EU-Kommission bewilligt fünf Millionen Euro für internationales Projekt zur Europäischen Außenpolitik an ein Konsortium unter Federführung der Freien Universität Berlin
14 Institutionen in 12 Ländern beteiligt
Nr. 346/2017 vom 21.12.2017
Die EU-Kommission hat für ein Projekt zur Erforschung der Außenpolitik der Europäischen Union unter Federführung der Freien Universität fünf Millionen Euro bewilligt. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen von März 2018 insbesondere Sicherheitsprobleme und umstrittene Ordnungen in der östlichen Nachbarschaft der Europäischen Union und im Mittelmeerraum. Analysiert werden sollen unter anderem die Möglichkeiten der EU und ihrer Mitgliedsstaaten, die gesellschaftlichen und politischen Widerstandskräfte in der Nachbarschaft der EU zu fördern, um mit den Sicherheitsrisiken und –bedrohungen in Räumen begrenzter Staatlichkeit umzugehen. Das Projekt wird im Rahmen des Horizon-2020-Programms der EU gefördert. An dem Projekt „Europe’s External Action and the Dual Challenges of Limited Statehood and Contested Orders” (EU-LISTCO) sind 14 Institutionen in 12 Ländern beteiligt.
Die Projektkoordination von EU-LISTCO übernehmen Prof. Dr. Tanja A. Börzel, Direktorin der Arbeitsstelle Europäische Integration, und Prof. Dr. Thomas Risse, Direktor der Arbeitsstelle für Transnationale Beziehungen, Außen- und Sicherheitspolitik, am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft. Das Projekt wird von März 2018 bis Februar 2021 von der EU-Kommission gefördert.
Partner der Freien Universität sind zum einen renommierte Forschungsinstitutionen wie das Europäische Hochschul-Institut in Florenz, das Institut d’Etudes Politiques (Sciences Po) in Paris, das Interdisciplinary Center im israelischen Herzliya, die Bilkent-Universität in Ankara und das Peace Research Institute Oslo (PRIO). Zum anderen arbeiten renommierte Think-Tanks in Berlin, Rom, Brüssel, Warschau, Barcelona, Kiew, Tiflis und Ramallah in EU-LISTCO zusammen, unter anderem die außenpolitische Beraterin der Hohen Vertreterin der EU für die Außen- und Sicherheitspolitik. Ein besonderes Merkmal von EU-LISTCO ist der institutionalisierte Wissensaustausch mit Praxispartnerinnen und Partnern in den deutschen, französischen und italienischen Außenministerien sowie dem Europäischen Auswärtigen Dienst in Brüssel. EU-LISTCO europäisiert somit die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen Politikwissenschaftlern an der Freien Universität Berlin und dem Auswärtigen Amt.
Zwei Risiken charakterisieren das regionale und globale Sicherheitsumfeld der Europäischen Union und stellen die europäische Politik vor fundamentale Herausforderungen: Einerseits sind die EU-Staaten in Teilen umgeben von Räumen begrenzter Staatlichkeit – also Staaten, deren Regierungen zu schwach sind, um allgemeinverbindliche Regeln und das Gewaltmonopol durchzusetzen. Anderseits werden die liberalen und demokratischen Werte, auf denen die EU begründet ist, von autoritären Regierungen und illiberalen Populisten von und in Staaten innerhalb der EU selbst in Frage gestellt. Gemeinsam bedeuten Räume begrenzter Staatlichkeit und umstrittene Ordnungen Verwundbarkeiten und Risiken, die Sicherheitsbedrohungen für die EU darstellen können. Unter welchen Bedingungen werden Governance-Probleme und umstrittene Ordnungen in Räumen begrenzter Staatlichkeit zu Sicherheitsbedrohungen für Europa, und wie können die EU und ihre Mitgliedsstaaten darauf wirksam reagieren? Diese und andere Fragen sollen in dem Projekt untersucht werden.
EU-LISTCO wird Methoden der Risiko-Analyse und der strategischen Vorhersage mit vergleichenden Fallstudien kombinieren mit dem Ziel, jene sogenannten „Umschlag-Punkte“ genau zu identifizieren, an denen Risiken zu Bedrohungen werden können. Außerdem wird das Projekt die Strategien, Fähigkeiten und Politikinstrumente der EU-Institutionen und ausgewählter Mitgliedstaaten unter Berücksichtigung des Lissaboner Vertrags und der EU Global Strategy untersuchen. Ihre Erkenntnisse werden die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über verschiedene Publikationsformate verbreiten – von wissenschaftlichen Artikeln in Fachzeitschriften bis hin zu Briefing-Papieren und Blog-Posts.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Thomas Risse, Projekt-Koordinator, +49 30 838-55527, thomas.risse@fu-berlin.de