Springe direkt zu Inhalt

Prof. Dr. Bettina Hannover

Als Lehrende an der Freien Universität versuchen wir das vorzuleben, was unsere Studierenden in ihrer späteren Tätigkeit an der Schule auch tun sollen: nämlich die Heterogenität der Gruppe der Lernenden produktiv bei der Gestaltung von Lehr-Lern-Arrangements zu nutzen.

Prof. Dr. Bettina Hannover

Prof. Dr. Bettina Hannover
Bildquelle: Manfred Michael Sackmann

Stellen Sie sich vor, Sie kommen in der U-Bahn darüber ins Gespräch, was Sie an der Freien Universität in der Lehrkräftebildung tun. Was erzählen Sie zwischen zwei Stationen?

Um ihre Biographie, aber auch die Welt, in der wir alle leben, selbstbestimmt gestalten zu können, müssen Schülerinnen und Schüler nicht nur Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften beherrschen, sie müssen emotional und sozial kompetent, digital souverän sein, als mündige Personen politischen Gestaltungswillen zeigen, Verantwortung für sich und andere übernehmen. Im erziehungswissenschaftlichen Teil des Lehramtsstudiums versuchen wir, den Studierenden zu vermitteln, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler in diesen Lern- und Entwicklungsprozessen unterstützen können. Um einige Beispiele zu nennen, worüber wir in unserer Lehre sprechen: Wie können Lehrkräfte Mobbing und sozialer Ausgrenzung oder Feindseligkeiten zwischen Gruppen von Schülerinnen und Schülern vorbeugen? Wie können Lehrkräfte dazu beitragen, dass soziale Benachteiligungen, die Schülerinnen und Schüler mit in die Schule bringen, kompensiert werden? Wie können Lehrkräfte kulturell- und gender-sensitiv unterrichten? Wie können Lehrkräfte insbesondere auch bei weniger leistungsstarken Kinder Lernfreude und Lernmotivation stärken? Was können sie tun, um Kinder und Jugendliche zu selbstgesteuerten Lernenden zu machen, die lebenslang lernen wollen? 

Warum tun Sie, was Sie tun?

Der Lehramtsberuf gehört für mich zu den anspruchsvollsten Jobs, die es überhaupt gibt: von den Eltern einmal abgesehen gibt es wohl niemanden, der einen so großen Einfluss auf die akademische und die sozial-emotionale Entwicklung eines Menschen nimmt wie seine Lehrerinnen und Lehrer.

Was ist das Wichtigste, Spannendste oder Unerwartetste, was Sie an der Freien Universität gelernt haben?

Nicht nur nimmt die Heterogenität der Schülerschaft zu, auch die Gruppe der Lehramtsstudierenden ist erfreulicherweise zunehmend divers. Bei uns studieren junge Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft, der Anteil derjenigen aus Familien, die bisher keinen akademischen Hintergrund haben, steigt und mit der erhöhten Nachfrage an Lehrkräften fühlen sich offenbar auch mehr männliche Studierende von der Aussicht angezogen, im Lehramt beruflich tätig zu werden. Als Lehrende an der Freien Universität versuchen wir das vorzuleben, was unsere Studierenden in ihrer späteren Tätigkeit an der Schule auch tun sollen: nämlich die Heterogenität der Gruppe der Lernenden produktiv bei der Gestaltung von Lehr-Lern-Arrangements zu nutzen.

Prof. Dr. Bettina Hannover leitet den Arbeitsbereich Schul- und Unterrichtsforschung und ist seit Juni 2021 stellvertretende Direktorin der Dahlem School of Education.