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Der Messianismus von Walter Benjamin

Öffentlicher Vortrag des italienischen Philosophen Giorgio Agamben am 14. Juni 2019

Nr. 171/2019 vom 12.06.2019

Der international renommierte italienische Philosoph Giorgio Agamben widmet einem seiner intellektuellen Vorbilder, dem deutschen Autor und Kulturkritiker Walter Benjamin (1892–1940) einen öffentlichen Vortrag am 14. Juni 2019 an der Freien Universität Berlin. Thema der Vorlesung ist der Messianismus Benjamins – die Vorstellung einer religiösen oder politisch-sozialen Heilserwartung. In die Thematik führt Prof. Dr. Giulio Busi ein, Professor für Judaistik an der Freien Universität Berlin. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut Berlin im Rahmen der Reihe „DediKa 2019 – Giorgio Agamben“ in englischer Sprache statt, sie ist öffentlich, der Eintritt frei.

Der in Rom geborene Giorgio Agamben hat Benjamins Schriften für den Verlag Einaudi ins Italienische übersetzt und ediert. Bei seinen Recherchen im Jahr 1981 entdeckte er ein verschollen geglaubtes, bedeutsames Konvolut von Benjamins Texten in der Bibliothèque nationale de France wieder. Seine Arbeit half dabei, Walter Benjamin international Bekanntheit zu verschaffen. Giorgio Agamben orientierte sich auch an der philosophischen Methodik Benjamins. Er habe dem deutschen Denker die Fähigkeit zu verdanken, Interessantes aus dessen „historischen Kontext zu extrahieren und diesem zu entwinden, um [es] so wieder zu Leben zu erwecken und wirksam für die Gegenwart zu machen“, schreibt Giorgio Agamben in seinem Buch Autoritratto nello Studio.

Giorgio Agamben wurde durch seine Forschungsarbeiten zu Begriffen wie Ausnahmezustand, Lebens-Form, Homo sacer oder Biopolitik zu einem der bedeutendsten politischen Philosophen Italiens der Gegenwart. Sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Seine Laufbahn begann Giorgio Agamben mit einem Studium der Rechtsphilosophie in den 1960er Jahren in Rom. Dort schloss er sich den Intellektuellenkreisen um Elsa Morante, Pier Paolo Pasolini und Natalia Ginzburg an und verkehrte mit Ennio Flaiano, Giorgio Bassani und Francesco Rosi. In den siebziger Jahren war er Fellow am Warburg Institute in London, lebte anschließend in Paris und leitete von 1986 bis 1993 das Collège International de Philosophie. Der Philosoph lehrte an den Universitäten von Macerata, Verona und Venedig sowie in den USA, der Schweiz und Deutschland. Seine Arbeiten behandeln breite Themenfelder wie Stimme, Sprache und Schrift sowie Dichtung, Literatur und Kunst. Er beschäftigt sich mit Gesellschaft, Politik und Recht, aber auch mit theologischen und metaphysischen Fragen. Sein Hauptwerk HOMO SACER entstand in den Jahren von 1995 bis 2014 und umfasst neun Bände. 2018 ist beim italienischen Verlag Quodlibet eine Gesamtausgabe seines Werkes erschienen (zuvor eine Ausgabe 2016 auf Französisch und 2017 auf Englisch). Giorgio Agamben wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem im Jahr 2013 mit dem renommierten Dr.-Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen und 2018 mit dem italienischen Premio Nonino „Maestro del nostro tempo“.

Prof. Dr. Giulio Busi leitet als Geschäftsführender Direktor das Institut für Judaistik und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat des Italienzentrums der Freien Universität Berlin an. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der jüdischen Mystik und die jüdische Kultur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Giulio Busi ist Autor zahlreicher Publikationen, zuletzt über Lorenzo de’Medici (2016), Michelangelo (2017) und Marco Polo (2018).

Zeit und Ort

  • Freitag, 14. Juni 2019 um 10.15 Uhr
  • Freie Universität Berlin, Holzlaube, Raum –1.2009, Fabeckstraße 23/25, 14195 Berlin

Weitere Informationen

Kontakt

  • Sabine Greiner, Geschäftsführerin des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Telefon: 030/838 52231, E-Mail: italzen@zedat.fu-berlin.de