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„Aufmerksamkeitsstrategien des Videoaktivismus im Social Web“

Seminar für Filmwissenschaft der Freien Universität Berlin als Teil eines neuen Forschungsprojekts von Oktober 2018 an

Nr. 256/2018 vom 02.10.2018

Welche Strategien nutzen Nichtregierungsorganisationen (NGOs für nongovernmental organizations), Kunstkollektive und Aktivisten-Netzwerke, um ihre Interessen und Anliegen online zu verbreiten? Diese Frage ist das Thema eines neuen Forschungsprojekts mit dem Titel „Aufmerksamkeitsstrategien des Videoaktivismus im Social Web“. Im Rahmen des Vorhabens werden Kampagnen- und Mobilisierungsvideos von NGOs auf langfristige Strategien sowie auf spontane Taktiken der Generierung politischer Aufmerksamkeit hin untersucht. Ziel ist es, Maßnahmen der Gestaltung, Produktion und Distribution von Videoinhalten zu identifizieren, mit denen videoaktivistische Gruppen große Öffentlichkeitswirkung zu erreichen hoffen. Das Vorhaben leiten die Film- und Medienwissenschaftler Dr. Chris Tedjasukmana von der Freien Universität Berlin und Prof. Dr. Jens Eder von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf sowie die Film- und Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Hartmann von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Das Projekt, das am 1. Oktober 2018 startete, wird von der VolkswagenStiftung gefördert; es läuft bis 2021.

Unter Videoaktivismus ist das zivilgesellschaftliche Engagement einzelner Personen oder Gruppen durch online zugänglich gemachter Videos zu verstehen. „Die Akteure haben jedoch zunehmend Probleme, im Internet auf sich aufmerksam zu machen“, erklärt Dr. Chris Tedjasukmana von der Freien Universität Berlin. Grund dafür seien einerseits Regulationen durch Webalgorithmen, wodurch Inhalte von Parteien und Unternehmen sowie Hetzbotschaften und politische Propaganda prominenter platziert würden. Andererseits wachse die Menge zirkulierender Webvideos und damit die Gefahr einer Übersättigung und Mitleidsermüdung auf Seiten des Publikums.

Als Antwort auf diese Herausforderungen nutzen NGOs und Aktivistengruppen der Wissenschaftlerin und den Wissenschaftlern zufolge zum Beispiel Strategien der Werbeindustrie sowie originell gestaltete Videos; ebenfalls verbreitet ist die Verwendung bestimmter Hashtags, um online auf eine Kampagne aufmerksam zu machen. Ein Beispiel ist der Hashtag BlackLivesMatter, der 2013 in sozialen Netzwerken eine internationale Protestbewegung initiierte. „Manche dieser Strategien führen zu Dilemmata“, hebt Dr. Chris Tedjasukmana hervor. So gebe es einen Interessenkonflikt, wenn die politische Kommunikation ethischen Standards genügen, zugleich aber effektiv die Aufmerksamkeit steigern solle.

Die Forschung baut auf den Ergebnissen des Vorgängerprojekts „Bewegungsbilder 2.0. Videoaktivismus zwischen Social Media und Social Movements“ auf, dessen Ergebnisse unter folgendem Link festgehalten sind: http://videoactivism.net/de/.

Weitere Informationen

Dr. Chris Tedjasukmana, Seminar für Filmwissenschaft, Freie Universität Berlin, E-Mail: c.tedjasukmana@fu-berlin.de