Durch Online-Therapie psychische Folgen einer Sepsis überwinden
Studie über internetbasierte Schreibtherapie zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung bei Sepsis-Überlebenden und deren Partnern
Nr. 272/2017 vom 12.10.2017
Wissenschaftlerinnen der Universität Jena und der Freien Universität Berlin suchen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Studie zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nach einer Sepsis. Die Forscherinnen und Forscher um die Psychologinnen Dr. Jenny Rosendahl und Prof. Dr. Christine Knaevelsrud wollen herausfinden, ob die von ihnen entwickelte internetbasierte Schreibtherapie „zwei leben“ helfen kann, den Symptomen zu begegnen. Die Wirksamkeit der Behandlung wird nach Abschluss der Therapie an der Freien Universität oder an der Universität Jena getestet. Die Teilnahme an der Studie ist kostenlos.
„Patienten, die eine so schwerwiegende Erkrankung wie eine Sepsis überlebt haben, kämpfen häufig nicht nur mit körperlichen Langzeitfolgen“, erklärt Privatdozentin Dr. Jenny Rosendahl von der Universität Jena. Die Erfahrung, machtlos einer akuten Lebensbedrohung ausgesetzt zu sein, könne auch psychische Spuren hinterlassen. „Wir wissen, dass mehr als ein Fünftel der Überlebenden einer Sepsis eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt und auch die Lebenspartner der Patienten sehr oft betroffen sind. Zutage tritt diese Störung meist einige Monate, nachdem das Schlimmste überwunden ist“, beschreibt Jenny Rosendahl das Ergebnis einer Untersuchung des Zentrums für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC am Universitätsklinikum Jena.
Bislang wurde die Wirksamkeit der internetbasierten Schreibtherapie in verschiedenen Patientengruppen traumatisierter Menschen überprüft und bestätigt. In der aktuellen Studie wollen die Wissenschaftlerinnen testen, wie wirksam die internetbasierte Schreibtherapie für Sepsis-Überlebende und deren Partner mit einer PTBS sein kann. Entsprechend wurde das Behandlungsangebot erstmals speziell für die traumatischen Erfahrungen aus der intensivmedizinischen Behandlung angepasst. Neu ist zudem, dass auch die Lebenspartner der Patienten aktiv in die Behandlung einbezogen werden und ebenso eine Therapie in Anspruch nehmen können, wenn eine PTBS vorliegt. Die Forscherinnen suchen etwa 100 betroffene Paare.
Christine Knaevelsrud von der Freien Universität Berlin ist von der Wirksamkeit der internetbasierten Schreibtherapie überzeugt: „Aktuelle Studien belegen, dass internetbasierte Behandlungen genauso wirksam sein können wie Sprechzimmertherapien.“ Bei der Kommunikation per Internet falle es den Patienten mitunter sogar leichter, angst- und schambesetzte Erfahrungen sowie Gedanken und Gefühle mitzuteilen und sich dem Therapeuten gegenüber zu öffnen.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet bei der Studie zunächst eine Untersuchung, mit der festgestellt wird, ob eine PTBS vorliegt. Charakteristisch dafür seien unter anderem das ungewollte Wiedererleben und Alpträume der traumatischen Erlebnisse auf der Intensivstation, Meiden von Orten und Personen, die mit dem Trauma verbunden sind, sowie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen oder Schreckhaftigkeit. „Liegen bei mindestens einem der Partner Symptome vor, können wir ihn behandeln“, sagt Jenny Rosendahl. In der Therapie bekommen die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer wöchentlich zwei Schreibaufträge, insgesamt sind es zehn. Wann sie diese bearbeiten, können sie selbst entscheiden. „Sie erhalten innerhalb eines Werktages die Rückmeldung ihrer Therapeutin und eine Anleitung für das weitere Vorgehen“, erläutert die Psychologin. Durch die Behandlung sollen die traumatischen Erlebnisse verarbeitet und die Symptome gelindert werden. Der Erfolg der Behandlung wird nach deren Abschluss überprüft.
„Wenn wir die Wirksamkeit der internetbasierten Schreibtherapie für traumatisierte Patienten und deren Partner nach intensivmedizinischer Behandlung bestätigen können, kann dieser belasteten Patientengruppe relativ unkompliziert und ohne lange Wartezeit die benötigte psychologische Unterstützung angeboten werden“, sagt Jenny Rosendahl.
Patientinnen und Patienten und deren Partnerinnen und Partner, die sich für die Studie interessieren, können sich unter www.zweileben.net weiter informieren. Das Studienteam ist darüber hinaus unter zweileben@med.uni-jena.de für Fragen erreichbar.
Weitere Informationen
Kontakt
- Dr. Christine Knaevelsrud, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-55736, E-Mail: christine.knaevelsrud@fu-berlin.de
- Romina Gawlytta, M. Sc., Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie und CSCC, Universitätsklinikum Jena, Telefon: 03641 / 935482, E-Mail: zweileben@med.uni-jena.de
- Dr. Uta von der Gönna, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universität Jena, Telefon: 03641 / 93 42 93,
E-Mail: Uta.von_der_Goenna@med.uni-jena.de