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Postsowjetische Literaturen und Identitäten im Fokus

22. internationales literaturfestival berlin: Lesungen und Diskussionen kuratiert durch den Exzellenzcluster Temporal Communities der Freien Universität Berlin

Nr. 138/2022 vom 02.09.2022

Der Exzellenzcluster „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ der Freien Universität Berlin beteiligt sich auch in diesem Jahr am Programm des internationalen literaturfestivals berlin. Gemeinsam mit dem Literaturfestival hat der Cluster das Programmspecial „Echo Echo“ entwickelt, dessen Schwerpunkt in diesem Jahr das Thema „Post-Soviet Cosmopolis“ ist. Im Zentrum der Reihe, die sieben Lesungen und Diskussionsrunden vom 9. bis 11. September umfasst, stehen osteuropäische Autorinnen und Autoren sowie ihre Sichtweisen auf das postsowjetische Erbe.

Das Programm des Exzellenzclusters „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“:

Freitag, 9. September, Beginn um 18 Uhr
Post-Soviet Cosmopolis – Yevgenia Belorusets: Anfang des Krieges. Tagebücher aus Kiew

  • Die ukrainische Fotografin und Schriftstellerin Yevgenia Belorusets erlebte den russischen Angriff auf die Ukraine vom Beginn bis zu ihrer Ausreise nach Deutschland im April 2022. Tagsüber war sie in den Straßen von Kiew unterwegs und dokumentierte den Alltag der Menschen mit Fotos und einem Tagebuch.
  • Eintritt: zehn Euro (ermäßigt sechs Euro)
  • Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin

Freitag, 9. September, Beginn um 20 Uhr
Post-Soviet Cosmopolis – Eröffnungspanel mit Yevgenia Belorusets, Susanne Frank und Öjubou Kaspjarowitsch

  • Was heißt es, vom „Postsowjetischen“ zu sprechen? Wie entkommt eine junge Generation dem Echo vorangegangener Geschichten? Mit diesen Fragen befasst sich die Fotografin und Schriftstellerin Yevgenia Belorusets in ihren Arbeiten. Zum Auftakt der Reihe „Post-Sovjet Cosmopolis“ diskutieren die Fotografin und Schriftstellerin Yevgenia Belorusets, die Journalistin Ljubou Kaspjarowitsch und Susanne Frank, Professorin für ostslawische Literaturen und Kulturen an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied des Clusters „Temporal Communities“.
  • Eintritt: zehn Euro (ermäßigt sechs Euro)
  • Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin

Samstag, 10. September, Beginn um 16 Uhr
Post-Soviet Cosmopolis – Russia: Toxic Homeland

  • Die russischen Schriftsteller Sergej Lebedew und Boris Akunin sprechen über Narrative toxischer Heimat sowie über Boris Akunins Projekt „True Russia“, das als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg 2022 und aus Solidarität mit der Ukraine entstanden ist.
  • Eintritt: zehn Euro (ermäßigt sechs Euro)
  • Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin

Samstag, 10. September, Beginn um 20 Uhr
Post-Soviet Cosmopolis – Poetry Night.
Mit Semjon Hanin, Volha Hapeyeva, Eugenijus Ališanka

  • Die drei Lyrikerinnen und Lyriker Semjon Hanin, Volha Hapeyeva und Eugenijus Ališanka lesen aus ihren aktuellen Gedichtbänden. Schauspielerinnen und Schauspieler tragen die deutschen Übersetzungen vor, jeweils gefolgt von einem kurzen Gespräch mit der Kuratorin und Moderatorin des Abends, Karolina Golimowska, die an der Freien Universität Berlin lehrt.
  • Eintritt: zehn Euro (ermäßig sechs Euro)
  • Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin
  • Die Veranstaltung wird zusätzlich als Livestream übertragen.

Sonntag, 11. September, Beginn um 16 Uhr
Post-Soviet Cosmopolis – Constructing Post-Soviet Childhood.
Mit Volha Hapeyeva und Lea Ypi (live zugeschaltet)

  • Der erste Roman „Camel Travel“ der bekannten belarussischen Lyrikerin Volha Hapeyeva handelt von einer Kindheit und Jugend in der Endphase der Sowjetunion. Die albanische Politikwissenschaftlerin Lea Ypi erzählt in ihrem Buch „Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“ vom Aufwachsen in einem isolierten Land, das von Mangelwirtschaft, der Geheimpolizei und dem Proletariat geprägt ist.
  • Eintritt: zehn Euro (ermäßigt sechs Euro)
  • Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin

