Die heikle Entsorgung hochradioaktiver Abfälle in Deutschland
Freie Universität Berlin beteiligt sich an transdisziplinärem Forschungsprojekt „TRANSENS“ / Fördermittel bewilligt
Nr. 387/2019 vom 11.12.2019
17 Forschungsteams aus Deutschland und der Schweiz – darunter auch das Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin – haben sich zusammengeschlossen, um die Möglichkeiten und Probleme der Entsorgung hochradioaktiver Abfälle neu abzuschätzen und der Gesellschaft Orientierungswissen zur Verfügung zu stellen. Die Standortsuche für ein Endlager und die damit verbundenen Konflikte erfordern von den beteiligten Behörden, der Wissenschaft und der Öffentlichkeit einen erheblichen Gestaltungswillen. Das Verbundprojekt mit dem Titel „TRANSENS“ – die Abkürzung steht für „Transdisziplinäre Forschung zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle in Deutschland“ – soll innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Beitrag dazu leisten, dass strahlende Stoffe so sicher wie möglich eingelagert werden können. An der Freien Universität wird insbesondere daran geforscht, wie die Entsorgung nuklearer Abfälle gerecht, transparent, partizipativ und vor allem im gesellschaftlichen Dialog gelingen kann.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im TRANSENS-Projekt stammen aus unterschiedlichen Fachgebieten (etwa dem Strahlenschutz, der Geologie, der Materialkunde und der Politikwissenschaft). Für das Projekt wurden Fördermittel in Höhe von rund 15 Millionen Euro bewilligt, wovon die Freie Universität knapp eine Million Euro erhält. Bereitgestellt werden die Forschungsgelder vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), welches 75 Prozent der Mittel trägt, sowie der Volkswagen Stiftung.
Das Projekt „TRANSENS“ soll eine umfassende „Wissens-Co-Produktion“ ermöglichen, erklärt Dr. Achim Brunnengräber vom Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität. Es sei unerlässlich, möglichst viele Positionen, Forderungen und Ansprüche zu kennen, um mit Konflikten konstruktiv umgehen zu können. Gerade strittige Themen sollen im Rahmen des Projekts identifiziert und erörtert werden – dazu gehören die technisch-konzeptionellen Herausforderungen, die Verfahrensschritte der nuklearen Entsorgung sowie Fragen zur gesellschaftlichen Akzeptanz und zum Vertrauen. „Über viele Jahre wurde mit dem Wissen von Expertinnen und Experten vor allem Politik gemacht; jede Interessensgruppe legte ihre eigenen Gutachten vor, über die dann vor Gericht verhandelt wurde“, konstatiert Dr. Achim Brunnengräber. So sei Vertrauen in die Wissenschaft verspielt worden. Bürgerinnen und Bürger erwarteten deutlich mehr Dialogbereitschaft, Mitsprache- und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Der Umwelt- und Energieforscher betont: „Das transdisziplinäre Projekt bietet die Chance, die Öffentlichkeit einzubeziehen, Meinungen auszutauschen, gemeinsame Sichtweisen zu entwickeln und in die Forschung einzubringen.“
„TRANSENS“ kann an das interdisziplinäre Verbundprojekt „ENTRIA“ anschließen, an dem die Freie Universität Berlin zwischen 2013 und 2017 ebenfalls beteiligt war. In seiner Form ist „TRANSENS“ bislang in der Endlager-Forschung einmalig, weil es als transdisziplinäres Experimentierfeld konzipiert wurde. Der Begriff „transdisziplinär“ bedeutet, dass unterschiedliche Aspekte auch aus der Perspektive der Öffentlichkeit und unterschiedlicher Anspruchsgruppen betrachtet und erörtert werden.
Weitere Informationen
Kontakt
- Privatdozent Dr. Achim Brunnengräber, Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-58628, E-Mail: achim.brunnengräber@fu-berlin.de