Springe direkt zu Inhalt

Lutz Seiler wird Gastprofessor an der Freien Universität Berlin

Schriftsteller mit Berliner Literaturpreis 2023 ausgezeichnet / Berufung zum Wintersemester auf die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik der Stiftung Preußische Seehandlung am Peter Szondi-Institut

Nr. 206/2023 vom 21.09.2023

Der Schriftsteller Lutz Seiler ist am Donnerstagabend mit dem Berliner Literaturpreis 2023 der Stiftung Preußische Seehandlung geehrt und zugleich auf eine Gastprofessur an die Freie Universität Berlin (Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) im Wintersemester 2023-24 berufen worden. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt Autorinnen und Autoren, die mit ihrem literarischen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben.

Verliehen wurde der Berliner Literaturpreis 2023 im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums der Stiftung Preußische Seehandlung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Dabei nahm der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, auch die Berufung des Preisträgers auf die Gastprofessur vor. Die Antrittsvorlesung von Lutz Seiler am Peter-Szondi-Institut der Freien Universität Berlin findet am 15. November 2023 statt. Während seiner Gastprofessur wird der Autor eine literarische Werkstatt für Studierende leiten.

Zu den bisherigen Gastprofessor*innen zählen unter anderem Herta Müller (2005), Durs Grünbein (2006), Lukas Bärfuss (2013), Ilma Rakusa (2017), Marion Poschmann (2018), Clemens J. Setz (2019), Thomas Meinecke (2020), Monika Rink (2021) und Steffen Mensching (2022).

In der Jurybegründung für den Berliner Literaturpreis 2023 an den Autor hieß es: „Gedichte, Romane, Erzählungen, Essays – Lutz Seiler bewegt sich seit Mitte der 1990er Jahre als ein Grenzgänger durch die Genres und gewinnt jeder Gattung neue faszinierende Schattierungen ab, gerade auch durch literarische Wechselwirkung. So blitzen Motive aus seinen frühen Gedichten, in denen er sich ostdeutsche Industrielandschaften magisch anverwandelt, in seinem funkelnden Inselroman ‚Kruso‘ (2014) auf. Die Endzeit der DDR vermittelt sich über die Utopie einer Gruppe von Aussteigern und kommt wie eine Abenteuergeschichte daher, die sich immer wieder in poetisch-grotesken Szenerien zuspitzt. Dass Texte in Weckgläsern gelagert werden, ist eine Wendung aus Lutz Seilers eindringlichen Essays ‚Sonntags dachte ich an Gott‘ (2004) und wird zu einem treibenden Moment in seinem mitreißenden Wenderoman ‚Stern 111‘ (2020). Ein zurückgelassener Shiguli vermittelt da ebenso existenzielle Erfahrungen wie die Gesellschaft einer Ziege und gemeinsames Hausbesetzertum. Einprägsame Bilder zeichnen auch seinen jüngsten Lyrikband ‚schrift für blinde riesen‘ (2021) aus, in dem das für den Uranabbau geschleifte Dorf seiner Kindheit in höchster Verdichtung heraufbeschworen wird: ‚ortsdurchfahrt culmitzsch: schläfengesang/ & zitterndes sagen – zur halbwertzeit addierten wir/ die kranken tage, fahrn, so fahrn, noch tausend jahre‘. Ausbrüche aus Wahrnehmungsmustern, Neuanfänge auf ungewohntem Grund, der Blick auf die vom Menschen versehrte Natur ziehen sich durch sein Werk, in dem auf einzigartige Weise unsere Zeit pocht – die Gegenwart als Spannungsgefüge der erinnerten Vergangenheit.“ (cxm)

Weitere Informationen

Kontakt

Freie Universität Berlin, Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, David Wachter, E-Mail: david.wachter@fu-berlin.de