Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der damals sogenannten Polenaktion im Jahr 1938
Veranstaltung am 29. Oktober 2018 in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum von 17.00 bis 18.15 Uhr / Reise- und Interview-Möglichkeit für Journalistinnen und Journalisten, Anmeldung bis 25. Oktober 2018
Nr. 275/2018 vom 17.10.2018
An die Deportation von Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit im Oktober 1938 wird auf einer Gedenkveranstaltung am Montag, den 29. Oktober 2018 in der Stiftung Neue Synagoge – Centrum Judaicum erinnert. Mehr als 70 Angehörige von Familien, die aus Berlin vertrieben wurden, reisen aus den USA, Israel, Australien und weiteren Ländern an. Die Gedenkveranstaltung zur damals sogenannten Polenaktion, der ersten Massendeportation von Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus, wird organisiert vom Aktiven Museum Faschismus und Widerstand e. V., der Freien Universität Berlin, der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und der Organisation Fundacja TRES. Auf der Veranstaltung sprechen Vertreterinnen und Vertreter des Bundes und des Landes Berlin: die Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestages Petra Pau, die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Michelle Müntefering, die Bürgermeisterin von Berlin Ramona Pop und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Dr. Gideon Joffe. Die Moderation übernimmt Dr. Peter Frey, Chefredakteur des ZDF. Am Vortag, am 28. Oktober, reisen die Angehörigen gemeinsam zum damaligen polnischen Grenzort Zbąszyń und nehmen dort an einer lokalen Gedenkveranstaltung teil. Am Vormittag des 29. Oktober werden für drei Berliner Familien, die im Oktober 1938 ausgewiesen wurden, sogenannte Stolpersteine verlegt, quadratische Messingtafeln mit Namen und biografischen Daten auf dem Gehweg vor den ehemaligen Wohnhäusern. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig.
Zwischen dem 28. und 29. Oktober 1938 wurden mehr als 17.000 Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit aus dem nationalsozialistischen Deutschland ausgewiesen. Sie wurden an die polnische Grenze verschleppt und mussten monatelang in Flüchtlingslagern ausharren. Es war die erste von den nationalsozialistischen Reichsbehörden koordinierte Aktion, durch die Jüdinnen und Juden ausgewiesen wurden.
Unter den verschleppten Menschen befand sich die Familie Adler. Leo Adler und sein Sohn Norbert wurden am 28. Oktober 1938 festgenommen und ins polnische Zbąszyń ausgewiesen. Mutter Sabina Adler blieb mit den jüngeren Kindern Fedor und Rita in Berlin-Kreuzberg zurück. Im März 1939 wurde sie von der Polizei gezwungen, die Wohnung abzuschließen und das Land sofort zu verlassen. Im Frühjahr 1939 fand die Familie für wenige Wochen im polnischen Flüchtlingslager Zbąszyń zusammen. Wenige Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 wurde Leo Adler durch Einsatzgruppen in Dynów ermordet.
Die jüngste Tochter der Familie, Rita Berger (geborene Adler) berichtet auf der Gedenkveranstaltung darüber, wie ihre Familie von der „Polenaktion“ betroffen war. Im Anschluss spricht ihre Tochter Dr. Susan S. Berger. Rita Bergers Ehemann Simon, der das Konzentrationslager Ausschwitz überlebt hat, und mehr als 30 Familienangehörige begleiten sie.
Zeit und Ort der Gedenkveranstaltung
• Montag, 29. Oktober 2018, 17.00 bis 18.15 Uhr.
• Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Oranienburger Straße 28–30, 10117 Berlin.
Reise von Berlin nach Zbąszyń in Polen am Jahrestag der Ausweisungsaktion am 28. Oktober 2018
Am 28. Oktober werden etwa 70 Angehörige von 1938 aus Berlin vertriebenen Familien gemeinsam mit Studierenden der Freien Universität Berlin und Mitgliedern des Aktiven Museums nach Polen reisen und im damaligen Grenzort Zbąszyń an den dortigen Gedenkfeiern teilnehmen. Es ist für die meisten Familien das erste Mal, dass sie diesen für ihre Geschichte entscheidenden Ort sehen.
Die Studierenden stehen bereits seit einigen Jahren in Kontakt mit den Familien und haben mittlerweile auf eigene Initiative mehr als 30 sogenannte Stolpersteine für Opfer dieser ersten Ausweisungsaktion in Berlin verlegen lassen.
Stolpersteinverlegungen am Montag, den 29. Oktober 2018, 9.00 bis 13.00 Uhr
Für drei aus Berlin ausgewiesene Familien werden Stolpersteine in Berlin-Mitte verlegt.
• 9.00 Uhr: Familie Isak, Schwedter Straße 22, 10119 Berlin
• 10.30 Uhr: Familie Klein, Keibelstraße 5, 10178 Berlin
• 12.00 Uhr: Familie Eisig-Schächter, Brückenstraße 10 a, 10179 Berlin
Ausstellung Ausgewiesen! Berlin, 28. Oktober 1938. Die Geschichte der „Polenaktion“
Derzeit wird die Ausstellung Ausgewiesen! Berlin, 28. Oktober 1938. Die Geschichte der „Polenaktion“ in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum gezeigt. Sie wurde vom Aktiven Museum und der Freien Universität Berlin konzipiert.
Weitere Informationen
Informationen für Journalistinnen und Journalisten
- Bei Interesse ist es möglich, an der Fahrt nach Zbąszyń teilzunehmen. Einzelne Familienangehörige haben sich zu Gesprächen mit Medienvertreterinnen und -vertretern bereit erklärt. Anfragen bitte bis zum 25. Oktober 2018 an Dr. Alina Bothe: alina.bothe@fu-berlin.
- Historisches Bildmaterial in hoher Auflösung kann auf Anfrage bereitgestellt werden.
- Bei Interesse erhalten Sie weitere Informationen, eine umfangreiche digitale Pressemappe und ein Rezensionsexemplar des Begleitbandes zur Ausstellung.
- Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen sind Filmaufnahmen am 29. Oktober nur nach vorheriger Anmeldung in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum möglich.
Kontakt
- Dr. Alina Bothe, Freie Universität Berlin, Kuratorin der Ausstellung Ausgewiesen! Berlin, 28. Oktober 1938. Die Geschichte der „Polenaktion“: alina.bothe@fu-berlin.de.
- Jana Blechschmidt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Neue Synagoge – Centrum Judaicum: j.blechschmidt@centrumjudaicum.de, Telefon: 030 88028-396
Die Gedenkveranstaltung wird durch das Auswärtige Amt gefördert. Die Teilnahme der zahlreich anwesenden Familienangehörigen erfolgt mit freundlicher Unterstützung durch die Senatskanzlei Berlin. Die Reise der Familien nach Zbąszyń wird vom Verein zur Förderung des Museums für jüdische Geschichte in Polen e. V. unterstützt.