Shakespeare in der Staatsbibliothek
Ein Abend in drei Akten am 26. April 2016
Nr. 111/2016 vom 18.04.2016
Eine Anglistin, ein wissenschaftlicher Bibliothekar und ein Übersetzer gestalten anlässlich des 400. Todestages William Shakespeares am 26. April 2016 in der Staatsbibliothek zu Berlin einen Themenabend in drei Akten. Prof. Dr. Sabine Schülting von der Freien Universität Berlin hält einen Vortrag mit dem Titel „Shakespeare – der Untote?“, Andreas Wittenberg von der Staatsbibliothek zu Berlin präsentiert die Shakespeare-Folios der Staatsbibliothek, und der freie Übersetzer Frank Günther berichtet über die Freuden und Leiden der Übersetzung Shakespearescher Texte. Die Veranstaltung entsteht im thematischen Zusammenhang mit der Reihe „Die Materialität von Schriftlichkeit – Bibliothek und Forschung im Dialog“, die von der Staatsbibliothek zu Berlin in Kooperation mit der Freien Universität Berlin, der Universität Potsdam sowie der Humboldt-Universität zu Berlin organisiert wird. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei. Um Anmeldung online wird gebeten.
Sabine Schülting wirft in ihrem Vortrag einen kritischen Blick auf Geschichte und Gegenwart der internationalen Bardolatrie, der quasi-religiösen Verehrung Shakespeares als ein die Zeiten überdauerndes Universalgenie. "Shakespeare Lives" – "Shakespeare lebt" lautet das Motto der zahllosen Veranstaltungen, die unter der Federführung des British Council in diesem Jahr in rund 70 Ländern der Welt stattfinden. Aber ist Shakespeare tatsächlich ein globaler Autor? Ist er unser Zeitgenosse? Und ist er wirklich unsterblich?
Sabine Schülting ist Professorin für Englische Philologie an der Freien Universität Berlin. Sie ist die Herausgeberin des Shakespeare-Jahrbuchs und Mitglied des Vorstands der Deutschen Shakespeare Gesellschaft.
Andreas Wittenberg präsentiert unter dem Titel „Nur Wort' und Worte“ die Shakespeare-Folios der Staatsbibliothek zu Berlin. Diese Ausgaben von Shakespeares Werken gehören zu den bedeutendsten unter den Beständen der Bibliotheken. Auch die Preußische Staatsbibliothek, heute Staatsbibliothek zu Berlin, gehörte einst zu den Besitzern aller vier Ausgaben. Doch die Auslagerung der Bücher zum Schutz vor den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und die in der Folge entstandenen Verluste, haben große und zum Teil bis heute noch nicht wieder geschlossene Lücken in die Bestände der Staatsbibliothek gerissen. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die drei Ausgaben, die heute wieder in der Staatsbibliothek vorhandenen sind – eine Ausgabe, „Second Folio“, konnte bisher noch nicht wieder erworben werden. Andreas Wittenberg gibt Informationen zur Sammlung und stellt die exemplarspezifischen Merkmale der Bücher, ihre Drucker, Provenienzen und Einbände vor. Zum Abschluss illustriert er mit Beispielen aus der Sammlung Künstlerische Drucke, wie sich Buchkünstler immer wieder neu von den Werken Shakespeares inspirieren ließen.
Frank Günther nimmt die Zuhörer an diesem Abend mit auf eine „abenteuerliche Reise in Shakespeares Sprachwunderwelten“. Der Sprachkünstler Shakespeare hat in seinen Werken „a great feast of language“ angerichtet, wie es in Verlorene Liebesmüh heißt – ein Festmahl der Sprache. Die Rezepte hat Shakespeare neu ersonnen, seine spezifischen Zutaten stammen vom reichen Acker der englischen Sprache: Ein Schlemmermahl des Englischen. Rezepte kann man nachkochen – aber wie kocht man in einer Übersetzung Shakespeares Festmähler nach, wenn die Zutaten aus dem deutschen Sprachgemüsegarten kommen müssen? Wenn die Zutaten ganz anders schmecken als die englischen?
Frank Günther ist seit mehr als vier Jahrzehnten Übersetzer des Gesamtwerks von William Shakespeare ins Deutsche. Seine vielfach ausgezeichneten Übersetzungen sind bei dtv und in einer bibliophilen Ausgabe bei Ars Vivendi erschienen. 2014 erschienen von ihm Unser Shakespeare sowie Shakespeares Wort-Schätze. Im Wintersemester 2007/08 hatte er die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin inne, die die Hochschule mit dem Deutschen Übersetzerfonds 2007 gemeinsam ins Leben rief und trägt.
Weitere Informationen
Zeit, Ort und Anmeldung
- Dienstag, 26. April 2016, um 17.00 Uhr
- Dietrich-Bonhoeffer-Saal, Haus Potsdamer Straße
- Anmeldung online unter: http://sbb.berlin/zyjag1
Kontakt
Dr. Jochen Haug, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Telefon: 030 / 266 433 153, E-Mail: Jochen.Haug@sbb.spk-berlin.de