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Originelle Fledermausforschung: Marthe-Vogt-Preis 2022 für Biologin Ahana Aurora Fernandez

Forschungsverbund Berlin e.V. ehrt Nachwuchswissenschaftlerin der Freien Universität Berlin für herausragende Dissertation / Preisverleihung am 2. November, 18 Uhr

Nr. 193/2022 vom 28.10.2022

Die Biologin Dr. Ahana Aurora Fernandez der Freien Universität Berlin wird vom Forschungsverbund Berlin mit dem Marthe-Vogt Preis 2022 ausgezeichnet. In ihrer Doktorarbeit am Museum für Naturkunde Berlin und an der Freien Universität Berlin untersuchte sie die Entwicklung des Lautrepertoires von Jungtieren wildlebender Sackflügelfledermäuse. Zu ihren zahlreichen bahnbrechenden Entdeckungen gehört, dass die Jungtiere dieser Fledermausart genau wie Kleinkinder eine „Babbelphase“ genannte vokale Übungsphase durchlaufen – und diese Babbelphase ähnliche Charakteristika aufweist wie die von Menschen. Seit 2001 vergibt der Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB) den Marthe-Vogt-Preis jährlich an eine exzellente junge Forscherin, die auf einem Gebiet tätig ist, das von einem der FVB-Institute bearbeitet wird. Die Auszeichnung ist mit 3.000 Euro dotiert. Die Verleihung des Marthe-Vogt-Preises findet im Rahmen der Berlin Science Week am 2. November, 18 bis 20 Uhr, in der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft, Chausseestraße 111, in Berlin statt. Als Festrednerin wird Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote erwartet.

Die diesjährige Preisträgerin Ahana Aurora Fernandez ist Wissenschaftlerin am Museum für Naturkunde Berlin in der Arbeitsgruppe von Privatdozentin (PD) Dr. Mirjam Knörnschild von der Freien Universität Berlin. Dort untersucht sie als PostDoc im ERC-Starting-Grant-Projekt „CULTSONG“ von Mirjam Knörnschild die neuromolekularen Mechanismen von vokalem Lernen und die Flexibilität der Imitationsfähigkeit am Beispiel der großen Sackflügelfledermaus.

Für ihre exzellente Doktorarbeit hat Ahana Aurora Fernandez Soziallaute und ihre Entwicklung bei Jungtieren wildlebender Sackflügelfledermäuse im tropischen Regenwald Costa Ricas und Panamas untersucht und mithilfe origineller Methoden einer noch jungen Disziplin, der vergleichenden Biolinguistik, analysiert. Sie entdeckte nicht nur, dass Jungtiere dieser in Mittel- und Südamerika weit verbreiteten sozialen Fledermausart genau wie Kleinkinder eine „Babbelphase“ durchlaufen, sondern auch, dass Fledermaus-Mütter auf dieses „Babbeln“ mit speziellen Lauten antworten und dabei die Klangfarbe ihrer Stimme ändern. Dieses Phänomen kann ebenfalls in der mütterlichen „Babysprache“ beim Menschen beobachtet werden. Damit ist die Sackflügelfledermaus die einzige bisher bekannte andere Säugetierart neben dem Menschen, die über diese Fähigkeiten verfügt.

Die Doktorarbeit von Ahana Aurora Fernandez trägt wesentlich zu einem vertieften Verständnis der Entwicklung menschlicher Laute und der menschlichen Sprache bei. Sie wurde vom Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin mit der Bestnote „ausgezeichnet“ (summa cum laude) bewertet. Die Jury des FVB hebt hervor, dass Ahana Aurora Fernandez in ihrer bisherigen Karriere nicht nur eine ausgesprochen produktive Wissenschaftlerin ist, die Ergebnisse von hoher Originalität in zahlreichen Artikeln in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften wie „Science“ veröffentlicht. Sie ist darüber hinaus auch eine engagierte Wissenschaftskommunikatorin, die mit Veranstaltungen und Podcasts ihre Forschungsergebnisse an die allgemeine Öffentlichkeit vermittelt.

Ahana Aurora Fernandez erklärt: „So erstaunlich es erscheinen mag, Parallelen zwischen Fledermausjungtieren und Menschen zu ziehen – die Forschung zur vokalen Entwicklung von sozialen Säugetieren hilft uns, die zugrundeliegenden kognitiven Fähigkeiten und Mechanismen von komplexer Kommunikation festzustellen und besser zu verstehen. Meine Doktorarbeit zeigt, dass Langzeitstudien an freilebenden Tieren eine Voraussetzung sind, um solch ein komplexes Verhalten im Detail zu erfassen und daraus folgende Erkenntnisse in einen breiten Kontext setzen zu können.“

Die Verleihung des Marthe-Vogt-Preises 2022 findet im Rahmen der Berlin Science Week am 2. November, 18 bis 20 Uhr, in der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft, Chausseestraße 111, in Berlin statt. Als Festrednerin wird Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote erwartet. Die Laudatio hält Mirjam Knörnschild. Medienschaffende sowie die interessierte Öffentlichkeit sind herzlich eingeladen. Die Preisverleihung kann auch per Livestream verfolgt werden. Für eine Teilnahme in Präsenz wird eine Anmeldung per E-Mail erbeten.

Der Marthe-Vogt-Preis wird jährlich an eine junge Wissenschaftlerin vergeben, die auf einem Gebiet tätig ist, das von den Instituten des Forschungsverbundes Berlin bearbeitet wird; die Arbeit muss jedoch nicht an einem Institut des Forschungsverbundes entstanden sein. Die Arbeitsfelder der Institute liegen unter anderem in den Bereichen IuK-Technik, Strukturforschung, Optoelektronik und Laserforschung, Mikrosystemtechnik, Neue Materialien, Angewandte Mathematik, Molekulare Medizin und Biologie, Veterinärmedizin, Biotechnologie und Umweltforschung. Die Dissertation muss an einer Universität aus Berlin oder Brandenburg entstanden sein.

Namensgeberin Marthe Vogt (1903–2003) erforschte Neurotransmitter und arbeitete am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch, dem heutigen Standort des Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie (FMP). Sie ist für den Preis wissenschaftlich und menschlich ein Vorbild. Wegen der nationalsozialistischen Politik gegen jüdische Wissenschaftler verließ Marthe Vogt 1935 Deutschland und forschte in Großbritannien weiter.

Weitere Informationen

Zeit, Ort und Anmeldung

  • 2. November 2022, Beginn um 18.00 Uhr
  • Haus der Leibniz-Gemeinschaft, Chausseestraße 111, 12489 Berlin
  • Für die Präsenzteilnahme an der Preisverleihung wird eine Anmeldung erbeten per E-Mail an:

           preisverleihung@fv-berlin.de


Einladung und Programm

 

Kontakt

Museum für Naturkunde Berlin
Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung
Dr. Ahana Aurora Fernandez
E-Mail Ahana.Fernandez@mfn.berlin.de

Forschungsverbund Berlin e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Anja Wirsing
Tel. 030 6392-3337
E-Mail wirsing@fv-berlin.de