Ein Schwergewicht erleichtert den tiefen Blick ins Gehirn
Hightech für die Hirnforschung: Ein Magnet-Resonanz-Tomograph wie hier an der Charité-Universitätsmedizin steht nun auch auf dem Campus Dahlem.
Bildquelle: Dahl
Neues Gerät komplettiert Technikmeile für Exzellenz-Forchung
Von Jan Hambura
Er wiegt rund 13 Tonnen und hört auf den Namen Siemens Tim Trio 3 Tesla: der neue Magnet-Resonanz-Tomograph (MRT) der Freien Universität Berlin. Genutzt wird das Gerät von Wissenschaftlern des Exzellenzclusters „Languages of Emotion“, das mit Mitteln aus der Exzellenzinitiative gefördert wird. Am 11. September wird der Magnet-Resonanz-Tomograph angeliefert, mitsamt dem Gebäude, in dem er stehen wird. Ein Spezialkran wird den MRT und den fertigen Bau an einem einzigen Tag auf den vorhergesehenen Platz an der Fabeckstraße in Berlin-Dahlem hieven. Dann wird der Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie über eine 70 Meter lange Technikmeile verfügen.
Das neue MRT-Gebäude wird durch einen Zwischenbau an die bisherigen Labore der Psychologie und der im Aufbau befindlichen Psychologischen Ambulanz angebunden sein. In den vorhandenen fünf Elektroencephalographie-Laboren, drei Blickbewegungslaboren, dem Wahrnehmungs- und Biopsychologischen Labor sowie dem Schlaflabor und weiteren zehn Experimentalräumen wird unter anderem die bioelektrische Aktivität des Gehirns aufgezeichnet. Dabei werden die Entstehung und Verarbeitung von Emotion und Sprache im Gehirn und der Zusammenhang mit menschlichem Verhalten untersucht. Die Wissenschaftler des Exzellenzclusters wollen die Beziehungen von Emotionen und ihrer Darstellung in der Sprache sowie in Tönen und Bildern erforschen. Im Projekt vereint sich wissenschaftliche Kompetenz aus mehr als 20 Disziplinen, unter anderem Biologie, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaften, Musikwissenschaft, Philosophie, Politologie, Psychologie, Religionswissenschaft, Soziologie, Sprachwissenschaft, Theater- und Tanzwissenschaft. Mehrere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wirken mit, darunter die Max-Planck-Institute für Bildungsforschung in Berlin sowie für Neuro- und Kognitionswissenschaften und für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
Während die Probanden im Magnet-Resonanz-Tomographen Reizen ausgesetzt sind, werden hochauflösende, dreidimensionale Bilder ihres Gehirns aufgenommen, auf denen die aktiven Bereiche erkennbar sind. Den im MRT liegenden Probanden werden zum Beispiel Bilder, Videos, Buchstaben oder Texte gezeigt, die über ein Spiegelsystem auf ein Display im Inneren des Magnet-Resonanz-Tomographen projiziert werden.
„Bisher konnten Magnet-Resonanz-Untersuchungen nur in Kooperation mit anderen Einrichtungen durchgeführt werden", erklärt der Diplompsychologe Mario Braun, Laborleiter am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität. „Jetzt werden wir alles nah beieinander haben, sodass die Untersuchung ästhetischer und emotionaler Verarbeitung mit verschiedenen hochinnovativen Methoden und deren Kombination angegangen werden kann. Wir erwarten, bahnbrechende Forschungsergebnisse zu erzielen.“
In dem neu errichteten einstöckigen Gebäude werden vier Labore eingerichtet. Die Labore werden überwiegend eingesetzt, um die emotionale, sprachliche und ästhetische Verarbeitung beim Menschen zu untersuchen. Mehrere Messgeräte ergänzen den Magnet-Resonanz-Tomographen, um zusätzliche Informationen über die Lokalisierung von bestimmten Hirnfunktionen und deren Zeitverläufe zu erhalten. So ist das Nah-Infrarot-Spektroskop vor allem in der entwicklungspsychologischen Forschung mit Kindern einfacher einzusetzen als der MRT. Der Elektroenzephalograph wird vor allem genutzt, um die Dynamik neurokognitiver Vorgänge zu erforschen. Mithilfe der Transkraniellen Magnetsimulation können in begrenztem Umfang sogar Stimmungen aktiv beeinflusst werden, unter anderem in der Forschung zur Depressionstherapie. Im Cluster eröffnet dies beispielsweise die Möglichkeit, das Empathievermögen zu untersuchen.
Der neue Magnet-Resonanz-Tomograph kostet mehr als 1,7 Millionen Euro und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Die Kosten für den Laborneubau in der Fabeckstraße, der in der Rekordzeit eines halben Jahres vom Architekturbüro Höhne entworfen, vom Büro Schimke, Kant und Partner geplant und von der Firma Cadolto Fertiggebäude gebaut worden ist, betragen rund 1,5 Millionen Euro. Sie werden von der Freien Universität getragen.