Freigeist-Fellowship für Dr. Timothy Nunan
Volkswagenstiftung bewilligt 10 Millionen Euro für außergewöhnliche junge Forscherinnen und Forscher
Nr. 280/2016 vom 16.08.2016
Der Historiker Dr. Timothy Nunan wird für sein Forschungsprojekt „The Cold War's Clash of Civilizations: The Soviet Union, the Left, and the International Origins of Islamism“ (Der Zusammenprall der Zivilisationen im Kalten Krieg: die Sowjetunion, die Linke und die internationalen Wurzeln des Islamismus) von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Freigeist-Fellowship-Programms mit rund 660.000 Euro gefördert. Timothy Nunans Forschungsvorhaben ist damit eines von insgesamt 13 Projekten, denen in diesem Jahr eine Förderung zuerkannt wurde.
„Der Kalte Krieg war ein globaler Konflikt, der nicht nur Europa geprägt hat, sondern zum Beispiel auch die Politik im Mittleren Osten“, erklärt Dr. Timothy Nunan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft der Freien Universität Berlin. Dort habe der Konflikt zur Konfrontation zwischen Sozialismus und politischem Islam geführt. „Seit den 1960er Jahren stritten etwa Sunniten und Schiiten darüber, wie sie die säkularen, sozialistischen und häufig pro-sowjetischen Regierungen in ihren Heimatländern überwinden könnten.“ Die Anführer dieser Bewegungen seien in religiösen Fragen zerstritten gewesen, aber einig in ihrer Ablehnung des Sozialismus. In den folgenden Jahren sei der islamische Internationalismus erstarkt, angeführt von Geistlichen und der Islamischen Weltliga. Zum Ende der 1970er Jahre hätten sich dann erste politische Erfolge eingestellt: 1979 übernahmen Schiiten die Macht im Iran, und im Jahr 1989 trugen islamische Kämpfer zur Niederlage der Sowjets in Afghanistan bei.
„In meinem Forschungsprojekt möchte ich mit Blick auf existierende Forschung zur Geschichte des Kalten Krieges über die Bipolarität zwischen kapitalistischem Westen und sozialistischem Osten hinaus gehen“, sagt Dr. Timothy Nunan. „Ich möchte klären, wie der amerikanisch-sowjetische Antagonismus neue Handlungsräume für islamische Akteure im Mittleren Osten geschaffen hat und welche Folgen bis heute in der globalen Politik spürbar sind.“ Bis 2021 soll im Rahmen des Projektes ein Buchmanuskript zu diesem Thema entstehen.
Mit den Freigeist-Fellowships unterstützt die VolkswagenStiftung Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die sich in den ersten fünf Jahren nach ihrer Promotion Themen widmen, mit denen sie neue Horizonte erschließen wollen und kritisches Analysevermögen mit außergewöhnlichen Perspektiven und Lösungsansätzen verbinden. Die jungen Forscherpersönlichkeiten werden darin ermuntert, neue Wege zu gehen und auch Widerstände aus den etablierten Forschungsgebieten oder -ansätzen zu überwinden. Mit einer Förderung über fünf Jahre, ergänzt durch Zusatzmittel und eine mögliche Anschlussförderung, können sich die Wissenschaftler ein eigenes Forschungsprofil aufbauen. Die Bandbreite der Themen ist dabei groß und reicht in diesem Jahr von Geheimdiensten und dem Kalten Krieg über Biodiversität bis hin zu elektronischen Implantaten und Weltgesundheit – insgesamt bewilligte das Kuratorium der VolkswagenStiftung 10 Millionen Euro für insgesamt 13 neue Forschungsprojekte in der Initiative "Freigeist-Fellowships".
Weitere Informationen
- Dr Timothy Nunan, Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Website: www.timothynunan.com
- Jens Rehländer, Leiter Kommunikation der VolkswagenStiftung, Telefon: 0511 / 8381 380, E-Mail: rehlaender@volkswagenstiftung.de