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Literatur ist mehr als Text und Buch

Lesungen, Performances, Vorträge – feierliche Eröffnung des Exzellenzclusters „Temporal Communities“ vom 24. bis 26. Oktober

Nr. 301/2019 vom 15.10.2019

Zur Eröffnung des literaturwissenschaftlichen Exzellenzclusters „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ findet vom 24. bis 26. Oktober an der Freien Universität Berlin und anderen Orten in Berlin ein mehrtägiges Veranstaltungsprogramm statt. Veranstaltungsorte sind unter anderem das Haus der Kulturen der Welt und die Staatsbibliothek zu Berlin. An den drei Tagen können sich alle Interessierten einen Eindruck vom Programm des neuen Forschungsverbundes machen. Es wird eine Tagung, Performances, Lesungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen geben. Bis auf eine Theateraufführung am Samstag ist die Teilnahme kostenfrei; um eine Anmeldung unter https://www.temporal-communities.de/events/grand-opening.html wird gebeten. Der Cluster wurde in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder als einziges literaturwissenschaftliches Vorhaben ausgewählt.

„In dem umfangreichen Programm sind die vielfältigen Ausdrucksformen des Literarischen zu erleben“, erklärt Andrew James Johnston. „Literatur ist nicht nur Buch oder Text, sondern entsteht in unzähligen Formen intellektuellen und künstlerischen Austausches.“ Der Professor für Englische Literatur an der Freien Universität leitet den Cluster gemeinsam mit Anita Traninger, Professorin für Romanistik. „Durch die vielen Veranstaltungsformate setzen wir bereits unser Programm um. In Lesungen, Performances und Diskussionen bilden sich unter den Teilnehmenden eigene Temporal Communities: also Gemeinschaften auf Zeit.“ Eine zentrale These des Clusters „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ ist, dass Literatur durch die Vernetzung über Zeiten und Räume hinweg global wird.

Das Programm entstand in Kooperation mit Wissenschafts- und Kultureinrichtungen in Berlin, die auch künftig eng mit dem Cluster kooperieren werden. „Wir wollen diese Zusammenarbeit bei der Eröffnung sichtbar machen“, sagt Anita Traninger, Professorin für Romanistik und Sprecherin des Clusters. Dabei können auch einzelne Programmpunkte besucht werden. „Wir freuen uns, wenn es ein lebendiges Kommen und Gehen gibt und wir im Verlauf der drei Tage mit möglichst vielen Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch kommen.“

Den Auftakt bildet eine Konferenz an der Freien Universität am 24. Oktober 2019, bei der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland über neue Zugänge zur Literatur sprechen: Sie fragen nach den Möglichkeiten der Modellierung einer globalen Literaturgeschichte anhand so unterschiedlicher Gegenstände wie den Briefen des italienischen Dichters und Geschichtsschreibers Francesco Petrarca (1304–1374) oder Anthologien arabischer Dichtung. Am Abend setzten sich Mitglieder des Clusters im Rahmen einer Ausstellung über das Werk des Schriftstellers Hubert Fichte (1935–1986), die Mitte Oktober im Haus der Kulturen der Welt eröffnen wird, mit ausgewählten Objekten in Form von Interventionen auseinander. Auf diese Weise bringen sie ihre fachliche Perspektive ein – historisch, kritisch, weiterführend oder widersprechend. Einen Kontrapunkt zu Fichtes Schaffen, der in den 1970er Jahren für seine „Geschichte der Empfindlichkeit“ Brasilien und Nordafrika bereiste, setzen zwei Autorinnen: Yvonne Adhiambo Owuor und Lesley Nneka Arimah lesen aus ihren Texten.

Am Freitag, dem 25. Oktober, werden vom frühen Nachmittag an Säle und Foyers in der Staatsbibliothek zu Berlin und im Ibero-Amerikanischen Institut zum Schauplatz von Performances, Lesungen und Projektvorstellungen, bevor der Cluster am Abend mit einer Podiumsdiskussion zur Frage „Wer darf Literatur?“ feierlich eröffnet wird. Über diese Frage werden Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaft, literarischer Praxis und Literaturkritik diskutieren.

Unter anderem zeigen Tomomi Adachi und Natsuko Tezuka eine eigens für diesen Anlass entwickelte Performance zwischen Lautpoesie und Tanz. Lyrische Texte werden „handverlesen“– so auch der Name des Projekts – in Gebärdensprache zu sehen sein. Und wie kam ein Text des DDR-Autors Heiner Müller unmittelbar nach dem Fall der Berliner Mauer auf die Theaterbühne? Archivmaterial von den Proben im Frühjahr 1990 und eine Gesprächsrunde machen dieses historische Theaterereignis lebendig.

Mit Eugene Ostashevsky, der Gedichte aus seinem Projekt „Feeling Sonnets“ vortragen wird, wird auch der aktuelle Dorothea Schlegel Artist in Residence des Clusters zu hören sein. Er ist der erste aus einer ganzen Reihe von Künstlerinnen und Künstlern, die für eine gewisse Zeit am Cluster arbeiten und mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den Austausch treten werden – ein grundlegender Bestandteil der Arbeit des Clusters genauso wie die Kooperationen mit dem Partnernetzwerk von Kultureinrichtungen in Berlin, die daher auch das Eröffnungsprogramm mittragen.

Der gemeinsame Besuch einer aktuellen Theaterproduktion der Schaubühne mit anschließendem Podiumsgespräch wird am Sonnabend, dem 26. Oktober, das Eröffnungsprogramm beschließen: „Orlando“, der Roman von Virginia Woolf in der Inszenierung von Katie Mitchell auf einer multimedial ausgestatteten Theaterbühne und mit einer Hauptfigur, die passend zum Forschungsprogramm des Exzellenzclusters Zeiten und Räume durchquert – und darüber hinaus sogar das Geschlecht wechselt.

Weitere Informationen

Programm - Grand Opening

Donnerstag, 24. Oktober

  • 9.00 bis 17.00 Uhr Freie Universität Berlin
  • Internationale Konferenz Modelling Global Literature (in englischer Sprache)
  • Seminarzentrum, Raum L115, Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin-Dahlem

  • 18.00 bis 21.30 Uhr Haus der Kulturen der Welt
  • Die Verwörterung der Welt: Literarische und wissenschaftliche Interventionen (in deutscher und englischer Sprache)
  • John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Freitag, 25. Oktober 2019

  • 14.00 bis 22.00 Uhr, Staatsbibliothek zu Berlin und Ibero-Amerikanisches Institut – Preußischer Kulturbesitz
  • Nexus Berlin. Literatur als Praxis zwischen Medien und Künsten (in deutscher, englischer, spanischer und Gebärdensprache. Das gesamte Tagesprogramm wird in Gebärdensprache gedolmetscht.)
  • Potsdamer Straße 37, 10785 Berlin

Samstag, 26. Oktober 2019

  • 17.00 Uhr, Schaubühne Berlin
  • „Orlando“ von Virginia Woolf, Regie: Katie Mitchell (in deutscher Sprache); Podiumsgespräch mit Clustermitgliedern, Darstellerinnen und Darstellern sowie der Dramaturgin Maja Zade (in englischer Sprache)
  • Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin

Anmeldung

Programm

www.temporal-communities.de/events/grand-opening.html

Weitere Informationen

Katja Heinrich, Geschäftsführerin des Exzellenzclusters „Temporal Communities“, Freie Universität Berlin, Tel. 030 / 838 550 57, k.heinrich@fu-berlin.de