Zehn exzellente forschungsbasierte Geschäftsideen ausgezeichnet
Preisträgerinnen und Preisträger der Research to Market Challenge wurden von Science & Startups geehrt, dem Verbund der Start-up-Services der großen Berliner Universitäten
Nr. 113/2022 vom 06.07.2022
Insgesamt zehn Teams sind am Dienstagabend im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Ideenwettbewerbs „Research to Market Challenge“ für ihre forschungsbasierten Geschäftsideen geehrt worden, verliehen wurde auch ein Sonderpreis für Ideen, die Künstliche Intelligenz umfassen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gingen mit ihren Ideenskizzen als Beste aus insgesamt 28 eingereichten Vorhaben hervor.
Ausgerichtet wurde der Wettbewerb von Science & Startups, dem Verbund der Start-up-Services aus Freier Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin. Teilnehmen konnten Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Doktorandinnen und Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Fachbereiche der drei großen Universitäten und der Charité. Ihre Geschäftsideen wurden in den Wettbewerbskategorien „Digital & Technologies“, „Life Sciences & Health“ oder „Cultural & Social“ gewertet; sie mussten einen klaren Bezug zum Arbeitsgebiet der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben und sich in die Praxis umsetzen lassen. Die Konzepte wurden von einer Jury im Hinblick auf Innovationsgehalt, Forschungsbezug, Realisierbarkeit und Kundennutzen bewertet. Die drei besten Teams jeder Kategorie stellten ihre Anwendungsideen auf der Abschlussveranstaltung vor. Für den ersten, zweiten und dritten Platz wurden jeweils 1.500, 1.000 und 500 Euro Preisgeld vergeben. Gestiftet wurden die Preise von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft, der Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin, der Stiftung Charité und der Berliner Sparkasse.
Folgende Anwendungsideen wurden ausgezeichnet:
Kategorie Life Science & Health, gestiftet von der Stiftung Charité:
1. Platz: Markers for VILS and ARDS (Charité - Universitätsmedizin Berlin)
Die neuen diagnostischen Markers für VILS and ARDS : Die klinischen Merkmale des akuten Atemnotsyndroms (ARDS) sind eine schwere, refraktäre Hypoxämie und ein akuter Krankheitsverlauf, der in der Regel zu Schwierigkeiten und Misserfolgen bei der Behandlung von Patienten mit ARDS führt. Es werden schnellere und bessere Marker für die Diagnose des ARDS benötigt. Ein solcher möglichere Marker könnten Glykosaminoglykan (GAG)-Fragmente aus der alveolären Glykokalyx sein.
2. Platz: EquiAsthNostic (Freie Universität Berlin)
Pferdeasthma (EA) ist weltweit die häufigste Atemwegserkrankung bei Pferden. Die Diagnose von EA ist derzeit mit hohen interventionellen, finanziellen und zeitlichen Kosten verbunden, da es an leicht zu erhebenden Biomarkern mangelt. Im Rahmen einer Anschubfinanzierung der Freien Universität identifizierte das interdisziplinäres Team ein Panel von Proteinen in den Atemwegssekreten von Pferden, die an EA leiden. Diese Proteine, die als Biomarker zum Patent angemeldet sind, bilden die Grundlage für einen visionären Antigen-Schnelltest zur Diagnose von EA, der Kosten und Zeit spart.
3. Platz: Krebszellen (Charité – Universitätsmedizin Berlin)
Angestrebt wird eine krebszellspezifische Therapie durch gezielte Nutzung modulierter Radiofrequenzfelder. Es sollen bekannte Unterschiede zwischen Krebszellen und Normalgewebszellen für eine krebszellspezifische lokoregionäre Behandlung nutzbar gemacht werden. Durch sogenannte Impedanz- und Energieabsorptionsmessungen an Tumorzellen werden geeignete Träger- und Modulationsfrequenzen bestimmt. Daraus folgt eine spezifische Behandlung mit den ermittelten modulierten Radiofrequenzfeldern an Zellen und Tumoren. Erwartet wird eine hocheffektive und schonende Behandlung, welche die Wirkung vorhandener Krebstherapien erheblich verstärken kann.
Kategorie Digital & Technologies, gestiftet von der Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin:
1. Platz: Photonic 3D Printer (Humboldt-Universität zu Berlin)
Bei dem Photonic 3D-Printer wurde eine 3D-Druckmethode entwickelt, bei der die Lichtausbreitung im Nanometerbereich innerhalb eines glasartigen Substrats gestreut wird. Da photonische Nanotechnologien leistungsstarke und dennoch kostengünstige Lösungen erfordern, um den Übergang von der Grundlagenwissenschaft zur Wirtschaft zu ermöglichen, zeichnet sich der Ansatz des Photonic 3D-Printers durch geringere Kosten, Einfachheit und Vielseitigkeit aus. Die Herstellung photonischer Komponenten ist für industrielle Partner in den Bereichen Miniatur-Flachoptik, quantenphotonische Schaltungen und intelligente Brillen bedeutend.
2. Platz: IronSalts (Freie Universität Berlin)
Das Team von IronSalts hat eine Materialklasse auf der Grundlage von Eisen und Schwefel entdeckt, die als Festkörperelektrolyte für die Batterietechnologie der nächsten Generation und als Elektrodenmaterialien zur Verringerung des umweltschädlichen Verbrauchs von Kobaltressourcen eingesetzt werden können. Aufgrund des sogenannten Solid-Solution-Verhaltens können diese Materialien je nach Batteriedesign und -aufbau auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden. Diese Materialien werden für die verschiedenen Anwendungen kommerziell verfügbar gemacht, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind.
