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Für Beitrag zum Verstehen der Völker und Kulturen ausgezeichnet

Renommierter Judaistik-Professor Peter Schäfer mit Dr.-Leopold-Lucas-Preis geehrt

Nr. 186/2014 vom 26.05.2014

Der ehemalige Institutsdirektor des Instituts für Judaistik an der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Dres. h.c. Peter Schäfer, ist mit dem Dr.-Leopold-Lucas-Preis ausgezeichnet worden. Sein wissenschaftliches Werk stelle einen herausragenden Beitrag zur Erforschung der Geschichte, Literatur und Theologie des antiken und frühmittelalterlichen Judentums dar, erklärte die Jury. Als ein in den USA, in Israel und in Deutschland wirkender Wissenschaftler leiste Schäfer einen persönlichen Beitrag zum Verstehen der Völker und Kulturen. Schäfer leitete das Institut für Judaistik an der Freien Universität Berlin von 1983 bis 2003. In diesem Jahr feiert das Institut für Judaistik sein 50-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums laden die Institutsangehörigen am 17. Juni 2014 zur feierlichen Festveranstaltung mit dem israelischen Schriftsteller David Grossman ein. Er wird sich mit dem Institutsleiter Professor Dr. Giulio Busi über die Gegenwartsliteratur Israels unterhalten. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Die Freie Universität Berlin gründete 1963 im Rahmen ihres wissenschaftlichen Ethos' der Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit das erste Institut für Judaistik in Deutschland. In den nachfolgenden Jahrzehnten ist damit an der Freien Universität ein national wie auch international ausstrahlendes Zentrum für jüdische Studien entstanden, an dem neben Peter Schäfer Jakob Taubes (1963–1978 als Direktor; gest. 1987), Marianne Awerbuch (1978–1982 als Direktorin; gest. 2004), Michael Brocke (1988–1996; Träger der Moses-Mendelssohn-Medaille) und Joseph Dan (1993–2003; 1997 mit dem Israelpreis ausgezeichnet) forschten und lehrten.

Peter Schäfer, 1943 in Mülheim geboren, studierte katholische Theologie, Philosophie und Judaistik in Bonn und an der Hebräischen Universität Jerusalem. Nach seiner Promotion in Freiburg war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutum Judaicum in Tübingen tätig. Er habilitierte sich im Fach Judaistik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, bevor er als außerplanmäßiger Professor für Judaistik am Martin-Buber-Institut Köln tätig wurde. Im Jahr 1982 wurde ihm dort eine ordentliche Professur übertragen. In den folgenden 15 Jahren stand er dem Institut für Judaistik an der Freien Universität Berlin als Institutsdirektor vor. 1998 wurde er Member and Visiting Mellon Professor am Institute for Advanced Studies in Princeton (USA) und wurde dort auch bald zum ersten Lehrstuhlinhaber der Ronald O. Perelman Professorship of Judaic Studies und Professor of Religion berufen, außerdem wurde ihm die Direktion des dortigen Studienprogramms in Judaistik übertragen. Schäfer war zudem mehrfach Gastprofessor in Oxford, Jerusalem und Yale und erhielt in Utrecht die theologische, sowie in Tel Aviv die philosophische Ehrendoktorwürde. Seit 1997 ist er Foreign Member der American Philosophical Society, seit 2002/03 Fellow am Historischen Kolleg in München sowie seit 2007/2008 am Berliner Wissenschaftskolleg. Außerdem ist Schäfer unter anderem ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Während seiner Tätigkeit am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin und vom Jahr 1998 bis zum Sommer 2013 als Ronald O. Perelman Professor of Jewish Studies and Professor of Religion an der Princeton University hat Peter Schäfer der internationalen judaistischen Forschung wichtige neue Impulse gegeben. Dies gelang ihm durch seine herausragenden Editionsprojekte zur jüdischen Mystik und Magie sowie zum Jerusalemer Talmud ebenso wie durch seine zahlreichen monographischen Arbeiten. Dabei behandelte er verschiedene Aspekte der jüdischen Literatur und Geschichte, vor allem auch Fragen nach den Beziehungen zwischen Judentum und Christentum in Antike und dem frühem Mittelalter. Nicht zuletzt aufgrund seiner wegweisenden Arbeiten zur jüdischen Mystik und zum antiken Judentum wurde Peter Schäfer 1994 mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet; diesem folgte 2007 die Auszeichnung mit dem amerikanischen Mellon Distinguished Achievement Award. Peter Schäfer ist weltweit der einzige Wissenschaftler, der beide Auszeichnungen erhalten hat.

Der Dr. Leopold Lucas-Preis wird jährlich von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen verliehen und ist mit 50.000 Euro dotiert. Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich auf den Gebieten der Theologie, der historischen Geisteswissenschaften und Philosophie durch hervorragende Leistungen in besonderer Weise um die Verständigung zwischen Menschen und Völkern sowie um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient gemacht haben. Der Preis wurde 1972 von Generalkonsul Franz D. Lucas anlässlich des 100. Geburtstags seines Vaters, des jüdischen Gelehrten und Rabbiners Dr. Leopold Lucas, gestiftet. Dr. Leopold Lucas, 1872 in Marburg geboren, wurde 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet.

Zeit und Ort der Festveranstaltung zum 50jährigen Bestehen des Instituts für Judaistik an der Freien Universität Berlin

  • Dienstag, den 17. Juni 2014, von 18.00 bis 20.00 Uhr
  • Rost- und Silberlaube der Freien Universität Berlin, Habelschwerdter Alle 45, 14195 Berlin, U-Bahnhof Dahlem-Dorf oder Thielplatz (U3)

Weitere Informationen

Prof. Dr. Giulio Busi, Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-52002, E-Mail: busi@zedat.fu-berlin.de

Im Internet

www.geschkult.fu-berlin.de/e/judaistik/Ankuendigungen/Grossman.html