Patañjali als höchste Autorität auf dem Gebiet des Yoga
Vortrag der US-amerikanischen Indologin Gudrun Bühnemann am 9. Juli 2015 an der Freien Universität Berlin
Nr. 202/2015 vom 30.06.2015
Die Bedeutung des indischen Gelehrten Patañjali und der von ihm zusammengetragenen und kommentierten Yogasūtras sind Gegenstand eines Vortrags der US-amerikanischen Indologin Gudrun Bühnemann von der University of Wisconsin-Madison, USA am 9. Juli 2015 an der Freien Universität Berlin. Die Yogasūtras bestehen aus 195 Aphorismen zum Yoga und sind der klassische Leitfaden dieser philosophischen Lehre. Gudrun Bühnemann wird in ihrem Vortrag die Rolle Patañjalis im Yoga analysieren und die Entwicklung seiner Ikonographie von den Anfängen am Ende des 12. Jh. n. Chr. in Südindien bis in die Gegenwart nachzeichnen. Die Veranstaltung findet im Institut für Religionswissenschaft statt. Sie ist öffentlich, der Eintritt frei.
Nach neueren Forschungen hat der Gelehrte Patañjali die Aphorismen zwischen dem 4. und 5. Jh. n. Chr. aus älterem Textmaterial extrahiert, neu zusammengestellt und dazu einen Kommentar verfasst, der oft dem Vyāsa zugeschrieben wird. Im Laufe der Zeit wurden die Yogasūtras von zahlreichen indischen Gelehrten interpretiert und neu kontextualisiert. „In populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen wird meist behauptet, dass die Yogasūtras unwandelbares Übungswissen präsentieren, das seit Jahrtausenden in einer kontinuierlichen Tradition weitergegeben wird“, erklärt Gudrun Bühnemann.“ Sie werden als der zeitlose Grundtext des Yoga und Patañjali als ihr Autor und der Altmeister des Yoga gehandelt.“ Durch die Popularisierung der Yogasūtras habe Patañjali einen besonderen Status als Autorität im modernen Yoga erhalten. Dazu habe der Yogameister B.K.S. Iyengar erheblich beigetragen, indem er beispielsweise den ersten Patañjali-Tempel erbauen ließ. „Durch die Globalisierung des Yoga finden sich heute Figuren oder Bilder von Patañjali in vielen westlichen Yoga-Studios“, erläutert Gudrun Bühnemann. Dabei seien die modernen westlichen Darstellungen besonders interessant, da in ihnen die Gestalt des Patañjali durch Aneignung in einen anderen kulturellen Kontext eine neue Interpretation erfahre.
Gudrun Bühnemann ist Professorin für Indologie und Religionswissenschaft an der University of Wisconsin-Madison, USA. Ihre Forschungsschwerpunkte im Bereich Klassische Indienstudien sind Sanskrit-Sprache und -Literatur, Hinduismus und Indischer Buddhismus sowie tantrische Ikonografie und Rituale.
Zeit und Ort
- Donnerstag, 9. Juli 2015, von 14.00 bis 16.00 Uhr
- Freie Universität Berlin, Neubau der kleinen Fächer, Fabeckstraße 23/25, Raum 0.2001, 14195 Berlin. U-Bahnhof Dahlem-Dorf (U3).
Weitere Informationen
Prof. Dr. Almut-Barbara Renger, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaft der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-51483, E-Mail: arbeitsbereich-renger@geschkult.fu-berlin.de