Für eine Provinzialisierung" der Sozialwissenschaften
Internationaler Workshop vom 4. bis 6. Juni 2015 an der Freien Universität
Nr. 159/2015 vom 03.06.2015
Die oft beklagte “Krise” der Regionalwissenschaften, so die Grundannahme der Organisatorinnen und Organisatoren der Veranstaltung – lässt sich nur in Zusammenhang mit einer “Krise” der Sozialwissenschaften verstehen. Dass die Bezüge der Sozialwissenschaften trotz ihres universalistischen Anspruchs auf den Erfahrungen der europäischen Moderne basieren, habe vor allem die postkoloniale Kritik vielfach gezeigt. „Die Konferenz greift diese Kritik auf und geht aber noch einen Schritt weiter“, erläutert Schirin Amir-Moazami, Professorin am Institut für Islamwissenschaften der Freien Universität Berlin.
„Im Sinne Chakrabartys Programms der Provinzialisierung Europas meint die Provinzialisierung der Sozialwissenschaften vor allem einen theoriegeleiteten Dialog zwischen Regional- und Sozialwissenschaften.“ Dabei werde auch nach alternativen Zugängen gefragt, die Analysen jenseits eurozentrischer Grundannahmen ermöglichen. Die Konferenz rege somit nicht nur die kritische Reflektion über falsche Ansprüche auf Universalität und Tendenzen zur Marginalisierung von „anderen“ Wissenschaften innerhalb sozialwissenschaftlicher Disziplinen an. Sie sei auch auf eine politisch und theoretisch reflektiertere Formulierung der Regionalstudien ausgerichtet.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren im Rahmen von drei Themenkomplexen:
1. Genealogische Betrachtungen der Entstehung disziplinärer Aufteilungen zwischen “großen” und “Kleinen” Fächern in unterschiedlichen historisch-politischen Kontexten
2. Ansätze, die die epistemische Vorrangstellung der Sozialwissenschaften hinterfragen und Sozialwissenschaften für weitestgehend unbeachtete Epistemologien von “anderen” Teilen der Welt öffnen
3. Regionalwissenschaftliche Perspektiven, die etablierte und implizit wirksame Epistemologien insbesondere im Hinblick auf die theoretischen Kategorien Gender und Religion herausfordern.
Die Konferenz ist in Kooperation zwischen dem Center for Area Studies (CAS) und der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies (BGSMCS) entstanden. Sie wird von den Veranstaltern als Auftaktveranstaltung eines langfristigen Austausches gesehen, aus dem ein breit angelegtes Forschungsprojekt an der Freien Universität erwachsen soll.
Weitere Informationen
Zeit und Ort
- Donnerstag, 4. Juni bis Samstag, 6. Juni 2015
- Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin, Senatssaal , Garystraße 35, 14195 Berlin. U-Bahnhof Thielplatz (U3)
Programm
Ansprechpartnerinnen
- Prof. Dr. Schirin Amir-Moazami, Institut für Islamwissenschaften der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-55865, E-Mail: schirin.amir-moazami@fu-berlin.de
- Ruth Streicher, DAAD PRIME Fellow UC Berkeley/FU Berlin, Telefon: 030/755-40798, E-Mail: r.streicher@fu-berlin.de