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Verschleppt: Ehemalige NS-Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter aus der West-Ukraine berichten

Das Online-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945 – Erinnerungen und Geschichte“ wird erweitert - Pressetermin am 29. Juni

Nr. 099/2022 vom 22.06.2022

Die Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin und die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) präsentieren am Mittwoch, den 29.06.2022 um 16.00 Uhr im Rahmen einer Online-Veranstaltung eine neue Teilsammlung des Online-Archivs „Zwangsarbeit 1939-1945 – Erinnerungen und Geschichte“. Die Teilsammlung umfasst 40 Audio- und Video-Interviews ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter aus der West-Ukraine.

Zitat:

„Viele sind damals nach Deutschland gefahren, es waren viele… Aus jedem zweiten Haus musste einer hinfahren.“

Anna P., Interview za532, 16.08.2005, Interview-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“, https://archiv.zwangsarbeit-archiv.de/de/interviews/za532 

Die Interviews sind Teil von rund 600 Lebenserinnerungen ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter des NS-Regimes aus 26 Ländern, die in den Jahren 2005 bis 2006 aufgezeichnet wurden. Koordiniert wurde das Interview-Projekt durch die FernUniversität Hagen. Die Freie Universität Berlin hat diese Audio- und Video-Interviews inhaltlich erschlossen und stellt sie im Online-Archiv https://www.zwangsarbeit-archiv.de/ Schulen und Gedenkstätten, Forschenden und Interessierten zur Nutzung bereit. Transkripte, Übersetzungen, Fotos und Kurzbiografien sowie Expertengespräche sind Teil der Interviewsammlung.

Nun wird das Archiv um eine neu aufbereitete Teilsammlung von 40 Interviews erweitert, die sich dem besonderen Schicksal von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus der West-Ukraine widmet. Zwischen 1941 und 1945 leisteten etwa 2,4 Millionen Menschen aus der Ukraine Zwangsarbeit für das nationalsozialistische Deutschland. Etwa 350.000 von ihnen kamen aus den westukrainischen Distrikten. In den Interviews berichten 17 Frauen und 23 Männer über ihr Aufwachsen in der West-Ukraine, ihre Verschleppung zur Zwangsarbeit nach Deutschland oder über ihre Deportation in Konzentrationslager. Die zumeist in der Landwirtschaft und der Industrie eingesetzten Zwangsarbeitenden erinnern sich an die Bedingungen, unter denen sie zur Arbeit gezwungen wurden, an das Verhältnis zur deutschen Bevölkerung und an die schwierige Rückkehr nach Hause, wo sie häufig eine zweite Verfolgung erfuhren.

Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen russischen Angriffskrieges sind diese Lebensgeschichten eindrückliches Zeugnis der von Angriffen und Besatzung geprägten Geschichte der Ukraine.

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und findet online unter nachfolgenden Link statt:

https://fu-berlin.webex.com/fu-berlin-en/j.php?MTID=md1a1c3397e0601844dd0c0bc73adb44c

Kontakt:

Freie Universität Berlin – Universitätsbibliothek, Abt. Dienste für Forschung, Dr. Doris Tausendfreund, Leitung Digitale Interviewsammlungen, Telefon: 030 / 838-52534; E-Mail: doris.tausendfreund@fu-berlin.de

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