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Kalavryta, Ort der Erinnerung

Tagung am 13. Dezember zu Menschenrechtsverletzungen der Wehrmacht in Griechenland vor 70 Jahren

Nr. 387/2013 vom 12.12.2013

Massaker der Wehrmacht während der deutschen Besatzung in Griechenland im Zweiten Weltkrieg sind Gegenstand einer wissenschaftlichen Tagung am 13. Dezember 2013 an der Freien Universität Berlin. Im Mittelpunkt stehen die Menschenrechtsverletzungen in der Kleinstadt Kalavryta und den umliegenden Dörfern und Klöster auf der nördlichen Peloponnes, bei denen vor 70 Jahren, am 13. Dezember 1943, fast 700 Menschen ermordet wurden. Veranstalter sind die Professur Neogräzistik der Freien Universität Berlin und der Verein Exantas e. V. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zur Einführung spricht der Historiker Martin Seckendorf mit Argyris Sfountouris, einem Überlebenden eines Massakers in dem griechischen Ort Distomo und mit dem Journalisten Eberhard Rondholz. Im Rahmen der Veranstaltung wird Rondholz‘ 45-minütiger Film „Kalavryta“ aus dem Jahr 1982 gezeigt.

Am 13. Dezember 1943 brannten Einheiten der 117. Jägerdivision der Wehrmacht als „Sühnemaßnahmen“ gegen die griechische Widerstandsbewegung die Kleinstadt Kalavryta und die umliegenden Dörfer und Klöster nieder und erschossen fast 700 Einwohner – alle Männer über 14 Jahre, derer sie habhaft werden konnten. Dabei ragt das „Unternehmen Kalavryta“ aus einer langen Reihe von Kriegsverbrechen der Wehrmacht und der SS im besetzten Griechenland nur aufgrund der höheren Zahl der Opfer heraus. Gemeinsam ist allen diesen Gräueltaten die ausgebliebene juristische Aufarbeitung und Ahndung sowie die verspätete Wahrnehmung in der deutschen Öffentlichkeit. Trotz Aufklärungsarbeit ist Kalavryta noch heute weit weniger Menschen in Deutschland ein Begriff als etwa das tschechische Lidice oder das französische Oradour-sur-Glane.

Fern von einem bequemen, selbstgerechten Umgang mit dem Gedenken – sei es auf deutscher Seite die Erfolgsgeschichte einer gelungenen Vergangenheitsbewältigung oder auf griechischer Seite eine Instrumentalisierung einer ewigen Opferrolle – sind die Veranstalter bestrebt, statt den Schrecken zu trivialisieren, einer verbindlichen moralischen Verpflichtung gegen das Vergessen und gegen das Ideengut Vorschub zu leisten, welches das Grauen erst ermöglichte.

Ort und Zeit

  • Freitag, 13. Dezember 2013, Beginn: 19.30 Uhr
  • Freie Universität Berlin, Raum L 115, Habelschwerdter Alle 45, Berlin-Dahlem, U-Bhf. Thielplatz oder Dahlem-Dorf (U3), Bus M11, X11

Im Internet

Weitere Informationen

Dr. Konstantinos Kosmas, Institut für Neogräzistik, E-Mail: k.kosmas@fu-berlin.de