Doping mit Anabolikum mehrere Wochen nachweisbar
Antidoping-Forschung an der Freien Universität Berlin mit Förderung der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA
Nr. 153/2021 vom 06.08.2021
Die Einnahme des Anabolikums Dehydrochlormethyltestosteron (DHCMT) kann laut einer Studie unter Führung der Freien Universität Berlin für mehrere Wochen nachgewiesen werden; beteiligt waren das Anti-Doping-Labor in Rom unter Leitung von Prof. Francesco Botrè sowie ein Forschungsteam um Prof. Matthias Bureik von der Tianjin University. Geleitet wurde die Studie durch Prof. Dr. Maria Kristina Parr vom Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität. In der Untersuchung wurde die Substanz gesunden Männern verabreicht, anschließend wurden deren Urinproben über zwei Monate gesammelt und auf zahlreiche Ausscheidungsprodukte untersucht. Dabei sei ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von DHCMT und den im Urin gefundenen Substanzen deutlich geworden. Die Studienergebnisse tragen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge dazu bei, Ergebnisse der weltweiten Anti-Doping-Labore besser zu interpretieren. Zudem sei erstmals über einen so langen Zeitraum die Ausscheidung der einzelnen Abbauprodukte ermittelt worden, was zur Aufklärung der menschlichen Stoffwechselwege beitrüge.
In der DDR wurde DHCMT unter dem Namen Oral-Turinabol® als Dopingmittel eingesetzt. Nach der Einstellung der Produktion als Arzneimittel wird die Substanz heutzutage vor allem durch sogenannte Untergrund-Laboratorien hergestellt, also illegal. „Dass DHCMT auch heute noch genutzt wird, zeigt aktuell der Dopingfall des Kugelstoßers Benik Abramjan aus Georgien bei den Olympischen Spielen in Tokio, der positiv auf die Anabolika DHCMT und Metandienon sowie den Hormonregulator Tamoxifen getestet wurde“, erklärt Prof. Dr. Maria Kristina Parr. Der Wissenschaftlerin zufolge können die Ergebnisse der Studie auch in diesem Fall zur Interpretation der Ergebnisse und somit einer Überführung von Dopingsünderinnen und -sündern beitragen. „Das ist ein entscheidender Schritt, den Missbrauch dieser Substanz einzudämmen und leistet somit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem dopingfreien Sport“, sagt die Professorin für Pharmazeutische Chemie.
Die Arbeitsgruppe von Maria Kristina Parr hat darüber hinaus weitere Forschungsgelder bei der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA eingeworben. In einem gerade beginnenden Projekt untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Auswirkungen des Anabolikums Metandienon auf den Stoffwechsel sowie die Ausscheidung nach der Einnahme der Substanz; Metandienon wurde ebenfalls in der Dopingprobedes Kugelstoßers Benik Abramjan gefunden.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Maria Kristina Parr, Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie, Freie Universität Berlin, Telefon: +49 30 838 57686, E-Mail: maria.parr@fu-berlin.de