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Resistente Bakterien mit den eigenen Waffen schlagen

Forschungsprojekt an der Freien Universität zum effizienteren Einsatz von Antibiotika erhält Förderung der Volkswagen-Stiftung

Nr. 038/2019 vom 13.02.2019

Eine Forschungsgruppe am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin arbeitet an einem innovativen Verfahren, das den Einsatz von wichtigen Reserveantibiotika verbessern soll. Hierfür entwickelt das Team unter Leitung des Chemikers Prof. Dr. Daniel Klinger am Institut für Pharmazie „intelligente“ polymere Nanogele als „Wirkstoff-Transporter“. Diese Methode unterscheidet sich von bisherigen Forschungsansätzen, welche darauf abzielen, die Abwehrmechanismen resistenter Bakterien durch neu entdeckte oder neu synthetisierte Wirkstoffe zu überwinden. Das fortschrittliche Verfahren der Berliner Forschungsgruppe nutzt hingegen genau diese Abwehrmechanismen resistenter Bakterien für deren Bekämpfung aus: Die zu entwickelnden Nanogele sollen auf die bakterielle Verteidigung „antworten“, indem sie Infektionsherde aufspüren und ausschließlich dort Reserveantibiotika wohldosiert freisetzen. So können schwere Nebenwirkungen dieser Medikamente umgangen und Erkrankungen durch resistente Bakterien zielsicher und effizient bekämpft werden. Zugleich würde sich das Risiko deutlich verringern, dass Krankheitserreger gegen den sparsam eingesetzten Wirkstoff zusätzliche Resistenzen entwickeln. Die Volkswagen-Stiftung unterstützt das Forschungsprojekt für die kommenden eineinhalb Jahre mit einer Summe in Höhe von 120.000 Euro.

Antibiotika hemmen das Wachstum vieler Bakterien oder töten sie ab, sodass Infektionen abklingen können. Der häufige, oft unangemessene und ineffiziente Einsatz dieser Wirkstoffe wie etwa von Penizillin hat jedoch dazu geführt, dass einige Bakterien Abwehrmechanismen entwickelt haben, welche die Wirkung klassischer antibiotischer Medikamente abschwächen oder ganz neutralisieren. Die resistenten Erreger überstehen somit eine Antibiotika-Behandlung und können sich schnell reproduzieren und weiterverbreiten. So muss auf sogenannte Reserveantibiotika zurückgegriffen werden, die aufgrund ihrer starken Nebenwirkungen nur als letzte Behandlungsoption in Betracht gezogen werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit warnen vor dem Verlust dieser letzten pharmazeutischen „Waffen“ gegen resistente Krankheitserreger und sind sich einig, dass das Aufkommen multiresistenter bakterieller Infektionen eines der drängendsten globalen Gesundheitsprobleme darstellt. Das neue Nanogel-Verfahren soll es nun erlauben, diese Reserveantibiotika maßvoll und besonders effizient einzusetzen, um deren Wirksamkeit zu erhalten und so bakterielle Infektionen auch zukünftig verlässlich bekämpfen zu können.

Weitere Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Klinger, Institut für Biologie, Chemie, Pharmazie an der Freien Universität, Telefon: +49 30 / 838-60001, E-Mail: daniel.klinger@fu-berlin.de