Katharina Krysmanski
Die tolle Entwicklung, das Engagement und das Potential vieler Studierender, die frisch aus der Schule kommen und denen ich dann später oft im Master wieder begegne, erfüllt mich mit Freude und Stolz.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen in der U-Bahn darüber ins Gespräch, was Sie an der Freien Universität in der Lehrkräftebildung tun. Was erzählen Sie zwischen zwei Stationen?
Ich arbeite in der Lehrerbildung als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich der erziehungswissenschaftlichen Module. In unserem Arbeitsgebiet liegt der Schwerpunkt auf psychologisch-pädagogischen Grundlagen des Lehrens und Lernens. Wir beschäftigen uns also mit der Frage, wie guter Unterricht gestaltet werden sollte. Dabei geht es beispielsweise um professionelle Strategien der Förderung und Unterstützung von Lernprozessen, um unterschiedliche Möglichkeiten der Motivierungoder um die Frage, wie man durch geschickte Steuerung Lernzeit nutzt und Störungen vorbeugt. In der Lehre ist mir wichtig, dass Inhalte nicht nur theoretisch präsentiert und diskutiert werden, sondern dass durch Videobeispiele, Übungen, Rollenspiele, Reflexion der eigenen Schulerfahrungen, systematische Beobachtungen in den Praktika und durch Beispiele aus meiner eigenen Unterrichtspraxis Inhalte praxisnah vermittelt werden. Unsere Forschungsschwerpunkte zum Klassenmanagement und zur Unterrichtsentwicklung fließen dabei fortwährend in das aktuelle Lehrangebot ein.
Neben der Lehre gehört zu meinen Aufgaben auch die Anrechnung von Studienleistungen für das Modul „Pädagogisches Handeln in Schulen“ einschließlich der Beratung zum Studienverlauf, weil es mir wichtig ist, Studierenden zu ermöglichen, ohne Qualitätseinbußen zügig ihr Studium zu beenden. Außerdem bin ich als DSE Mitglied in der Gemeinsamen Kommission der Lehrkräftebildung und im Prüfungsausschuss aktiv.
Warum tun Sie, was Sie tun?
Ich bin Diplompsychologin, habe aber zusätzlich das zweite Staatsexamen für das berufsbildende Fach Sozialpädagogik und das allgemeinbildende Fach Psychologie abgelegt und war sieben Jahre als Lehrerin an Berliner Oberstufenzentren tätig. Außerdem bin ich Verhaltenstherapeutin und habe an der Charité in der Ambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet.
In meiner Zeit als Lehrerin konnte ich vielfältige Erfahrungen mit einer sehr heterogenen Schülerklientel machen. Diese Berufsphase empfand ich als außerordentlich erfüllend und von hohem gesellschaftlichem Wert, obwohl sie mit vielfältigen Herausforderungen verbunden war. Meine Aufgabe sehe ich darin, Studierende auf diese Herausforderungen möglichst gut vorzubereiten, wofür ich meine beruflichen Erfahrungen in Schule und Klinik, mein psychotherapeutisches Wissen und neueste Forschungsergebnisse nutze.
Was ist das Wichtigste, Spannendste oder Unerwartetste, das Sie an der Freien Universität gelernt haben?
Wenn Studierende im Referendariat oder in der Schulpraxis zu mir kommen und begeistert berichten: „Frau Krysmanski, was Sie uns beigebracht haben, funktioniert wirklich!“ bin ich zwar einerseits beglückt, dass die vermittelten Strategien erfolgreich im Unterricht umgesetzt werden, aber auch irritiert, dass mir offenbar häufig eine große Portion Skepsis entgegen gebracht wird, wenn ich professionelle Handlungsstrategien vermittle, die zu der eigenen, aus persönlichen Erfahrungen und Überzeugungen gespeisten Intuition im Widerspruch stehen. Professionelles Handeln in sozialen Kontexten erfordert eben häufig das Infragestellen eigener Überzeugungen und Handlungen auf der Grundlage professionellen Wissens.
Die tolle Entwicklung, das Engagement und das Potential vieler Studierender, die frisch aus der Schule kommen und denen ich dann später oft im Master wieder begegne, erfüllt mich mit Freude und Stolz.
Den zunehmend heterogenen Hintergrund meiner Studierenden empfinde ich als Bereicherung und als wichtige Basis, um der Heterogenität der Schülerschaft gerecht zu werden. Auch die zunehmende Zahl an Studierenden, die bereits einige Stunden unterrichten, empfinde ich als Gewinn, weil diese das Gelernte sehr schnell umsetzen und ausprobieren können und sie mit ihren Erfahrungen die Seminare bereichern.
Katharina Krysmanski ist Lehrkraft für besondere Aufgaben am Arbeitsbereich Schulpädagogik und Schulentwicklungsforschung.