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Studie: Wie beeinflusst interethnischer Kontakt in der Kindheit das Verhalten im Erwachsenenalter?

Studie von Wissenschaftlern der University of Antwerp, der Paris School of Economics und der Freien Universität Berlin

Nr. 299/2019 vom 14.10.2019

Interethnische Kontakte in der Kindheit führen einer Studie zufolge dazu, dass soziale Beziehungen im Erwachsenenalter ethnisch diverser sind. Zudem sorge ein höherer Anteil ethnisch diverser Kontakte im Schulalter dazu, dass Menschen im Erwachsenenalter eher interethnische Partnerschaften eingehen als Menschen, die in der Kindheit ethnisch eher homogene Kontakte führten. Veröffentlicht wurde die Studie von den Wissenschaftlern Prof. Luca Paolo Merlino, PhD (University of Antwerp), Prof. Liam Wren-Lewis, PhD (Paris School of Economics) und Prof. Dr. Max Friedrich Steinhardt (Freie Universität Berlin) im Journal of Labor Economics (https://doi.org/10.1086/702626).

„Eine naheliegende Erklärung dafür ist, dass ein ethnisch diverses Umfeld schlicht die Möglichkeit erhöht, Menschen anderer Ethnie und Hautfarbe kennen zu lernen“, sagt Max Friedrich Steinhardt. Ein entscheidender Faktor könne dies jedoch nicht sein, da die Wissenschaftler den beschriebenen Zusammenhang zwischen Kontakten in der Kindheit und sozialen Beziehungen im Erwachsenenalter unabhängig von Ort, Zeit und sozialem Netzwerk der Befragten beobachteten. Auch schulische Leistungen, Bildungsabschlüsse oder ein späterer Erfolg auf dem Arbeitsmarkt sind der Studie zufolge nicht ausschlaggeben dafür, dass Menschen im Erwachsenenalter ethnisch vielfältige soziale Beziehungen haben. Stattdessen legten die empirischen Schätzungen nahe, dass ethnische Diversität in der Schule dazu führe, ethnische Zugehörigkeit und Hautfarbe als nicht relevant für die Auswahl des Partners oder der Partnerin zu betrachten; die Zugehörigkeit und Hautfarbe wird demnach eher ausgeblendet und spielt keine/eine unbedeutende Rolle.

Die Autoren werteten zunächst Daten des National Longitudinal Survey of Adolescent Health (Add Health) aus den Jahren 1994 und 1995 aus; das Add Health enthält Informationen zum Familienhintergrund, Gesundheitsverhalten sowie zu sozio-demographischen Merkmalen, Freundschaften und romantischen Beziehungen US-amerikanischer Jugendlicher. Eine Auswahl des Panels wurde nun, mehr als zehn Jahre später, zu ihren sozialen Kontakten befragt.

Die Frage, ob Kontakt zu Schülerinnen und Schülern anderer Ethnien und Hautfarbe in der Kindheit einen Einfluss darauf hat, ob eine Person im Erwachsenenalter ethnisch diverse soziale Beziehungen hat, ist den Autoren der Studie zufolge vor allem in den USA von hoher Relevanz: Partnerschaften zwischen Menschen unterschiedlicher Ethnien seien in den USA immer noch selten. Beispielsweise seien zurzeit weniger als acht Prozent der verheirateten Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner in den USA mit Weißen verheiratet. Dass Menschen dazu tendieren, sich Partnerinnen oder Partner auszusuchen, die ihnen in bestimmten Merkmalen ähnlich sind, bezeichnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Assortative Mating. „Das Phänomen des Assortative Mating ist ökonomisch relevant, da es sich auf den Arbeitsmarkt und die Einkommensungleichheit auswirkt sowie auf die transgenerationale Einkommensmobilität zwischen Generationen“, erklärt Max Friedrich Steinhardt.

„Die Ergebnisse der Studie erweitern unser Verständnis darüber, wie der frühe Kontakt mit Menschen verschiedener Ethnie und Hautfarbe die Einstellung über die Bedeutung dieser beiden Aspekte für Partnersuche und Partnerschaft verändern kann“, sagt Max Friedrich Steinhardt. Folglich könnten Programme zur Erweiterung der ethnischen Diversität in Schulen Vorurteile reduzieren und soziale Integration fördern.

Weitere Informationen

Die Studie

Luca Paolo Merlino, Max Friedrich Steinhardt, Liam Wren-Lewis: More than Just Friends? School Peers and Adult Interracial Relationships, Journal of Labor Economics. DOI: doi.org/10.1086/702626

Kontakt

Prof. Dr. Max Steinhardt, John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien, Freie Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-66053, E-Mail: max.steinhardt@fu-berlin.de