3. URBANFilter (Technische Universität Berlin)
Reifenabrieb ist eine der größten Mikroplastikemissionen und kann in den drei Umweltkompartimenten Wasser, Luft und Boden gefunden werden. Der Urbanfilter ist eine Antwort auf das interdisziplinäre Problem und bietet eine innovative Lösung zur Reduzierung des Eintrags von Reifenabrieb und anderen Emissionen.
Kategorie Cultural & Social, gestiftet von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freien Universität Berlin:
1. Platz: FLOCK App (Freie Universität Berlin)
Die Matching-App FLOCK schafft neue Sicherheitsvorteile für Frauen/FLINTA im öffentlichen Raum. FLOCK dient als Präventivmaßnahme, bei der Gruppenkonstellationen das Risiko von sexueller Belästigung/Übergriff reduzieren soll, indem sich Frauen über die App vernetzen, um so nicht allein ihren Weg zu gehen.
1. Platz: Eine Box voller Zuversicht (Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin)
Die Box voller Zuversicht ist eine Geschenkbox für Menschen in Verlust- und Trauersituationen, die Strategien und Produkte zur achtsamen Bewältigung einer persönlichen Krise enthält. Gleichzeitig ermöglicht sie den Angehörigen, den Betroffenen angemessen in ihrer Trauerarbeit zu unterstützen und einen liebevollen Kontakt herzustellen, ohne dabei Grenzen zu überschreiten.
3. Platz: Social AIIA (Freie Universität Berlin)
Da die durch künstliche Intelligenz (KI) verursachten gesellschaftlichen Schäden immer deutlicher zutage treten, stehen Regierungen und Unternehmen unter dem Druck, den gesellschaftlichen Nutzen der von ihnen entwickelten und eingesetzten KI-Systeme nachzuweisen. Social AIIA unterstützt den Prozess, indem sie die Entwicklung von Folgenabschätzungen für künstliche Intelligenz vorantreiben. Auf der Grundlage der methodischen und interdisziplinären Expertise von Social AIIA werden evidenzbasierte Instrumente entwickelt, die die potenziellen Schäden von KI-Systemen nachvollziehbar analysieren und mögliche Abhilfemaßnahmen aufzeigen.
Sonderpreis gestiftet von K.I.E.Z., gestiftet von K.I.E.Z. - die neue themenfokussierte Initiative von Science & Startups
Planungstool Energiesektor (Zuse-Institut Berlin)
Der Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung erfordert die Lösung komplexer Planungsprobleme in Bezug auf Investitionen und Produktionsportfolios. Das Planungstool basiert auf einer mathematischen Optimierung und maschinellem Lernverfahren, die zur multikriteriellen Optimierung von Investitionen und Produktionsportfolios im Energiesektor beitragen soll. Das Tool kann im Gegensatz zu bestehenden Tools Entscheidungen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten unter ökonomischen und ökologischen Aspekten optimal berechnen.
Publikumspreis Berliner Sparkasse
Das bereits ausgezeichnete Team FLOCK konnte sich zudem den von der Berliner Sparkasse mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis sichern.
Über Science & Startups
Science & Startups ist der Verbund der Gründungszentren der Verbundpartnerinnen der Berlin University Alliance – der großen Berliner Universitäten Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin sowie Charité – Universitätsmedizin Berlin. Science & Startups unterstützt wissenschaftsbasierte Unternehmensgründungen und fördert die Innovationskraft der Wissenschaft. Durch die Bündelung der Ressourcen der vier Einrichtungen schafft der Verbund ein einzigartiges, international sichtbares universitäres Start-up-Ökosystem mit umfangreichen Services, etwa 1.700 potenziellen wissenschaftlichen Mentorinnen und Mentoren aus den Mitgliedsuniversitäten sowie knapp 130.000 potenziellen Mitgründerinnen und Mitgründern.
Die Berlin University Alliance
Die Berlin University Alliance ist der Verbund der drei Berliner Universitäten Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin für die gemeinsame Gestaltung von Wissenschaft in Berlin. Die vier Partnerinnen haben sich zusammengeschlossen, um den Wissenschaftsstandort Berlin zu einem gemeinsamen Forschungsraum weiterzuentwickeln, der zur internationalen Spitze zählt. Im Zentrum der Zusammenarbeit stehen dabei die gemeinsame Erforschung großer gesellschaftlicher Herausforderungen, die Stärkung des Austausches mit der Gesellschaft, die Nachwuchsförderung, Fragen der Qualität und Wertigkeit von Forschung sowie übergreifende Vorhaben in Forschungsinfrastruktur, Lehre, Diversität, Chancengerechtigkeit und Internationalisierung. Die Berlin University Alliance wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.
K.I.E.Z.
K.I.E.Z. ist die neue themenfokussierte Initiative von Science & Startups. K.I.E.Z. fördert gezielt die Ausgründung von wissenschaftsbasierten KI-Start-ups und hat hierzu – einmalig in diesem Jahr – den Sonderpreis Künstliche Intelligenz ins Leben gerufen. Interessierte aller Fachrichtungen sind aufgerufen, KI-gestützten Ideen einzureichen.
Unterstützt wird der Wettbewerb auch von allen vier Alumni- bzw. Fördergesellschaften: der Ernst-Reuter-Gesellschaft, der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft, der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin und der Stiftung Charité. Viele Gewinnerinnen und Gewinner sowie Teilnehmende aus den vorherigen Wettbewerben haben den Weg zur Unternehmensgründung eingeschlagen, privates Kapital und öffentliche Fördermittel eingeworben und ihre Produkte und Dienstleistungen erfolgreich auf den Markt gebracht.