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Werner Busch mit dem Richard-Hamann-Preis geehrt

Kunsthistoriker von der Freien Universität Berlin habe wie kaum anderer die Forschung seines Faches vorangetrieben

Nr. 418/2016 vom 28.11.2016

Der langjährige Kunsthistoriker der Freien Universität Berlin Professor Dr. Werner Busch hat den Richard-Hamann-Peis für Kunstgeschichte erhalten. Mit ihm zeichne die Philipps-Universität Marburg einen der bedeutendsten deutschsprachigen Kunsthistoriker der Gegenwart aus, erklärte die Jury: Wie kaum ein anderer habe Werner Busch die Forschung des Faches in den vergangenen Jahrzehnten vorangetrieben und damit in einem ganz wesentlichen Maße zu dessen internationaler Akzeptanz beigetragen.

Der Laudator Professor Dr. Hubertus Kohle beglückwünschte die Marburger Universität dazu, Werner Busch mit der Auszeichnung zu ehren: „Wie ich Busch kenne, wird er den Preis keineswegs nur als krönenden Abschluss eines monumentalen kunsthistorischen Werkes sehen, sondern als Anregung, diesem noch eine ganze Menge hinzuzufügen.“ Mit dem Namensgeber des Preises Richard Hamann teile Busch die Überzeugung, dass Kunst auf gesellschaftliche Wirklichkeit bezogen sei. „Für Busch war dies der Ausgangspunkt seines Projektes, die Geschichte des Bürgertums zu erforschen“, sagte Kohle. Zudem rühmte er dessen Genauigkeit, seine Sorgfalt im Umgang mit studentischen Arbeiten und mit den zahlreichen Promotionen sowie seine äußerst erfolgreiche Einwerbung von Forschungsmitteln. Sein Forschungsinteresse habe Busch sukzessive ausgeweitet, ausgehend von einem Fokus auf die Jahre 1750 bis 1850 und die Kunst in nördlichen Regionen wie Holland oder England. Buschs Liebe gelte dem introvertierten Künstler und dem Skurrilen, was sich auch im Thema von Buschs Festvortrag zeige.

Thema von Werner Buschs Festvortrag war eine Interpretation von Johann Heinrich Füsslis Gemälde „Der Nachtmahr“ (1781), das als Sinnbild der „Schwarzen Romantik“ gilt. Busch stellte Bezüge des Gemäldes zu literarischen Werken wie Heinrich von Kleists „Marquise von O“ her und erläuterte die Rezeptionsgeschichte des Kunstwerks. Unter anderem werde Füsslis Werk in James Whales Frankenstein-Film aus dem Jahr 1931 paraphrasiert. Das Pathos des Motivs von der „Schönen im wehrlosen Zustand“ gehe über ins Skurrile und Lächerliche. Das zeige sich in den zahlreichen Karikaturen, in denen das Werk zitiert werde.

Über den Preisträger Prof. Dr. Werner Busch

Werner Busch, 1944 in Prag geboren, war bis 2010 Professor für Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin. Durch das in den frühen 1980er Jahren entwickelte und von ihm geleitete Funkkolleg „Kunst“ wurde der Kunsthistoriker über Fachkreise hinaus bekannt. Als erster Kunsthistoriker überhaupt leitete er über Jahre in Berlin einen Sonderforschungsbereich („Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“). Busch ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen zur niederländischen Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts sowie zur englischen und deutschen Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts. Sein zuletzt erschienenes Werk, die 2015 veröffentlichte Monografie über den Maler Adolph Menzel, wurde von der Kritik begeistert aufgenommen.

Über den Richard-Hamann-Preis

Der Richard-Hamann-Preis für Kunstgeschichte wurde von den Marburger Kaufleuten Peter und Karin Ahrens zur Würdigung hervorragender wissenschaftlicher Leistungen in der Kunstgeschichte oder zur Förderung kunstgeschichtlicher Forschung gestiftet. Er wurde im Jahr 2009 erstmals vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Benannt ist er nach dem Kunsthistoriker und Begründer des Bildarchivs Foto Marburg. Richard Hamann (1879–1961) lehrte als erster Ordinarius für Kunstgeschichte in Marburg von 1913 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1949. Aus dem Bildarchiv Foto Marburg ging das heutige, von der Philipps-Universität Marburg getragene Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte hervor, das derzeit rund 1,7 Millionen Bilder zur europäischen Kunst und Architektur enthält.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Hubert Locher, Vorsitzender der Preiskommission für den Richard Hamann-Preis, Kunstgeschichtliches Institut und Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, Telefon: 06421/28-24324, E-Mail: locher@staff.uni-marburg.de

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