Wohin will der Text?
Öffentliches Abschlussseminar der August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur von Gabriele Leupold am 28. Januar
Nr. 019/2019 vom 22.01.2019
Bei einer Veranstaltung am 28. Januar präsentiert die Übersetzerin Gabriele Leupold gemeinsam mit Studierenden Ergebnisse eines Seminars, das im Rahmen der August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung im Wintersemester 2018/2019 stattfand. Die Gastprofessur ist eine Kooperation des Peter-Szondi-Instituts für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin und des Deutschen Übersetzerfonds. Der Titel der Veranstaltung lautet „Wohin will der Text? Intuition und Kalkül beim Übersetzen“; präsentiert und diskutiert werden unterschiedliche Varianten einer Übersetzung. Die Abschlussveranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.
Schwerpunkte des Seminars stellten die Betrachtung der Übersetzung als „Aufführung“ eines fremden Textes, sprachliche Mittel des Deutschen sowie sinngenerierende Bedeutungen der Form dar. Analyse und Vergleich von deutschsprachigen Originaltexten und Übersetzungen waren ebenso Gegenstand wie eigene Übersetzungsproben der Studierenden und experimentelles Um- und Fortschreiben ausgewählter Originalwerke.
Gabriele Leupold wurde 1954 in Niederlahnstein geboren und wuchs in Mainz auf. Sie studierte Slawistik und Germanistik in Mainz, Göttingen, Konstanz und Moskau. Seit 1982 lebt sie als literarische Übersetzerin aus dem Russischen und Polnischen in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Zuger-Übersetzer-Stipendium (1997), den Paul-Celan-Preis (2002) und den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (2012); derzeit – von 2017 bis 2019 – ist sie Trägerin des Hieronymus-Rings des Verbandes deutschsprachiger Übersetzer (VdÜ). Am Anfang ihres Werdegangs als Übersetzerin standen Werke von Michail Bachtin („Rabelais und seine Welt“, 1987) und Boris Groys („Gesamtkunstwerk Stalin“, 1988). Gabriele Leupolds Schwerpunkte liegen in der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Andrej Belyj („Kotik Letajew“, 1993; „Petersburg“, 2001), Andrej Platonow („Die Baugrube“, 2016), Boris Pasternak („Eine Brücke aus Papier“, 2000), die Werke Warlam Schalamows (mehrbändige Werkausgabe, zuletzt: „Über die Kolyma. Erinnerungen“, 2018) und Autoren der russischen „Neuen Welle“ wie Jewgenij Charitonow („Unter Hausarrest“, 1996), Jurij Mamlejew („Die irrlichternde Zeit“, 2003) und Vladimir Sorokin („Der Obelisk“, 1992).
Gabriele Leupold ist Mitherausgeberin der Sammelbände „In Ketten tanzen. Übersetzen als interpretierende Kunst“ (2008, zusammen mit Katharina Raabe) sowie „Im Bergwerk der Sprache. Eine Geschichte des Deutschen in Episoden“ (2012, zusammen mit Eveline Passet) und Koautorin der Videodokumentation „Spurwechsel. Ein Film vom Übersetzen“ (2003). Regelmäßig leitet sie Übersetzungsseminare im Literarischen Colloquium Berlin.
Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum. Sie wird jährlich im Wintersemester am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft besetzt. Aufgabe der Professur ist es, eigene und fremde Übersetzungsmethoden kritisch zu hinterfragen und Texte vergleichend zu analysieren (Original und Übersetzung, Übersetzungsvarianten). Zudem soll die Professur ein Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens und der literatur- und kulturgeschichtlichen Relevanz des Übersetzens sein. August Wilhelm von Schlegel symbolisiert als Namenspatron der Professur einen solchen Anspruch. Er verband in seinem Schaffen philologische Forschung, eigene Dichtung und literarische Übersetzung. Gefördert wird die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Weitere Informationen
Zeit und Ort
- 28. Januar 2019, Beginn um 19.30 Uhr
- Literarisches Colloquium Berlin, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin (S-Bhf. Wannsee, S1)
Kontakt
- Jürgen Jakob Becker, Deutscher Übersetzerfonds, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin, Telefon: 030 81699625, E-Mail: becker@lcb.de; www.uebersetzungsfonds.de
- Prof. Dr. Georg Witte, Freie Universität Berlin, Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Telefon: 030 838-56422, E-Mail: witte@zedat.fu-berlin.de