Wissenschaftlerin: Organisation der UNO-Klimakonferenzen birgt großes Risiko des Scheiterns
Wirtschaftswissenschaftlerin der Freien Universität Berlin wertet Verlauf von Vorgängerkonferenzen aus
Nr. 357/2013 vom 21.11.2013
Die am Freitag endende UNO-Klimakonferenz in Warschau birgt nach Einschätzung von Elke Schüßler, Juniorprofessorin für Organisationstheorie an der Freien Universität Berlin, ein großes Risiko, wie die Vorgängerkonferenzen hinter den Erwartungen von Klima- und Umweltverbänden, gefährdeten Nationen und Nichtregierungsorganisationen zurückzubleiben. Zwar hätten Veranstaltungen dieser Art das Potenzial, zu einem institutionellen Wandel beizutragen, denn hier seien die wichtigsten Akteure eines Politikfeldes für einen begrenzten Zeitraum an einem begrenzten Ort versammelt, erklärt die Wirtschaftswissenschaftlerin. Auch die Medienaufmerksamkeit, die mit solchen sichtbaren Veranstaltungen einhergeht, könne den gefühlten Druck auf die Verhandlungsdelegationen erhöhen und ein Verhandlungsergebnis befördern. Unter bestimmten Bedingungen allerdings – etwa einer hohen Fragmentierung und Spezialisierung der Gruppen von Akteuren – führten genau diese Faktoren auch zu entscheidenden Nachteilen. So gebe es weniger Austausch zwischen den Verhandlungspartnern und in der Folge Missverständnisse. Verhärtete Positionen ließen sich schwerer aufweichen. Die Wissenschaftlerin hatte gemeinsam mit Charles-Clemens Rüling von der Grenoble Ecole de Management und Bettina Wittneben, Klimaforscherin an der University of Oxford, die UNO-Klimakonferenzen der Jahre 1995 bis 2012 aus organisationssoziologischem Blickwinkel ausgewertet. Die Autoren hatten insbesondere die Ursachen für das Scheitern der UNO-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen analysiert. Die Ergebnisse werden im Februar in der renommierten Zeitschrift Academy of Management Journal veröffentlicht.
Ein wichtiger Grund für die Schwierigkeit, bei solchen Veranstaltungen zu Ergebnissen zu kommen, ist der Studie zufolge die zunehmende Komplexität des verhandelten Themas. So werde das Feld der Klimapolitik immer größer und vielfältiger, und die Verhandlungsinhalte würden technischer und komplexer. Diese Veränderungen hätten sich strukturell in der Organisation und Dynamik der Klimakonferenzen niedergeschlagen, analysieren die Autoren. Ein Austausch finde nun zumeist nur noch innerhalb bestimmter Gruppen von Akteuren statt und ein gemeinsames Verständnis von Problemen und Lösungen sei kaum noch zu erzielen. Zudem sei das häufige Tagen für viele der Verhandlungsteilnehmer selbst zu einer Routinetätigkeit geworden. Statt Veränderungen herbeizuführen trügen Konferenzen deshalb eher dazu bei, den Status quo zu festigen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Elke Schüßler, Juniorprofessorin für Organisationstheorie an der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-56807, E-Mail: elke.schuessler@fu-berlin.de
Literatur
Academy of Management Journal, doi ist 10.5465/amj.2011.0812