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Freie Universität Berlin zweimal bei Vergabe der Starting Grants des Europäischen Forschungsrates erfolgreich

ERC Starting Grants für Prof. Dr. Genia Kostka und Dr. Jan C. Jansen

Nr. 254/2019 vom 05.09.2019

Prof. Dr. Genia Kostka, Wissenschaftlerin des Instituts für Chinesische Studien der Freien Universität Berlin, und Dr. Jan C. Jansen, German Historical Institute, Washington, DC mit der Freien Universität als Gastgeber-Hochschule, werden mit je einem hochdotierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) ausgezeichnet. Die Förderung umfasst jeweils eine Summe von bis zu 1,5 Millionen Euro über höchstens fünf Jahre. Ziel des Forschungsprojekts „Governing with Data: Local Experimentation in Authoritarian China (Daten-basiertes Regieren: Lokale Experimente im autoritären China)“ von Prof. Dr. Genia Kostka ist es, besser zu verstehen wie die chinesische Regierung digitale Technologien in den Städten einsetzt. Das Thema von Dr. Jan C. Jansens Projekt lautet „Atlantic Exiles: Refugees and Revolution in the Atlantic World, 1770s–1820s“ (Atlantisches Exil: Flüchtlinge und Revolution in der atlantischen Welt, 1770er–1820er Jahre); er befasst sich dabei mit den umfangreichen Flüchtlingsbewegungen des Revolutionszeitalters. Zielgruppe des Formats ERC Starting Grant sind exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, denen der ERC den Start in eine unabhängige Karriere und den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe ermöglichen möchte.

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, gratulierte den beiden Geehrten. „Es ist eine große Auszeichnung für Sie und eine Ehre für unsere Universität als gastgebende Hochschule Ihrer Projekte, dass Sie sich in diesem hochkompetitiven und europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb durchsetzen konnten.“ Ziegler betonte, dass sich aus den EU-weit 3108 eingereichten ERC-Grant-Projekten nur 408 durchgesetzt hätten und damit lediglich rund 13 Prozent. Auch angesichts von 73 Grants, die in dieser Bewilligungsrunde an deutsche Einrichtungen gehen, sei der Erfolg für die Freie Universität bemerkenswert.

Z U D E N P R O J E K T E N

  • Forschungsprogramm – Governing with Data: Local Experimentation in Authoritarian China, von Prof. Dr. Genia Kostka

Da neue Informationstechnologien und das Aufkommen von „Big Data“ die chinesische Gesellschaft derzeit umgestalten, ist die Untersuchung der Eigenschaften und Formen von „Digital Governance“ (Digitales Regieren) und ihrer Konsequenzen dringend erforderlich. Hier knüpft das Forschungsprojekt „Governing with Data: Local Experimentation in Authoritarian China (Daten-basiertes Regieren: Lokale Experimente im autoritären China)“ von Prof. Dr. Genia Kostka an.

„Digitale Technologien haben unmittelbare Auswirkungen auf das soziale, politische und ökonomische Leben in der chinesischen Gesellschaft sowie weltweit“, erläutert Prof. Dr. Genia Kostka. Das Projekt „Digital Governance“ biete die einmalige Gelegenheit, „natürliche Experimente“ in Chinas fortschrittlichen intelligenten Städten zu beobachten. „Mithilfe von Feldforschung und Umfragen wollen wir Mechanismen analysieren, mit denen digitale Technologien in lokale Entscheidungsprozesse und Regierungsstrukturen integriert sind.“ In einem weiteren Schritt würden die Auswirkungen neuer digitaler Regierungsmethoden für Bürger, Unternehmen und den Staat untersucht. Die Forschungsergebnisse sollen neue empirische Daten hervorbringen, auf deren Grundlage es möglich sein wird, die Konzeptualisierung neu entstehender digitaler Regierungsmethoden und die Bewertung ihrer Vorteile und Risiken voranzutreiben. Das Projekt soll nach dem Willen von Professorin Genia Kostka „zu Debatten beitragen, die über den Kontext Chinas hinausgehen und den gesellschaftlichen Wandel im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung thematisieren“.

Kontakt

Prof. Dr. Genia Kostka, Institut für Chinesische Studien der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838 51280 , E-Mail: g.kostka@fu-berlin.de

  • Forschungsprogramm – Atlantic Exiles: Refugees and Revolution in the Atlantic World, 1770s–1820s, von Dr. Jan C. Jansen

Im Rahmen des Projekts sollen in vergleichender Perspektive die umfangreichen Flüchtlingsbewegungen der Revolutionen in Nord- und Südamerika, Frankreich und Haiti in den Jahrzehnten um 1800 untersucht werden. „Das atlantische Revolutionszeitalter gilt als die Geburtsstunde westlicher politischer Modernität und neuer Konzepte von Souveränität, Staatsbürgerschaft und politischer Partizipation“, betont Dr. Jan Jansen. Es sei jedoch auch eng verknüpft mit dem Auftreten politischer Flüchtlinge als einem Massenphänomen. Die großen revolutionären Umbrüche und die mit ihnen verbundenen gewaltsamen Konflikte setzten in dieser Zeit weit mehr als eine Viertelmillion Menschen in Bewegung. Auf Grundlage empirischer Fallstudien in der Karibik und auf dem amerikanischen Kontinent geht der Wissenschaftler in dem Projekt der Frage nach, welche Rolle politische Flüchtlinge und ihre Mobilität in grundlegenden Transformationsprozessen des Revolutionszeitalters spielten. Untersucht wird, wie sie den Wandel politischer Zugehörigkeiten und die Neuziehung der Grenze zwischen „Bürgern“ und „Fremden“ mitprägten und wie sie sich in den sich wandelnden Praktiken öffentlicher und privater Fürsorge und frühen Formen von Humanitarismus niederschlugen. Weitere Aspekte sind, wie politische Flüchtlinge in den sich verschiebenden und porösen Grenzen zwischen Freiheit und Sklaverei navigierten und wie Exil zu einem Handlungsfeld wurde, das nationale und imperiale Grenzen überschritt.

„Während es mittlerweile Konsens ist, dass revolutionäre Ideen und Akteure innerhalb des Atlantiks der Zeit nicht getrennt voneinander betrachtet werden können, sind diejenigen, die sich diesen Revolutionen entgegenstellten oder vor ihnen flohen, bislang kaum in den Blick gekommen worden“, erklärt der Wissenschaftler. „Vor diesem Hintergrund wollen wir in dem Projekt auf mehreren Ebenen neue Wege beschreiten. Wir legen ein besonderes Augenmerk auf die Karibik als einer der weltweit wichtigsten Ziel- und Transitregionen für Flüchtlinge in dieser Zeit. Uns geht es dabei darum, die atlantische Geschichte systematisch mit dem noch jungen Feld der Flüchtlingsgeschichte zu verknüpfen.“. Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse aus dem atlantischen Revolutionszusammenhang in den Kontext einer vergleichenden und globalen Geschichte unfreiwilliger Migration gestellt werden.

Kontakt

Dr. Jan C. Jansen, German Historical Institute, Washington, DC, Telefon: +1 202 / 387 3355, E-Mail: jansen@ghi-dc.org