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Akademische Karrierewege

Im Allgemeinen ist eine Promotion der notwendige Abschluss für Lehr- und Forschungspositionen an den Universitäten sowie Stellen an außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Der erste Schritt einer Universitätskarriere ist typischerweise eine Postdoc-Position in einer Arbeitsgruppe oder eine Mitarbeiterstelle an einem Institut mit Lehr-, Administrations- und natürlich Forschungsaufgaben. Diese Phase dient der Vorbereitung einer Bewerbung auf eine Junior-Professur, dem Einwerben von Drittmitteln für ein eigenes Forschungsprojekt oder der Anfertigung einer Habilitationsschrift, da in Deutschland in manchen Fächern noch die Habilitation erforderlich ist.

Forschungspositionen an außeruniversitären Einrichtungen sind in der Regel Postdoc-Positionen bei der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), Leibniz-Gemeinschaft (WGL), oder Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, aber auch Stellen in Einrichtungen der Ressortforschung des Bundes oder in wissenschaftlichen Stiftungen wie z.B. der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Besonders in den Naturwissenschaften ist es ein notwendiger Schritt, nach der Promotion oder im Laufe der Postdoc-Phase ins Ausland zu gehen. Stellen für Promovierte z. B. an US-amerikanischen Universitäten sind normalerweise volle Forschungspositionen oder Stellen mit Lehrtätigkeit.

Es gilt allerdings einige Aspekte bei der Entscheidung für eine Wissenschaftskarriere zu bedenken.

Zuerst sollte man sich bei dem Wunsch nach einer Universitätskarriere bewusst machen, dass nicht allen, die sich dafür qualifizieren, am Ende eine Professur offen steht. Es gibt nicht genug Stellen, selbst für die Bestqualifizierten nicht. Dieser sog. Flaschenhals führt, bei einem gleichzeitig großen Angebot an (größtenteils drittmittelfinanzierten) befristeten Stellen unterhalb der Professur zu einer hohen Zahl von Akademikern, die aufgrund ihres biologischen Alters und ihrer einseitig akademischen Sozialisation kaum noch realistische Chancen auf dem außerwissenschaftlichen Arbeitsmarkt haben.
Auch unabhängig von einem möglicherweise erfolgreich verlaufenden wissenschaftlichen Karriereweg sollten Sie bedenken, dass lange Qualifikationszeiten, eine lange Phase finanzieller Unsicherheit, hohe Mobilitätsanforderungen und ein spätes Berufungsalter (> 40) u.U. nur schwer vereinbar sind mit dem Wunsch, eine Familie zu gründen oder berufliche Planungssicherheit zu haben.

Es ist daher ratsam, immer auch andere, alternative Optionen im Auge zu behalten und sich frühzeitig beraten zu lassen.
Stellen in Hochschulen sind auf Webseiten der jeweiligen Universitäten, wie der Freien Universität, zu finden. Ein Überblick über die Förderung für die Postdoc-Phase finden Sie auf den Seiten der Forschungsabteilung der Freien Universität.

Juniorprofessur und Tenure Track

Die Juniorprofessur schafft die Möglichkeit, weisungsfrei zu forschen und zu lehren, Erfahrungen in der akademischen Selbstverwaltung zu sammeln und sich so für eine Lebenszeitprofessur zu qualifizieren.

Juniorprofessuren werden von der Hochschule öffentlich ausgeschrieben. Das Hausberufungsverbot gilt eingeschränkt. So können Personen auf eine Juniorprofessur berufen werden, die zuvor an der gleichen Universität promoviert worden sind. In diesem Fall ist jedoch die eventuelle Berufung auf eine Lebenszeitprofessur in direktem Anschluss nicht möglich. Die Besetzung der Stelle erfolgt durch ein reguläres Berufungsverfahren. Die bzw. der zu Berufende wird zunächst für die Dauer von drei Jahren im Beamtenverhältnis auf Zeit eingestellt. Eine Weiterbeschäftigung für weitere drei Jahre ist nach positiver Zwischenevaluation vorgesehen; die Zwischenevaluation (eine Endevaluation wie im Tenure-Track-Verfahren gibt es nicht) gilt als Ausweis der Berufungsfähigkeit und ersetzt in diesem Sinne die Habilitation. Juniorprofessuren werden gemäß der Besoldungsgruppe W1 besoldet, die Lehrverpflichtung beträgt i.d.R. vor der Zwischenevaluation 4 SWS, danach erhöht sie sich auf 6 SWS.

Juniorprofessuren können mit und ohne Tenure Track ausgeschrieben werden; in Berlin verlangt das am 25. September 2021 in Kraft getretene neue Hochschulgesetz, Juniorprofessuren künftig grundsätzlich mit der Zusage einer Anschlussbeschäftigung zu versehen, also de facto alle Juniorprofessuren mit Tenure Track auszustatten (davon ausgenommen sind allerdings Juniorprofessuren, die im Rahmen von drittmittelfinanzierten Projekten ausgeschrieben und besetzt werden). Tenure-Track-Professuren werden i.d.R. als Juniorprofessuren ausgeschrieben, im Unterschied zur Juniorprofessur, die nur eine Zwischenevaluation („Bewährungsfeststellung“) vorsah, gibt es für die Tenure-Track-Professur zusätzlich eine Endevaluation. Das Verfahren wird an der Freien Universität Berlin durch eine eigene Berufungsordnung geregelt.

Links zum Thema

Verschiedene Drittmittelgeber haben durch die Etablierung von Nachwuchsgruppenleitungen einen äußerst attraktiven Qualifikationsweg geschaffen. Diese Förderprogramme zeichnen sich durch eine mehrjährige Laufzeit (meist fünf Jahre) und eine häufig großzügige finanzielle Ausstattung aus, die sowohl Mittel für die eigene Stelle und weitere Mitarbeiter*nnen als auch Forschungsmittel umfasst. Als die prestigereichsten Programme können das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der ERC Starting Grant der Europäischen Union gelten.

Diese Förderprogramme sollen es exzellenten jungen Wissenschaftler*innen ermöglichen, durch die frühe Übernahme einer Leitungsfunktion diejenigen Erfahrungen zu sammeln, die bei der Besetzung einer Professur verlangt werden und eine Habilitation ersetzen können. Das Bewerbungsverfahren auf diese Stellen ist jedoch hochkompetitiv. Es empfiehlt sich, sich frühzeitig über die Bewerbungsvoraussetzungen zu informieren, denn i.d.R. gibt es ein Zeitfenster für die Antragstellung, d.h., die Zeit, die nach der Promotion bis zur Bewerbung verstrichen sein darf, ist begrenzt. Zudem wird internationale Forschungserfahrung verlangt oder von den Gutachter*innen erwartet. An der Freien Universität berät das Team „Forschungsförderung und -information“ der Forschungsabteilung zur Antragstellung.