Vom Kolonialismus zur NS-Ideologie
Ausstellung über das Gebäude Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem
Nr. 334/2013 vom 31.10.2013
Eine Ausstellung von Studierenden der Freien Universität Berlin über die Geschichte des Gebäudes Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem und dessen Bezug zum deutschen Kolonialismus wird am Montag, den 4. November 2013 um 18.00 Uhr eröffnet. Das Gebäude beherbergt einen Teil des Instituts für Politikwissenschaft der Freien Universität. Zuvor war es Sitz des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik seit seiner Gründung 1927 bis zur kriegsbedingten Verlagerung 1943. Die Ausstellung mit dem Titel „Manufacturing Race“ wurde als Forschungsprojekt einer Gruppe Studierender der Freien Universität entwickelt im Anschluss an ein Seminar über Postkolonialismus. Zur Eröffnung findet eine Podiumsdiskussion statt zum Thema „Kolonialismus, Wissenschaft und Erinnerung“. Die Ausstellung ist zwölf Tage lang zu sehen. Am 14. November wird ein Film von Studierenden über die Geschichte der Kolonie Deutsch-Südwestafrika im Kaiserreich gezeigt.
Das Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik widmete sich der Vererbungsforschung, lieferte mit seinem eugenischen Ansatz aber auch wissenschaftliche Legitimationen rassistischer Politik. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ist Vorläuferin der Max-Planck-Gesellschaft, die 1948 als Wissenschaftsorganisation neu gegründet wurde. Das Gebäude in der Ihnestraße 22 wird seit ihrer Gründung 1948 von der Freien Universität Berlin genutzt, seit 1959 vom politikwissenschaftlichen Institut. Eine Gedenktafel am Eingang erinnert an die Geschichte des Baus und die Verbindung von Wissenschaftlern zu den nationalsozialistischen Verbrechen. Die Ausstellung erweitert die Auseinandersetzung, indem sie die Rolle der Wissenschaft in Bezug auf den deutschen Kolonialismus thematisiert.
Für ihre Forschung verwahrten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KWI eine Sammlung von Schädeln und Gebeinen, auch die von ermordeten Afrikanerinnen und Afrikanern der Kolonie Deutsch-Südwestafrika im Kaiserreich, wie die Studierenden des Otto-Suhr-Instituts herausfanden. Im Rahmen der Ausstellung wird der Versuch unternommen, Verbindungen zwischen der Ihnestraße 22 und dem deutschen Kolonialismus herzustellen. Im Fokus des ersten Teils stehen die Wissenschaftler des KWI und deren Forschung. Der zweite Teil der Ausstellung beleuchtet, wie heute Studenten und Forscher am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft mit der kolonialen Vergangenheit und der Geschichte des Gebäudes umgehen.
Ort und Zeit
- Ausstellung: Foyer des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin, Ihnestraße 21, 14195 Berlin
- 4. bis 16. November 2013, Montag bis Freitag von 9.00 bis 20.00 Uhr, Sonnabend von 10.00 bis 18.00 Uhr
- Eröffnung: Montag, 4. November 2013 um 18.00 Uhr, Podiumsdiskussion: 18.00 bis 20.00 Uhr (Raum 21/A)
- Abschlussveranstaltung: Donnerstag, 14. November 2013, Vorführung des Films von Studierenden über die Geschichte der Kolonie Deutsch-Südwestafrikas und Diskussion, 18.00 bis 20.00 Uhr (Raum 21/A)
Im Internet
Weitere Informationen
Dr. Bilgin Ayata, Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-54160, E-Mail: bilgin.ayata@fu-berlin.de