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Berliner Digital-Humanities-Preis 2018 für Interview-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“

Innovative Erschließung und Präsentation von Zeitzeugen-Interviews gewürdigt/ Auszeichnung für am Center für Digitale Systeme der Freien Universität angesiedeltes Projekt

Nr. 164/2018 vom 26.06.2018

Das digitale Interview-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte“ und die dazugehörige Lernplattform „Lernen mit Interviews“ ist mit dem Berliner DH-Preis 2018 ausgezeichnet worden. Der Interdisziplinäre Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin (if|DH|b) in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) würdigte das Vorhaben bei einer Festveranstaltung in der BBAW als herausragendes Berliner Projekt im Bereich der Digital Humanities. Hervorgehoben wurden die innovative Digitalisierung, die wissenschaftliche Aufbereitung und die Bereitstellung audiovisueller Zeitzeugen-Erinnerungen für Forschung, Lehre und Bildung. „Zwangsarbeit 1939-1945“ ist ein Kooperationsprojekt der Freien Universität Berlin, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und des Deutschen Historischen Museums. Angesiedelt ist das Vorhaben seit 2008 am Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität Berlin.

„Zwangsarbeit 1939-1945“ erinnert an mehr als 20 Millionen Menschen, die während der NS-Zeit in Deutschland arbeiten mussten. Knapp 600 ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus 26 Ländern erzählen ihre Lebensgeschichte in ausführlichen Audio- und Video-Interviews. Die an der Freien Universität transkribierten, übersetzten und umfassend erschlossenen Interviews sind nach einer Registrierung in einem Online-Archiv zugänglich. Über Register-, Volltext- und Kartensuche können einzelne Stellen in den mehrstündigen, vielsprachigen Audio- und Video-Interviews angesteuert werden. Für Schulen entwickelte das Center für Digitale Systeme die mehrsprachige Online-Anwendung „Lernen mit Interviews“. Diese interaktive Plattform vermittelt den Schülerinnen und Schülern in Deutschland, aber auch in Tschechien, Russland und Polen, die Geschichte der nationalsozialistischen Zwangsarbeit sowie quellenkritische Medienkompetenzen.

Das in den digitalen Geschichtswissenschaften, speziell der Oral und Visual History verortete Projekt „Zwangsarbeit 1939-1945“ liefert mit den vielfältigen Recherchemöglichkeiten und der didaktischen Lernumgebung eine innovative Anwendung der Digital Humanities: Audiovisuelle Quellen und narrative Daten werden auf neuartige Weise für Forschung, Lehre und Bildung multimedial zur Verfügung gestellt. Zahlreiche Forschungsprojekte und Lehrveranstaltungen der Freien Universität, etwa in der Osteuropaforschung, Judaistik oder Geschichtsdidaktik verwenden das erschlossene Material. Als neuer Bereich der Universitätsbibliothek der Freien Universität setzt das CeDiS die entwickelte Technologie auch für andere Interview-Sammlungen ein, etwa zur deutschen Okkupation in Griechenland. Die Entwicklung und Bereitstellung einer Softwareumgebung zur Aufbereitung und Analyse multimedialer Forschungsdaten im Umfeld von Interviewsammlungen sowie die Erarbeitung von multimedialem Lernmaterial für das historische Lernen sind Kernbestandteile des Vorhabens.

Das Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte“ sowie die Lernplattform „Lernen mit Interviews“ werden mit Mitteln der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) gefördert.

Der Interdisziplinäre Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin (if|DH|b) schafft ein Forum zur Stärkung der gemeinsamen Interessen in Forschung, Lehre und nachhaltiger Datenbereitstellung über die etablierten Fach- und Organisationsgrenzen hinweg. Mit dem Berliner DH-Preis, der seit 2015 verliehen wird, zeichnet der if|DH|b herausragende Berliner Projekte im Bereich der Digital Humanities aus.

Weitere Informationen

Kontakt

  • Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos, Freie Universität Berlin, Telefon: 030 838 52050, E-Mail: nicolas.apostolopoulos@cedis.fu-berlin.de
  • Dr. Doris Tausendfreund, Freie Universität Berlin, Telefon: 030 838 52534, E-Mail: doris.tausendfreund@cedis.fu-berlin.de