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Ehrendoktorwürde für Dr. Hermann Simon

Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität würdigt Simon als einen der profundesten Kenner der jüdischen Geschichte Berlins

Nr. 003/2018 vom 12.01.2018

Der Gründungsdirektor der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum Dr. Hermann Simon hat die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin erhalten. Der Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Universität würdigte Simon bei einem Festakt am Freitag als einen der profundesten Kenner der jüdischen Geschichte Berlins. Simons Leben und Wirken verkörpere das jüdische Berlin in einzigartiger Weise.

Hermann Simon wurde 1949 in Ostberlin als Sohn jüdischer Eltern geboren, die den Holocaust im Untergrund beziehungsweise im Exil überlebt hatten. Er war erst als aktives Mitglied und Vorstandsmitglied der kleinen jüdischen Gemeinde in Ostberlin tätig. An der Humboldt-Universität zu Berlin studierte Simon Geschichte und Orientalistik; 1975 wurde er dort promoviert. Im selben Jahr und bis 1985 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kustos der orientalischen Münzen am Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin.

Im Jahr 1988 beteiligte Hermann Simon sich maßgeblich an der Konzeption und Gestaltung der ersten Ausstellung über jüdisches Leben in DDR, die aus Anlass des fünfzigsten Jahres- und Gedenktages an den Novemberpogrom zunächst im Ostberliner Ephraim-Palais und im Anschluss daran noch vor der deutschen Vereinigung im West-Berliner Martin-Gropius-Bau gezeigt wurde. In den folgenden drei Jahrzehnten initiierte, kuratierte, leitete und begleitete Hermann Simon eine Vielzahl weiterer Ausstellungen zu sehr verschiedenen Themen des jüdischen Lebens und des Gedenkens an die jüdischen Opfer.

Das thematische Spektrum dieser Ausstellungen reicht „weit über die Lokalgeschichte Berlins hinaus“, wie der Fachbereich betonte. Simon sei dadurch zu einem Brückenbauer und Pionier der Zusammenarbeit zwischen Ost- und Westberlin geworden. Weiter hieß es: „Hermann Simons Lebenswerk ist zweifellos das 1988 gegründete und 1995 eingeweihte Centrum Judaicum in den Räumen der Neuen Synagoge Berlin, dem er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2015 als Direktor vorstand, und das schnell zum bedeutendsten Ort der wissenschaftlichen Forschung und Präsentation des Jüdischen Berlins avanciert ist.“

Der Präsident der Freien Universität, Prof. Dr. Peter-André Alt, würdigte Simons Lebensleistung auf dem Gebiet der Erforschung und Präsentation jüdischer Lebenswelten. Er betonte, die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum sei für die Wissenschaft vom Judentum von unschätzbarem Wert. Dies gelte gleichermaßen national wie international. Das maßgeblich von Simon geprägte Netzwerk sei von besonderer Bedeutung auch für das 2011 gegründete Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg gewesen. Diese Form der Kontinuität gebe Anlass zu großer Freude, betonte Alt.

Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung unterstrich, Berlin verdanke Hermann Simon „wichtige Beiträge zur jüdischen Geschichte unserer Stadt“. Mit seinem wissenschaftlichen Werk und seiner intellektuellen Biographie habe Simon Berlin zutiefst geprägt. „Sein Leben und Werk sind uns Vorbild und Verpflichtung. Dies gilt auch und insbesondere, wenn uns erneut Hass und Intoleranz begegnen. Bildung, Mitmenschlichkeit, historische Verantwortung, Urteilskraft – dies brauchen wir heute mehr denn je, und wir finden dies im Werk und tätigen Leben von Dr. Hermann Simon.“