolatti, Martin Kemp und Paul J. Crutzen.