Darf das Erbgut von Menschen biotechnologisch verändert werden?
Neue Ethik-Lernplattform zu „Genome Editing“ online / Unterrichtsmaterialien frei verfügbar
Nr. 050/2021 vom 26.03.2021
Eine neue, interaktive Lernplattform, entwickelt von einem interdisziplinären Forschungsteam an der Freien Universität Berlin, vermittelt auf verständliche Art und Weise die biologischen und ethischen Grundlagen des sogenannten Genome Editing beim Menschen, also die Veränderung des menschlichen Erbguts durch Biotechnologie. Die damit verbundenen ethischen Fragen werden aus verschiedenen Perspektiven vorgestellt und diskutiert, wobei auch ein fundierter Einblick in die allgemeine Ethiklehre geboten wird. Animierte Videos, Podcasts, Übungen und Rätsel sollen dabei helfen, das Thema besser zu verstehen, widerstreitende Argumente abzuwägen und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Das kostenlose Lernangebot richtet sich an alle Interessierte. Darüber hinaus finden Lehrerinnen und Lehrer sowie Dozierende auf der Webseite erprobte Lehrmaterialien, Informationen zur Recherche und fachdidaktische Konzepte für den Ethik- und auch den Biologieunterricht an ihren Schulen, Hochschulen oder anderen Bildungseinrichtungen. Förderung erhielt das Projekt „GenomEdit“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Genome Editing beruht auf verschiedenen biochemischen Methoden, die es erlauben, in das Erbgut eines Lebewesens künstlich einzugreifen, dessen genetischen Code zu verändern und somit dessen Merkmale zu beeinflussen. Neben der Anwendung bei Pflanzen und Tieren wird auch der Einsatz beim Menschen diskutiert. Einige Forscherinnen und Forscher stellen in Aussicht, mithilfe der Biotechnologie Erbkrankheiten behandeln zu können, Risikofaktoren für Krankheiten wie HIV oder Krebs zu minimieren und bestimmte Eigenschaften von Menschen zu verändern. Die ethischen Fragen, die Genome Editing aufwerfen, berühren somit viele grundlegende gesellschaftliche Werte und individuelle Rechte, etwa die (reproduktive) Selbstbestimmung, Forschungsfreiheit, Verantwortung, Gerechtigkeit und Solidarität. Eine breite Debatte über diese revolutionäre und höchst kontroverse Technologie erscheint notwendig. Die neue Lernplattform der Freien Universität bietet die Möglichkeit, sich spielerisch, aber anspruchsvoll einen Überblick über dieses komplexe Thema zu verschaffen.
Die Entwicklung des Lernangebots wurde durch einen wissenschaftlichen Beirat begleitet; zu seinen Mitgliedern zählten Vertreterinnen und Vertreter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Deutschen Ethikrats, des Gen-ethischen Netzwerks e. V. und des Instituts für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin sowie des Museums für Naturkunde Berlin. Ebenfalls beteiligt waren unter anderem der Fachverband Ethik (Landesverband Berlin), der Fachverband Philosophie (Landesverband Berlin/Brandenburg) sowie das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg.
Weitere Informationen
https://userblogs.fu-berlin.de/genome-editing
Förderkennzeichen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: BMBF, FKZ: 01GP1779
Kontakt
Sebastian Brodkorb, Julia Dietrich, Annett Wienmeister, Forschungsgruppe des Projekts „GenomEdit“ an der Freien Universität Berlin, E-Mail: genomedit@fu-berlin.de