Mehr Labore für mehr Gründungen in der Hauptstadtregion?
Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler der Freie Universität Berlin untersuchen Biotech-Standort Berlin-Brandenburg
Nr. 258/2020 vom 22.12.2020
Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen im Bereich der Biotechnologie stehen im Zentrum einer Studie von Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Freien Universität Berlin. Ziel der Untersuchung ist es, ein auf die Besonderheiten der Berliner Biotechnologie abgestimmtes und optimiertes Transfersystem zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft zu entwickeln. Ergebnisse werden bis Ende September des Jahres 2021 erwartet und sollen in den sogenannten „Masterplan Industriestadt Berlin“, also Maßnahmen zur Förderung der Berliner Industrie, einfließen. Geleitet wird die Studie von Prof. Dr. Hannes Rothe vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin.
Im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe geht das Forschungsteam der Frage nach, welche Gründe es für eine geringe Gründungsdynamik im Biotech-Sektor in der Region Berlin-Brandenburg gibt. Anhand von Sekundäranalysen, moderierten Workshops und Interviews mit Expertinnen und Experten soll zudem analysiert werden, wie dies verändert werden kann. „Berlin hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der Start-up-Hochburgen in Europa entwickelt. Gleichzeitig ist die Hauptstadtregion ein führender Standort in der Lebenswissenschaft, Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsversorgung“, erklärt Prof. Dr. Hannes Rothe, Wirtschaftswissenschaftler an der Freien Universität. Besonders weit vorn sei die Biomedizin: Von den rund 255 Biotechnologieunternehmen mit etwa 6.200 Beschäftigten seien fast 80 Prozent in diesem Bereich tätig.
„Doch trotz der vermeintlich guten Rahmenbedingungen lahmt der Gründungsmotor in der Biotechnologie: Nur durchschnittlich etwas mehr als fünf Gründungen sind hier laut der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner in den letzten Jahren entstanden“, sagt Hannes Rothe. Das sei im Verhältnis zu anderen Branchen wie den Lebenswissenschaften sowie zum wissenschaftlichen Potenzial – rund 40 Wissenschaftseinrichtungen mit über 5.000 Forscherinnen und Forschern seien im Biotechnologiesektor tätig – zu wenig.
Ein Faktor für die geringe Gründungsdynamik sind Hannes Rothe zufolge vermutlich fehlende Laborkapazitäten für Start-ups und junge Unternehmen. Das ändere sich allerdings in den nächsten Jahren: durch Baumaßnahmen im Potsdam Science Park, dem BiotechPark Berlin-Buch und dem Technologie- und Gründungszentrum FUBIC in Dahlem werde die vorhandene Laborfläche mehr als verdoppelt. „Mit neuen Laborflächen entstehen vermutlich auch neue Chancen. Wir müssen die Treiber für Biotechnologiegründungen aber gut verstehen, um diese Flächen auch mit innovativen Jungunternehmen zu füllen“, sagt Hannes Rothe.
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Kontakt
Prof. Dr. Hannes Rothe, Freie Universität Berlin, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, E-Mail: hannes.rothe@fu-berlin.de, Telefon: +49 30 838-51985