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Wie kommt das Neue in die Welt?

Medieneinladung: Interdisziplinäre Fachkonferenz vom 3. bis 5. Juni 2019 an der Freien Universität anlässlich des 100. Jahrestages der Habilitation von Emmy Noether, die als erste Frau in Deutschland im Fach Mathematik habilitiert wurde

Nr. 157/2019 vom 31.05.2019

Zu Ehren der Mathematikerin Emmy Noether (1882–1935) findet vom 3. bis 5. Juni 2019 an der Freien Universität Berlin eine interdisziplinäre Fachkonferenz statt. Emmy Noether wurde am 4. Juni vor genau 100 Jahren als erste Frau in Deutschland in der Mathematik habilitiert. Der Berliner Exzellenzcluster MATH+, die Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin und das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte nehmen dies zum Anlass, die Bedeutung Emmy Noethers für die Mathematik und angrenzende Naturwissenschaften zu beleuchten. Im Rahmen der Konferenz „Wie kommt das Neue in die Welt“ werden zudem eine Reihe weiterer Aspekte betrachtet: die moderne Algebra als mathematische Disziplin und methodisches Konzept, die Rolle jüdische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der deutschsprachigen akademischen Kultur, die Bedeutung der Habilitation Emmy Noethers aus Sicht der Geschlechterforschung sowie das Verhältnis von Mathematik, Gesellschaft, Geschlecht und Diversität. Die Konferenz wird am 3. Juni um 18.00 Uhr im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft eröffnet; den Festvortrag hält Leo Corry von der Tel Aviv University am 3. Juni um 19.00 Uhr zum Thema „Emmy Noether‘s Contribution to the Rise of the Structural Approach in Algebra” („Emmy Noethers Beitrag zum Aufstieg des strukturellen Ansatzes in der Algebra“). Die Konferenz ist presseöffentlich. Geboten wird ein umfassendes öffentliches, kostenfreies Begleitprogramm mit Vorträgen, öffentlichen Führungen, einer Podiumsdiskussion und einem Theaterstück.

Am 4. Juni 1919 hielt Emmy Noether ihren Habilitationsvortrag. Sie war damit die erste Frau, die in Deutschland im Fach Mathematik die Lehrerlaubnis erlangte. Emmy Noether begründete die modernen Algebra. Ihr auf Begriffen und Strukturen beruhender Zugang zur Mathematik prägt bis heute das mathematische Denken. Mit ihrer als Habilitationsschrift eingereichten Publikation „Invariante Variationsproblem“ beantwortete sie zentrale mathematische Probleme der allgemeinen Relativitätstheorie. Die Noether-Theoreme über den Zusammenhang von Symmetrie und Erhaltungseigenschaften physikalischer Systeme helfen bis heute bei der Entwicklung physikalischer Theorien.

Emmy Noether musste sich gegen viele Widerstände durchsetzen – als Frau, als Jüdin, aufgrund ihrer sozialistischen politischen Orientierung und auch mit ihren neuartigen mathematischen Ideen. Nach ihrer Habilitation wirkte sie bis zu ihrer Emigration 1933 in Göttingen. Ihre neuen mathematischen Konzepte erwiesen sich nicht nur für die Algebra, sondern auch für andere mathematische Fachrichtungen als äußerst produktiv. Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen scharten sich um sie. Die Noether-Schule entstand, es war ein Raum frei von tradierten Denkmustern und offen für neue Wege in der Mathematik.

Aus mathematischer, physikalischer, wissenschaftstheoretischer und -historischer Perspektive beleuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz die Bedeutung Emmy Noethers bis in die Gegenwart; sie erörtern Möglichkeiten von Veränderungen, seien sie wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Natur. Im Sinne Emmy Noethers geht es um die Offenheit gegenüber unbekannten Denkweisen und die Bereitschaft, tradierte akademische und gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen, um Neues in die Welt zu bringen. 

Mit dem in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder im September 2018 prämiierten Exzellenzcluster MATH+ baut die Berliner Mathematik an den drei Berliner Universitäten Freie Universität, Humboldt-Universität und Technische Universität Berlin wie auch an den Forschungsinstituten WIAS und ZIB ein institutionen- und disziplinübergreifendes Forschungszentrum auf. Etablierte Berliner Stärken in mathematischer Modellierung, Simulation und Optimierung werden systematisch ausgebaut und erweitert, um neuartige mathematische Strategien zur Nutzung komplexer Daten zu entwickeln.

