Erinnerungen an die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs in Griechenland
Griechische Schülerinnen und Schülern zu Besuch in Berlin / Pressetermin mit Interview-Möglichkeiten am 13. Dezember 2019 um 15.00 Uhr
Nr. 389/2019 vom 12.12.2019
Wie blicken junge Griechinnen und Griechen auf die deutsche Besatzung Griechenlands während des Zweiten Weltkrieges? Eine Gruppe von 21 Schülerinnen und Schülern der Deutschen Schule Athen und des Lyzeums von Distomo diskutieren am 13. Dezember an der Freien Universität Berlin über die Zeit der deutschen Besatzung in Griechenland von 1941 bis 1945. In Distomo verübten Deutsche 1944 eine der schwersten Gräueltaten während der Besatzung; mehr als 200 Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes wurden getötet. Die Gesprächsrunde am Freitag ist Teil des Forschungs- und Bildungsprojekts „Memories of the Occupation in Greece“ (MOG) und des Projekts „DSA erinnert – Schule unter dem Hakenkreuz“ der Deutschen Schule Athen. Im Mittelpunkt steht die Aufarbeitung der Vergangenheit, das Gedenken an das Leid und die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, aber auch die Versöhnung, der Blick in die gemeinsame Zukunft und der Austausch zwischen beiden Ländern.
Medienvertreterinnen und –vertreter haben die Gelegenheit zu Gesprächen mit den griechischen Schülerinnen und Schülern und ihren Begleiterinnen und Begleitern
am Freitag, dem 13. Dezember 2019, 15.00 bis 16.00 Uhr
Freie Universität Berlin, Rost- und Silberlaube,
Raum JK 26-140, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, U-Bhf. Freie Univertität/Thielplatz oder Dahlem-Dorf (U3).
Die Gräuel und Kriegsverbrechen, verübt von deutschen Soldaten während der Besatzung, belasten nach wie vor das Verhältnis zwischen Deutschland und Griechenland. Das Ziel der Initiative ist es, dass sich junge Menschen mit den vielschichtigen historischen Verflechtungen beider Staaten und dem Zivilisationsbruch auseinandersetzen – und miteinander ins Gespräch kommen. Journalistinnen und Journalisten haben die Möglichkeit, an der Veranstaltung teilzunehmen und Interviews mit den griechischen Schülerinnen und Schülern zu führen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
„Geschichte ist nicht vergangen, sondern eine Vergegenwärtigung der Vergangenheit“, erklärt Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos, der das Projekt „MOG“ an der Freien Universität Berlinleitet. Es gebe immer weniger Zeitzeugen der deutschen Besatzungszeit vor mehr als 70 Jahren in Griechenland, die noch von ihren persönlichen Erfahrungen erzählen könnten. Ihre Erinnerungen dürften aber nicht in Vergessenheit geraten, betont der Medienpädagoge. Jüngere Generationen bräuchten neue Zugänge zu einer Geschichte, die Deutschland und Griechenland miteinander verbindet und zugleich leider auch spalte. Diese Kluft könne aber durch das gemeinsame Gedenken, durch Austausch, durch gemeinsame Aktivitäten und ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein überwunden werden.
Griechenland unter deutscher Besatzung (1941–1945)
Einige der angereisten Schülerinnen und Schüler stammen aus Distomo, einer Ortschaft in Mittelgriechenland, deren Name untrennbar mit einem Massaker verknüpft ist. Am 10. Juni 1944 töteten SS-Einheiten mehr als 200 Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes, darunter auch Kinder. Anschließend brannten sie Distomo nieder. Während der deutschen Besatzungszeit kam es zu vielen weiteren Kriegsverbrechen. Tausende griechische Jüdinnen und Juden kamen in Konzentrationslagern um; Zivilisten und Kriegsgefangene wurden bei Massenerschießungen umgebracht.
Das Projekt „Memories of the Occupation of Greece“
Im Oral-History-Projekt „Memories of the Occupation of Greece“ (MOG) werden die Erinnerungen von Griechinnen und Griechen an die deutsche Besatzungszeit dokumentiert. Fast hundert Zeitzeugen berichteten von ihren Lebenswegen und den Geschehnissen während des Zweiten Weltkriegs. Ein audiovisuelles Online-Archiv stellt die gefilmten Interviews einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung und bewahrt die Erinnerungen – quasi in einem digitalen Gedächtnis. Das Projekt dient der Wissensvermittlung und soll zu einer gemeinsamen deutsch-griechischen Geschichtskultur beitragenFörderung erhält das Projekt vom Auswärtigen Amt, von der Stavros-Niarchos-Stiftung, der EVZ – Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft – sowie von der Freien Universität Berlin. Erstellt wurde das Portal vom Center für Digitale Systeme, das Kompetenzzentrum für E-Learning, E-Research und Multimedia an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin.
Weitere Informationen
Zeit und Ort
- Freitag, der 13. Dezember 2019, 15.00 bis 16.00 Uhr
- Freie Universität Berlin, Rost- und Silberlaube, Raum X, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin.
Weitere Informationen
Kontakt
Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos, Fachbereich Psychologie und Erziehungswissenschaft sowie Center for Digital Systems (CeDiS) an der Freien Universität Berlin, Telefon 030 / 838-52050 / 0160 4833887, E-Mail: napo@cedis.fu-berlin.de