Lehrpreis der Freien Universität für gesellschaftlich engagierte Lehre vergeben
Prämiiert werden zwei herausragende Veranstaltungsideen der Veterinärmedizin und der Psychologie
Nr. 011/2019 vom 14.01.2019
Mit dem Lehrpreis der Freien Universität Berlin 2018 werden zwei Veranstaltungen ausgezeichnet, die auf herausragende Weise gesellschaftliches Engagement mit forschungsorientierter Lehre verbinden und dabei aktuelle Themen in den Mittelpunkt stellen. Prämiiert wird ein Lehrvorhaben in der Psychologie, dessen Ziel es ist, eine wissenschaftsbasierte Trainingsanleitung für das Erkennen von Traumatisierungen bei Geflüchteten zu entwickeln. Ausgezeichnet wird zudem eine Lehrveranstaltung für Studierende der Veterinärmedizin, der Biologie, Chemie und Pharmazie zum Problem des Antibiotikaeinsatzes in der Schweinemast sowie dem Verhältnis zwischen Schwein und Mensch. Beide Lehrveranstaltungen sind für das Sommersemester 2019 geplant. Der zentrale Lehrpreis ist Teil des Zukunftskonzepts der Freien Universität in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder und wird jährlich vergeben. Er ist mit ingesamt 10.000 Euro dotiert, die für die Umsetzung des forschungsorientierten Lehrangebots zur Verfügung stehen.
Das Erkennen von Traumatisierungen bei Geflüchteten ist das Thema der von Dr. Maria Böttche, Raphael Cuadros und Dr. Nadine Stammel konzipierten Lehrveranstaltung. Um ehrenamtliche Helferinnen und Helfern in der Flüchtlingsarbeit zu unterstützen, sollen das erarbeitete Fachwissen nach Abschluss der Veranstaltung in Form eines praxistauglichen Trainingprogramms zur Verfügung gestellt werden. Neben der Diskussion von Forschungsergebnissen zu Traumafolgestörungen kommen in der Veranstaltung auch Praktikerinnen und Praktiker zu Wort. Die Studierenden erwerben sowohl Fachwissen zu den psychischen Folgen von Traumatisierungen als auch didaktische Kompetenzen zur Erstellung einer Trainingsanleitung. Das Seminar ist interdisziplinär ausgerichtet und kann von Studierenden der Psychologie und der Erziehungswissenschaften besucht werden.
Bei der Lehrveranstaltung „Das Schwein und der Mensch“ soll das Thema aus drei Perspektiven betrachtet werden: So beschäftigen sich die Studierenden mit der Erzeugung tierischer Lebensmittel, der Übertragung zoonotischer und antibiotikaresistenter Erreger auf den Menschen sowie dem Schwein als Modellorganismus in der biomedizinischen Forschung. Neben der Beschäftigung mit aktuellen Forschungsfragen und praktischen Übungen steht auch der Austausch mit Akteurinnen und Akteuren, die in diesen Bereich tätig sind – etwa im Bereich Tiermedizin, Rechtssprechung oder in Pharmaunternehmen – in Form einer Podiumsdiskussion auf dem Programm. An der Konzeption des umfangreichen Lehrvorhaben waren insgesamt zehn Wissenschaftlerinnen des Fachbereichs Veterinärmedizin beteiligt: Prof. Dr. Susanne Hartmann, Dr. Lydia Tedin, Dr. Friederike Ebner und Dr. Josephine Schlosser vom Institut für Immunologie, Prof. Dr. Diana Meemken, Dr. Nina Langkabel und Dr. Susann Thieme vom Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene, Dr. Antina Lübke-Becker vom Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen sowie Prof. Dr. Christa Thöne-Reineke und Dr. Mechthild Ladwig-Wiegard vom Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde.
Der zentrale Lehrpreis ist Teil des Konzeptes der Freien Universität Berlin zur forschungsorientierten Lehre (FoL). Ausgezeichnet werden herausragende hochschuleigene Lehrkonzepte und -projekte, durch die Ergebnisse der Spitzenforschung in die universitäre Lehre überführt werden. Im Unterschied zu den personenbezogenen Lehrpreisen, die von verschiedenen Fachbereichen der Freien Universität Berlin vergeben werden, werden mit dem zentralen Lehrpreis innovative Lehrprojekte prämiiert, die im Laufe des akademischen Jahres umgesetzt werden sollen. Der Preis, der zum sechsten Mal verliehen wird, hat einen jährlich wechselnden Schwerpunkt. Für das akademische Jahr 2018/2019 wurden innovative Ideen für Lehrveranstaltungen gesucht, die „forschungsorientiert & engagiert“ sind – also Angebote für Studierende der Freien Universität Berlin, die wissenschaftliche Themen in direkten Bezug zu lebenspraktischen Fragestellungen setzen und die gesellschaftliche Bedeutung und Gestaltungskraft von Wissenschaft und Forschung auf diese Weise greifbar machen.
Die Auszeichnung sowie das Konzept „Forschungsorientierte Lehre“ sind zentrale Bestandteile des Zukunftskonzepts Veritas – Iustitia – Libertas. Internationale Netzwerkuniversität, mit dem die Freie Universität Berlin in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder 2012 zum zweiten Mal den Exzellenzstatus errang. Im Jahr 2013 wurde mit dem Lehrpreis ein deutsch-israelisches Austauschprojekt für Lehramtsstudierende unter der Leitung von Martin Lücke, Professor für Geschichtsdidaktik am Friedrich-Meinecke-Institut, ausgezeichnet. Den Lehrpreis 2014 erhielt Professor Rainer Haag vom Institut für Chemie und Biochemie für ein Projekt, bei dem Studierende anwendungsorientierte Projekte einem Praxistest unterwerfen konnten. 2015 war der Lehrpreis für eine Einführung in die Nutzung computerbasierter Beweisassistenzsysteme in der Logik unter der Leitung des Informatikers PD Dr. Christoph Benzmüller vergeben worden. 2016 ging der Preis an eine disziplinenübergreifende Einführung in die Prinzipien von Open Science, die die beiden Neurowissenschaftler Dr. Ulf Tölch und Prof. Dr. Dirk Ostwald konzipiert hatten. Im Jahr 2017 waren mit „Understanding University: The Rhetoric(s) of German Academia“, das von Prof. Anita Traninger, gemeinsam mit Isabelle Fellner, Oliver Gent und Angie Martiens konzipiert wurde sowie die Veranstaltung „Molecular Diversity – Emergent Properties in Chemical Reactivity Networks“, geleitet von Prof. Beate Koksch und Prof. Christoph Schalley erstmals zwei Projekte ausgezeichnet worden. Die Lehrveranstaltung „Understanding University“ wird im Sommersemester 2019 erneut angeboten.
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