Programm-Höhepunkte und Begleitprogramm der Tagung:

  • Leo Corry, Tel Aviv University: Emmy Noether‘s Contribution to the Rise of the Structural Approach in Algebra
    Festvortrag, 3. Juni 2019, 19:00 Uhr, Harnack-Haus
    Leo Corry widmet sich in diesem Vortrag der Beschreibung des Hintergrunds von Emmy Noethers Beitrag zum Aufstieg und zur Festigung des „strukturellen“ Ansatzes in der Algebra. Demnach wird Algebra als eine Disziplin angesehen, die darauf abzielt, die Eigenschaften einer Reihe eng miteinander verbundener mathematischer Systeme (Gruppen, Ringe, Felder usw.), die am besten abstrakt definiert und verstanden werden, aus einer einheitlichen Perspektive zu untersuchen und zu charakterisieren.
    https://www.noetherkonferenz2019.de/abstracts/abstract-corry.html

     

  • Christina von Braun, Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien: Juden und Frauen in der deutschen Academia
    4. Juni 2019, 11:15 Uhr, Institut für Mathematik, Arnimallee 3
    Jüdische Frauen gehörten zu den Pionierinnen im Kampf der Frauen für das Stimmrecht und für das Recht auf Bildung. Sie gehörten zu den ersten Medizinerinnen und Naturwissenschaftlerinnen und übten einen wichtigen Einfluss auf Modernisierungsprozesse in der Ökonomie, Politik, den Sozialkämpfen und für einen allgemeinen Mentalitätswandel aus. In dem Vortrag soll der Hintergrund beleuchtet werden, der zu den radikalen Veränderungen sowohl des deutsch-jüdischen Verhältnisses in den Wissenschaften als auch der Geschlechterordnung führte.
    https://www.noetherkonferenz2019.de/abstracts/abstract-c_v_b.html 

     

  • Anita Traninger, Freie Universität Berlin: Das Geschlecht der Habilitation
    4. Juni 2019, 14:30 Uhr, Institut für Mathematik, Arnimallee 3
    Die Gemeinschaft der Gelehrten war traditionell und bis in das 20. Jahrhundert nicht nur eine Gesellschaft ohne Frauen, sondern eine mit expliziter Negation des Weiblichen. Die hindernisreiche Geschichte der Habilitation Emmy Noethers zeigt beispielhaft den gegenderten Geist der Universität Anfang des 20. Jahrhunderts. Als höchstrangiger Hoheitsbereich der Universität kommen in der Habilitation und der Position des Privatdozenten die zentralen Setzungen des universitären Selbst- und Wissenschaftsverständnisses zum Ausdruck.
    https://www.noetherkonferenz2019.de/abstracts/abstract-traininger.html 

     

  • Lise Meitners Schwestern. Eine frauenhistorische Führung auf dem Campus der Freien Universität Berlin
    Claudia von Gélieu, Frauentouren e. V.
    Zeit: 3. Juni 2019, 15:00 – 17:00 Uhr,
    Ort: Harnack-Haus, Ihnestraße 16-20, 14195 Berlin / U-Bhf Freie Universität/Thielplatz 

     

  • Mathematische Spaziergänge mit Emmy Noether
    Anlässlich des Jubiläums der Habilitation Emmy Noethers entwickelt das portraittheater wien ein biografisches Theaterstück.
    Zeit: 4. Juni 2019, 19.00 Uhr, Einlass 18.30 Uhr
    Ort: Freie Universität Berlin, Henry-Ford-Bau, Garystraße 35, 14195 Berlin | Hörsaal A; Anmeldung über die Konferenzwebsite www.noetherkonferenz2019.de 

     

  • Öffentliche Podiumsdiskussion: Wie kommt das Neue in die Welt?
    Reflexionen über das Verhältnis von Mathematik, Gesellschaft, Geschlecht und Diversität
    Moderation: Jan-Martin Wiarda, Wissenschaftsjournalist

  • Prof. Dr. Katja Eilerts, Abteilung Grundschulpädagogik – Mathematik im Primarbereich, Humboldt-Universität zu Berlin

  • Prof. Dr. Rupert Klein, Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters MATH+ und Sprecher des Mathematik-SFB 1114, Freie Universität Berlin

  • Prof. Dr. Helena Mihaljević, Professorin für Data Science und Analytics des Einstein Center Digital Future, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

  • Dr. Anina Mischau, Leiterin der Arbeitsstelle Gender Studies in der Mathematik, Freie Universität Berlin

  • Prof. Dr. Caren Tischendorf, Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters MATH+, Humboldt-Universität zu Berlin

Zeit: 5. Juni 2019, 13:45 – 15:30 Uhr
Ort: Freie Universität Berlin, Institut für Mathematik, Arnimallee 3, 14195 Berlin

  • Öffentliche Ausstellung “Women of mathematics throughout Europe. A gallery of portraits"      
    Die Ausstellung porträtiert 13 europäische Mathematikerinnen. Sie sprechen über ihre Erfahrungen in der mathematischen Community und wirken als Rolemodel für Wissenschaftlerinnen und Mädchen, die sich für Mathematik begeistern.   
    Zeit: Dienstag, 4. Juni  bis Freitag, 7. Juni 2019
    Ort: Freie Universität Berlin, Institut für Mathematik, Arnimallee 3, 14195 Berlin

Weitere Informationen

Weitere Informationen und Interview-Wünsche

Dr. Mechthild Koreuber, Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 /838-54259, E-Mail: frauenbeauftragte@fu-berlin.de

Weitere Details zum wissenschaftlichen Programm finden Sie auf der Website

www.noetherkonferenz2019.de