Reflexionen über den internationalen kulturellen Dialog Chinas: Historische Perspektiven und aktuelle Bedeutung
Vortrag von Prof. Dr. Marianne Bastid-Bruguière vom Pariser Institut de France am 22. Januar am Konfuzius-Institut an der Freien Universität
Nr. 011/2018 vom 19.01.2018
Der internationale kulturelle Dialog Chinas steht im Mittelpunkt des Vortrags der renommierten Sinologin Prof. Dr. Marianne Bastid-Bruguière vom Pariser Institut de France am 22. Januar an der Freien Universität Berlin. Die Sinologin erläutert darin die Entstehung und Wandlung des Konzepts der sogenannten Qiaologie, zu verstehen als Lernen von anderen Kulturen, über die Jahrzehnte. Außerdem zeigt sie die gegenwärtige Wiederentdeckung dieses Konzepts in den Literatur- und Kulturwissenschaften und diskutiert seine Bedeutung im 21. Jahrhundert. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts standen chinesische Eliten sowie die breite chinesische Bevölkerung in einem intensiven Austausch mit der Welt außerhalb Chinas. Die Kontakte führten in China zu Diskussionen darüber, welche Techniken und welches Wissen aus anderen Kulturen entliehen oder übernommen werden sollten, um die eigene Lebensweise zu verbessern oder China insgesamt zu bereichern. Einige einflussreiche chinesische Intellektuelle entwickelten umfassende Überlegungen zu Funktionsweise, Nutzen und Bedeutung des internationalen kulturellen Dialogs. Begründer dieser Reflexion über den Dialog waren die Mitglieder einer Gruppe um den Agrarökonomen und Pädagogen Li Shizeng (1881–1973). Sie konzeptualisierten diese „Qiaologie“, übertragbar als das Lernen von anderen Kulturen, als eigene Lernform und Werkzeug für soziale Entwicklungen. Nachdem dieses Konzept nach Gründung der Volksrepublik China 1949 in Vergessenheit geraten war, wurde es vor etwa zehn Jahren von chinesischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaften wiederentdeckt und weiterentwickelt.
Die Sinologin Marianne Bastid-Bruguière ist Mitglied der Académie des Sciences morales et politiques des Institut de France in Paris. Sie ist emeritierte Professorin des National Center for Scientific Research (CNRS) und lehrte an der Université Paris Diderot (Universität Paris 7) und der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) zur Geschichte des gegenwärtigen Chinas. Marianne Bastid-Bruguière war Deputy-Director der Higher Normal School (1988-1993), Präsidentin der European Association of Chinese Studies (1992-1996) und ist Ehrenmitglied des CASS Institute of Modern History. Ihre Forschungen und Veröffentlichungen umfassen die politische, soziale und kulturelle Geschichte Chinas ab dem frühen 19. Jahrhundert.
Zeit und Ort
- Titel: Chinese early views of transnational cultural dialogue and their recent revival: Qiaology in the eyes of Li Shizeng and its new interpretation
- Montag, 22. Januar 2018, 18.15 Uhr
- Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin, Goßlerstraße 2-4, 14195 Berlin. S-Bahnhof Lichterfelde-West (S1), Bus M48
Kontakt
Konfuzius-Institut an der Freien Universität, Telefon: 030 / 838-72881, E-Mail: info@konfuziusinstitut-berlin.de