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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet Kongress Armut und Gesundheit an Freier Universität Berlin

Hochschul-Präsident Prof. Dr. Günter M. Ziegler betont Rolle der Wissenschaft

Nr. 051/2023 vom 21.03.2023

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Dienstag (21. März 2023) an der Freien Universität Berlin den zweiten Teil des bundesweiten Kongresses Armut und Gesundheit 2023 eröffnet. Unter dem Motto „gemeinsam Wandel gestalten“ tauschten sich vom 21. bis 22. März 2023 im Henry-Ford-Bau der Hochschule Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit und soziale Determinanten von Gesundheit sowie Strategien zur Verbesserung gesundheitlicher Chancen aus. Der erste Teil des Kongresses hatte am 6. und 7. März 2023 digital stattgefunden. Ausgerichtet wird der Kongress Armut und Gesundheit – Der Public Health-Kongress in Deutschland vom Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V., Mitveranstalter sind die Deutsche Gesellschaft für Public Health (DGPH) e. V., die Berlin School of Public Health (BSPH) und die Freie Universität Berlin. An den insgesamt vier Kongresstagen in diesem Jahr mit mehr als 100 Veranstaltungen nahmen fast mehr als 500 Referierende und insgesamt fast 2.000 Teilnehmende teil.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verwies in seiner Rede auf den häufig auftretenden Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheit.„Gesundheitliche Ungleichheit, das ist die Herausforderung für unseren Sozialstaat“, sagte der Bundespräsident und betonte weiter: „Sie berührt nicht nur unser Gerechtigkeitsempfinden, sondern berührt den Zusammenhalt von Gesellschaft und damit das, was Grundlage und Voraussetzung von jeder gelingenden Demokratie ist.“

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, verwies auf die Rolle der Wissenschaft bei dem Thema: „Die Abwärtsspirale aus sich gegenseitig bedingender Armut und fehlender Gesundheitsabsicherung zu durchbrechen, muss Ziel von Politik, Gesellschaft und auch der Wissenschaft sein“, so Ziegler. Die Rolle der Universitäten im Zusammenhang mit Armut und Gesundheit sei einerseits Forschung zum Thema und mindestens genauso wichtig andererseits die Absicherung von Menschen durch Bildung.

Prof. Dr. Gerhard Trabert vom Verein Armut und Gesundheit e. V. mahnte: „Armut und ihre Auswirkungen, insbesondere auf den Gesundheitszustand, als eine Realität in Deutschland sind immer noch nicht wirklich bei den politischen Entscheidungsträgern angekommen.“ Gerade in den letzten Jahren habe Armut wieder zugenommen „und dies liegt insbesondere an gesellschaftlichen Unrechtsstrukturen, Partizipationsbenachteiligungen und unsozialen finanziellen Verteilungsregelungen. Armut macht krank und Krankheit macht arm und das darf in den bestehenden Dimensionen nicht akzeptiert werden. Armutsbekämpfung muss zu einem politischen Querschnittsthema werden“, erklärte der Armutsforscher.

Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE), fokussierte auf die Rolle von Gesundheitsförderung und Prävention: „Die Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheit gehört zu den Kernaufgaben von Public Health. Public Health muss deshalb darauf zielen, die Lebensverhältnisse ─ im Sinne von Health in All Policies ─ gesundheitsförderlich zu verändern. Dazu gehört auch, für die Berücksichtigung von gesundheitlicher Chancengleichheit anwaltschaftlich einzutreten und die gesundheitlichen Interessen außerhalb des Gesundheitssektors, z. B. in der Sozialpolitik, zu vertreten.“

Auch Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), forderte: „Um spürbare Erfolge in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention zu erzielen, ist es wichtig, Health in All Policies als Ansatz strukturell zu verankern. Das erfordert die Koordination und Vernetzung zwischen allen relevanten Akteuren. Der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit leistet hierzu einen wichtigen Beitrag, da er gemeinsam mit 75 Partnerorganisationen seine Expertise und Kompetenz einbringt, um gesundheitliche Chancengleichheit intersektoral voranzubringen.“

Stefan Pospiech, Geschäftsführer von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V., ergänzte die Diskussion um Ausführungen unter anderem zur Novellierung des Präventionsgesetzes, welches vergangene Woche vom Bundestag beschlossen wurde: „Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die öffentliche Gesundheit ist. Das hat politisch einiges in Bewegung gebracht, um diesen Bereich zu stärken: sei es der Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst oder die Novellierung des Präventionsgesetzes. Wichtig ist nun, dass diese einzelnen Reformvorhaben in eine Public Health-Strategie gefasst werden, die sowohl die Determinanten von Gesundheit wie Armut, Umwelt, Bildung adressiert, als auch auf die gesundheitlichen Folgen der Krisen reagiert.“ Der Kongress mache viele Probleme sichtbar, aber auch viele wirksame Programme und Projekte der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung. „Herausforderung ist,“ so Pospiech, „diese gerade aufgrund der gesundheitlichen Auswirkungen der Krisen zu verstetigen und auszubauen und nicht dem Rotstift zum Opfer fallen zu lassen.“

Der Verein Gesundheit Berlin-Brandenburg richtet seit 1995 regelmäßig den Kongress Armut und Gesundheit aus. Das Treffen thematisiert damit seit mittlerweile 28 Jahren die gesundheitlichen Folgen von Armut.(cxm)

 

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