Zwei Kamele und ein Heiliger. Das spätantikes Pilgerzentrum Abu Mina in Ägypten
Sonderpräsentation der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Ägyptologischen Seminar der Freien Universität Berlin / Eröffnung 13. Februar 2018
Nr. 027/2018 vom 02.02.2018
Studierende des Ägyptologischen Seminars der Freien Universität Berlin beleuchten in einer Ausstellung die abenteuerliche Wiederentdeckung der Pilgerstadt Abu Mina im frühen 20. Jahrhundert. Sie stellen Bauskulpturen, Pilgerandenken und Alltagsobjekte aus dem Bestand des Museums für Byzantinische Kunst vor. Die Sonderpräsentation in Raum 113 des Bode-Museums ist das Ergebnis einer gemeinsam veranstalteten „Lernwerkstatt“ des Ägyptologischen Seminars der Freien Universität und der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin. Zur Eröffnung mit Pressetermin am Dienstag, den 13. Februar 2018, wird der Ägyptologe Prof. Dr. Tonio Sebastian Richter von der Freien Universität die Idee der „Lernwerkstatt“ erläutern. Im Anschluss stellen die Studierenden ihr Projekt vor und beantworten Fragen.
Abu Mina, etwa 45 Kilometer südwestlich von Alexandria gelegen, zählt zu den bedeutendsten christlichen Wallfahrtsorten der Spätantike. Seinen Namen verdankt der Ort dem Heiligen Menas. Um dessen Grab entwickelte sich seit dem späten 4. Jahrhundert nach und nach eine Stadt mit einem religiösem Zentrum; es entstanden weitere Kirchen, Herbergen, Wohnungen, Geschäfte, Bäder, Werkstätten und Wirtschaftsanlagen. Unzählige Gläubige aus dem gesamten Römischen Reich pilgerten dorthin. Während der persischen Besatzungszeit im frühen 7. Jahrhundert wurde die Stadt zerstört. Über den Trümmern entstand eine neue Siedlung.
Der Heilige Menas
Eine Version der teilweise widersprüchlichen Legenden, die sich um Menas ranken, beschreibt ihn als einen in Phrygien, gelegen in der heutigen Türkei, stationierten ägyptischen Soldaten, der während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian den Märtyrertod starb. Sein Leichnam wurde per Schiff nach Ägypten übergeführt und weiter zu Lande mit Kamelen transportiert, die sich nach einer Rast der Karawane weigerten, weiterzuziehen. Dies wurde als Zeichen verstanden, den Märtyrer an Ort und Stelle zu bestatten.
Wiederentdeckung von Abu Mina
Im Sommer 1905, während einer bis dahin erfolglosen Expedition in der libyschen Ostwüste, entdeckten der christliche Archäologe und Theologe Carl Maria Kaufmann und sein Cousin I. C. Ewald Falls die Ruinenstätte eher zufällig. Ein Beduinenjunge brachte ihnen eine Ampulle mit der Darstellung des Heiligen Menas zwischen zwei Kamelen, deren Spur zu einem Töpferofen mit mehreren solcher Fläschchen führte. Man war sich nun sicher, das Menas-Heiligtum gefunden zu haben. Carl Maria Kaufmann konnte dank finanzieller Unterstützung durch seine Heimatstadt Frankfurt am Main und Wilhelm von Bode, den damaligen Direktor des heute nach ihm benannten Museums in Berlin, noch im selben Jahr mit den Ausgrabungen beginnen. Nach dem damals geltenden Gesetz der Fundteilung gelangten zahlreiche Objekte aus den bis 1907 andauernden Kampagnen nach Frankfurt; ein geringerer Anteil kam nach Berlin. Weitere kleinere Missionen verschiedener Forscher und Institutionen folgten, bis 1961 das Deutsche Archäologische Institut in Kairo die Grabungsleitung übernahm. Bis 2013 fanden regelmäßig Kampagnen statt, die viele neue Erkenntnisse zur Archäologie, Chronologie und Geschichte der Pilgerstadt erbrachten. Wegen des ansteigenden Grundwasserspiegels steht Abu Mina seit 2001 auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes.
Zeit und Ort
- Eröffnung mit Pressekonferenz: Dienstag, 13. Februar 2018, 11.00 Uhr
- Die Ausstellung ist vom 13. Februar 2018 bis 31. Januar 2019 zu sehen
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, Montag geschlossen
- Sonderpräsentation in Raum 113, Bode-Museum, Am Kupfergraben, Eingang über die Monbijoubrücke, 10117 Berlin, U-Bahn U6 (Friedrichstraße), S-Bahn S1, S2, S25 (Friedrichstraße); S5, S7, S75 (Hackescher Markt), Tram M1, 12 (Am Kupfergraben); M4, M5, M6 (Hackescher Markt), Bus TXL (Staatsoper); 100, 200 (Lustgarten); 147 (Friedrichstraße)
Pressebilder
Kontakt
- Prof. Dr. Tonio Sebastian Richter, Ägyptologisches Seminar, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838 70291, E-Mail: sebastian.richter@fu-berlin.de
- Markus Farr, Generaldirektion, Staatliche Museen zu Berlin, Telefon: 030 / 266 42 3402, E-Mail: presse@smb.spk-berlin.de
Weiterführende Links
Bode-Museum: www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/bode-museum/home