Dr. Patricia Kanngießer erhält „Freigeist-Fellowship“ der VolkswagenStiftung
Fünfjährige Förderung für Forschung über soziale Normen
Nr. 234/2015 vom 23.07.2015
Die Psychologin Dr. Patricia Kanngießer erhält von der VolkswagenStiftung für ihre Forschung über soziale Normen eine Förderung von 561.500 Euro. Mit ihrem Forschungsvorhaben „Navigating the social world – A cross-cultural and developmental perspective on social norms“ („Die soziale Umwelt navigieren - eine kulturübergreifende und entwicklungspsychologische Perspektive auf soziale Normen“) konnte sie das international besetzte Gutachtergremium überzeugen. In dem Projekt untersucht die Wissenschaftlerin, welchen Einfluss die kulturelle Umgebung auf das soziale Normverständnis hat. Für ihr Vorhaben wird die Wissenschaftlerin im Januar 2016 vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig an die Freie Universität Berlin wechseln.
Am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität wird Patricia Kanngießer eine Nachwuchsgruppe zusammenstellen, um die Entstehung sozialer Regeln und Normen innerhalb unterschiedlicher Kulturkreise zu erforschen. Bisherige Untersuchungen über die Entwicklung von Normverständnis und seinen psychologischen Grundlagen wurden hauptsächlich an Kindern westlicher Gesellschaften vorgenommen. Jedoch konnte bei Erwachsenen unterschiedlicher Kulturkreise gezeigt werden, dass deren Normverständnis in vielen Punkten stark voneinander abweicht. Dies lässt nach Ansicht der Wissenschaftlerin darauf schließen, dass die Entwicklungsverläufe westlicher Kinder nicht universell gültig sind. Vor diesem Hintergrund möchte Patricia Kanngießer aus einer kulturvergleichenden Perspektive heraus untersuchen, wie Kinder in verschiedenen Gesellschaften ein Verständnis von sozialen Normen entwickeln. Hierfür wird sie in einer großangelegten Studie die Entwicklungsverläufe von Kindern aus fünf verschiedenen, nicht-industrialisierten Gesellschaften in Afrika und Südamerika analysieren. Durch den – im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen – transkulturell angelegten Vergleich wird sie herausarbeiten, welche Teile des sozialen Normverständnisses kulturübergreifend gelten und welche Teile durch die kulturelle Umgebung entstehen.
Patricia Kanngießer hat bereits mehrere Feldforschungen in Kenia, Namibia und Argentinien durchgeführt und unter anderem an der Kyoto University, Harvard University und zuletzt am Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie geforscht. Sie ist eine von acht Forscherinnen und Forschern, die in diesem Jahr ein „Freigeist-Fellowship“ der VolkswagenStiftung erhalten.
Die Förderung ist zunächst auf fünf Jahre angelegt und in dieser ersten Phase mit 561.500 Euro ausgestattet. Das Fellowship wendet sich an „an exzellente Postdoktoranden, die betont zukunftsweisende und originelle Forschungsideen an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen verwirklichen möchten und nicht nur eine herausragende fachliche Expertise mitbringen, sondern auch über die Grenzen des eigenen Faches hinausblicken“, erklärte die Stiftung.
Weitere Informationen
Dr. Patricia Kanngießer, Marie Curie Fellow, Department of Developmental and Comparative Psychology, Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology, Telefon: 0341 / 3550 464, E-Mail: kanngiesser@eva.mpg.de