Sonntag, 11. September, Beginn um 18 Uhr
Post-Soviet Cosmopolis – Generation Independence.
Mit Jānis Joņevs und Aram Pachyan

  • Der lettische Schriftsteller Jānis Joņevs landete mit seinem Debüt „Jelgava 94“ über eine Jugend im Lettland der 1990er Jahre einen Bestseller. Der Coming-of-Age-Roman handelt von einem Jungen, der in der Provinzstadt Jelgava aufwächst, erst Nirvana, dann die Metal-Szene für sich entdeckt und auf Tauschbörsen für Musik-Kassetten und bei Konzerten in verlassenen Bunkern neue Freundschaften schließt. Der armenische Autor Aram Pachyan macht sich mit dem experimentellen Roman „P/F“ auf die Suche nach einem neuen Stil des fragmentarischen Erzählens. Das alte und das neue Jerewan, der Fluss Getar, die verschwundene Straßenbahn und ein einsamer Mann, der versucht, sich selbst in der Stadt seiner verblassenden Erinnerungen zu finden, sie alle treffen in dem Roman aufeinander. Jānis Joņevs und Aram Pachyan tauschen sich aus über das Schreiben nach der Unabhängigkeit. Beide Autoren erhielten für ihre Werke den Literaturpreis der Europäischen Union.
  • Eintritt: zehn Euro (ermäßigt sechs Euro)
  • Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin

Sonntag, 11. September, Beginn um 20 Uhr
Post-Soviet Cosmopolis – In vielen Zungen sprechen: Translinguale Poesie.

  • Multimedia-Performance mit anschließender Diskussion mit Semyon Hanin, russischsprachiger Dichter in Lettland und Gründungsmitglied der zweisprachigen Poesie-Performance-Gruppe Orbita, und dem englischsprachigen Dichter Eugene Ostashevsky
  • Eintritt: zehn Euro (ermäßigt sechs Euro)
  • Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin

Das Thema postsowjetische Literaturen und Identitäten ist auch Gegenstand eines Forschungsvorhabens des Clusters „Temporal Communities“, der als bundesweit einziges literaturwissenschaftliches Verbundforschungsprojekt in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert wird. In dem Projekt „(Post-)Soviet Literary Cosmopolis“ befassen sich Forschende unterschiedlicher geisteswissenschaftlicher Disziplinen mit Konzeptionen globaler und (multi)nationaler Literatur im sowjetischen und postsowjetischen Kontext sowie mit translingualen poetischen Dynamiken, die sich der Auseinandersetzung sowohl mit der Hegemonie des Russischen als auch mit der Parzellierung der Nationalliteraturen im (Post-)Sowjetischen Raum verdanken und im heutigen globalen literarischen und politischen Kontext besondere Aktualität gewinnen.

Die Veranstaltungsreihe „Echo Echo“

„Echo Echo“ widmet sich dem Widerhall von Stimmen und Formen in internationalen Literaturen. Die in Kooperation mit dem internationalen literaturfestival berlin konzipierte Reihe versteht Literatur als einen in sich diversen Echoraum. Eine Vielzahl von Positionen hallt im einzelnen literarischen Werk und seinen intermedialen Bezügen wieder: vorangegangene, vergessene, erinnerte, widersprechende und mitsprechende, vertextete und latente Stimmen. Zwischen Wiederholung und Varianz wird im polyphonen – und manchmal widerständigen – Echo Literatur als Verflechtung unterschiedlichster Kulturen und Zeitlichkeiten wahrnehmbar. Ziel der Reihe ist es, temporale, räumliche und mediale Resonanzen in der Gegenwartsliteratur in öffentlichkeitsorientierten Formaten sichtbar zu machen und die Forschungsschwerpunkte des Clusters im Austausch mit Autorinnen und Autoren sowie Kulturschaffenden zu präsentieren.

Exzellenzcluster „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“

Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2019 geförderten Exzellenzclusters „Temporal Communities“ ist es, die Konzeption von Literatur in globaler Perspektive neu zu vermessen. Mit dem Konzept der „Temporal Communities“ wird dabei untersucht, wie Literatur über Räume und Zeiten hinweg ausgreift – manchmal über Jahrtausende – und dabei komplexe Zeitlichkeiten und Netzwerke ausbildet und in ständigem Austausch mit anderen Künsten, Medien, Institutionen und gesellschaftlichen Phänomenen steht.

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Kontakt

Sima Ehrentraut, Academic Coordinator des Berlin Partners Network des Exzellenzclusters „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective”, Freie Universität Berlin, E-Mail: sima.ehrentraut@fu-berlin.de