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Fakten zur Stiftungsprofessur „Didaktik des Chinesischen sowie Sprache und Literatur Chinas“ an der Freien Universität Berlin

Dokumentation nach zahlreichen Medienberichten über eine aus chinesischen Mitteln finanzierte Stiftungsprofessur, über die Einrichtung eines neuen Studiengangs sowie über die Kooperation mit dem Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin

Nr. 031/2020 vom 11.02.2020

In Berichten in mehreren Medien wurde in den vergangenen Wochen die vor Kurzem an der Freien Universität Berlin eingerichtete Stiftungsprofessur mit der Denomination „Didaktik des Chinesischen sowie Sprache und Literatur Chinas“ kritisiert. Gegenstand von Berichten war auch die Kooperation der Hochschule mit dem 2006 in Dahlem eingerichteten Konfuzius-Institut.

Die Freie Universität verwahrt sich gegen eine skandalisierende und unzutreffende Berichterstattung in den Medien.

Daher hier noch einmal ein Überblick über die Fakten:

  1. Die von der chinesischen Organisation Hanban – der für Kulturaustausch mit dem Ausland zuständigen Abteilung des Bildungsministeriums der Volksrepublik China – für fünf Jahre an der Freien Universität Berlin finanzierte Professur ist kein Sonderfall: Weltweit ist es gang und gäbe, dass Regierungen die Verbreitung ihrer nationalen Sprache und Kultur durch regierungsfinanzierte Institute und Professuren, durch Lektorinnen und Lektoren und in anderer Form unterstützen – auch an der Freien Universität gibt es etwa zahlreiche Sprach-Lektorate, die mit Unterstützung von Regierungen oder Kulturinstitutionen aus dem Ausland eingerichtet wurden. Deutschland selbst ist in dieser Hinsicht eines der aktivsten Länder weltweit und unterstützt über den DAAD mehr als 400 Lektoren und Dozenten im Ausland, darunter auch in der Volksrepublik China.

  2. Die Professur an der Freien Universität wird – wie an der Universität Göttingen - vom Hanban für die Dauer von fünf Jahren gestiftet und ist über die Laufzeit mit insgesamt rund 500.000 Euro ausgestattet. Nach Ablauf der fünf Jahre andauernden Anschubfinanzierung übernimmt die Freie Universität die Finanzierung der Professur aus Personalmitteln. Die Mittel von Hanban ermöglichen es der Freien Universität, zum Wintersemester 2020/2021 und damit zusätzlich zum Stellenplan, den neuen Bachelor-Studiengang „Chinesische Sprache und Gesellschaft“ anzubieten. Bereits seit zehn Jahren bildet das Land Berlin Referendarinnen und Referendare für Chinesisch als Quereinsteiger aus, das Schulfach Chinesisch wird an mehr als zehn Schulen des Landes als Abiturfach angeboten – mit diesem Studiengang erhält diese Ausbildung nun die erforderliche wissenschaftliche Basis am Standort Berlin. Dass es sich bei der Professur um eine von Hanban geförderte Professur handelt, wird auf den entsprechenden Webseiten der Freien Universität transparent dokumentiert.

  3. Auf die neue Professur wurde der renommierte Sinologe Prof. Dr. Andreas Guder berufen, einer der anerkanntesten Experten für Chinesisch als Fremdsprache. Das Besetzungsverfahren verlief wie jedes andere Verfahren dieser Art an der Freien Universität, Hanban hatte auf die Auswahl der eingeladenen Bewerberinnen und Bewerbern sowie auf die Berufungsliste keinen Einfluss und hat auch zu keinem Zeitpunkt versucht, einen solchen auszuüben. An die Besetzung der Stelle waren auch keine weiteren Bedingungen geknüpft wie etwa die Übernahme der Leitung des Konfuzius-Instituts.

  4. Der Vertrag zwischen Hanban und der Freien Universität ist so angelegt, dass beide Vertragspartner aus dem Vertrag vorzeitig aussteigen können. In dem Vertrag wird darüber hinaus geregelt, dass dem Geldgeber über die Verwendung seiner Mittel und die entsprechenden Fortschritte in regelmäßigen Abständen Bericht zu erstatten ist, was bei Förderverträgen ein übliches Vorgehen ist. Das einzige Risiko, das dieser Vertrag für die Freie Universität enthält, ist ein Rückzug der Anschubfinanzierung durch Hanban im Falle eines unüberbrückbaren Konflikts. Das würde bedeuten, dass die Universität mit der Vollfinanzierung der Stelle früher einsetzen müsste. Insofern ist dies ein Risiko, das die Universität gern bereit ist einzugehen angesichts des Vorteils, den auch für das Land Berlin dringend benötigten Studiengang endlich einzurichten. Die langjährige erfolgreiche Kooperation der Freien Universität mit Hanban gibt keinen Anlass, von einem Scheitern der Kooperation auszugehen.

  5. Die Freie Universität ist durch die Förderung des Hanban bisher in keiner Weise in ihren sonstigen Handlungen und Äußerungen zur chinesischen Regierungspolitik oder zum Umgang mit akademischer Freiheit in China eingeschränkt gewesen. Ein Zeichen dieser Unabhängigkeit sind die zahlreichen, zum Teil sehr kritischen Veranstaltungen zum Thema China an der Universität. Besonders herauszuheben ist der Jahreskongress von „Scholars at Risk“, der im April 2018 an der Freien Universität stattfand und eine eigene Sektion zur Situation der akademischen Freiheit in China hatte.

  6. Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Freien Universität Berlin und der Peking-Universität wurde 2006 in Dahlem das erste Konfuzius-Institut in Deutschland eingerichtet. Es war und ist nicht an Forschung und Lehre der Freien Universität beteiligt. Angeboten werden lediglich Anfänger-Sprachkurse im Rahmen der Module der Allgemeinen Berufsvorbereitung (ABV). Die Freie Universität stellt dem Institut Räume zur Verfügung und finanziert eine halbe Sekretariatsstelle sowie eine studentische Hilfskraftstelle. Am Konfuzius-Institut an der Freien Universität arbeiten etwa zehn Personen einschließlich studentischer Hilfskräfte. Von China bezahlt werden am Konfuzius-Institut neben der chinesischen Direktorin derzeit ein Projektmitarbeiter, ein bis zwei Sprachlehrkräfte sowie zwei studentische Volontäre.

  7. Für die Freie Universität ist bei der Kooperation mit Partner-Institutionen im In- und Ausland die in Artikel 5 des Grundgesetzes garantierte Wissenschaftsfreiheit Maß aller Dinge. Sie ist wachsam und würde unverzüglich reagieren, wenn sich die Kontrolle staatlicher Akteure im Ausland auf eingegangene Kooperationen auswirkte und die Gefahr bestünde, dass die Wissenschaftsfreiheit beschnitten würde. Im Falle der Kooperation mit Hanban sieht die Freie Universität bisher allerdings keinen Anlass, die Kooperation infrage zu stellen.

  8. Die Freie Universität Berlin, die seit ihrer Gründung im Jahr 1948 mit Einrichtungen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Staaten weltweit und seit jeher über ideologische Grenzen hinweg zusammenarbeitet, verwahrt sich gegen Vorwürfe, sie mache sich durch solche Kooperationen abhängig. Die Freie Universität ist, wie das renommierte Magazin Times Higher Education in London Ende Januar 2020 urteilte, die in Deutschland am stärksten international ausgerichtete Universität; weltweit rangiert sie in dieser Hinsicht auf Platz 51. Die Freie Universität ist in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder 2007 mit ihrer Ausrichtung „Internationale Netzwerk-Universität“ ausgezeichnet worden; ihren Exzellenztitel verteidigte sie in den Folgewettbewerben der Jahre 2012 und 2019. An der Freien Universität arbeiten, lehren und forschen Menschen aus fast 130 Staaten.

Dokumentation von Medien-Anfragen und Antworten der Freien Universität Berlin finden Sie hier.